Wolfgang Eberling, Obmann des Taxiclubs Wien (hier bei der Anti- Uber-Demo am 1. April ), meint, dass mehr Kontrollen dem Taxi - gewerbe nutzen. TAXICLUB WIEN: MEHR KONTROLLE Wolfgang Eberling, Obmann des Taxiclubs Wien, fordert schärfere Kontrollen bei den Lizenzen für Taxilenker: „Es kann nicht sein, dass einer, der einmal eine Lizenz erhalten hat, praktisch unkontrolliert fahren kann!“ Bis 1986 hatte es in Österreich – ähnlich wie in Deutschland – alle fünf Jahre eine Überprüfung gegeben. „Wir haben dieses Mittel, um unbotmäßige Lenker aus dem Verkehr zu ziehen, ohne jede Not aus der Hand gegeben“, beschwert sich der erfahrene Taxilenker. Eberling wünscht sich eine regelmäßige Kontrolle, bei der nicht nur der allgemeine Gesundheitszustand überprüft wird, sondern auch sonstige Gründe, die gegen eine Verlängerung der Lenkerlizenz sprechen, Beachtung finden. Dazu könnten etwa auffällig viele Ver kehrsverstöße zählen oder sonstige Straftaten, die bisher nicht zu einem automatischen Entzug der Beförderungserlaubnis geführt haben. „Heute kann ein Fahrer Dinge tun, die Zweifel an seiner Eignung als Taxilenker aufkommen lassen. Und trotzdem wird er weiter auf die Kundschaft losgelassen.“ Eberling wünscht sich, dass die Behörden hier stärker eingreifen, „denn das kann nur im Sinn des Taxigewerbes sein“. Der Taxiclub Wien dürfte Österreichs erster Verein sein, in dem sich ausschließlich Taxilenker organisieren. Erst am 1. April dieses Jahres machte der Club mit einer Anti-Uber-Demo in Wien von sich hören, an der rund 500 Fahrzeuge teilnahmen. Jetzt will sich Clubobmann Eberling auf den Mitgliederzuwachs konzen trieren, wobei nur solche Kollegen als Neumitglieder gesucht werden, die sich auch für mehr Qualität im Gewerbe einsetzen wollen. „Wir Taxifahrer brauchen eine Stimme! Der Taxiclub Wien kann diese Stimme sein“, sagt Eberling. tb FOTOS: Tom Buntrock/Taxi Times, Gugerell/wikipedia.de Wien will für mehr Lebensqualität sorgen – doch die Kunden bleiben der neu geschaffenen Fußgängerzone fern. BEGEGNEN: JA, EINKAUFEN: NEIN Die Wiener Stadtpolitik ist zufrieden: Die Umgestaltung der Mariahilfer Straße zur Fußgänger- und Begegnungszone sei erfolgreich gewesen. Kritik kommt jetzt von der Wirtschaftskammer. Ihr zufolge kommen – mit Verweis auf eine jährlich stattfindende Passantenzählung – nunmehr knapp 13 Prozent weniger Menschen, um tatsächlich einzukaufen. Und das hat Folgen für die dort ansässigen Geschäfte. Denn 13 Prozent weniger Passanten bedeutet auch weniger Umsatz für den Handel. Der Rückgang von tatsäch lichen Einkäufern unter den Passanten beträgt sogar über 16 Prozent, so die Wiener Wirtschaftskammer. Da die Zählungen immer im Herbst stattfinden, habe man den unmittelbaren Vergleich zwischen der Situation vor und nach dem Umbau zur Fußgänger zone. Leider bleiben aber mit der mobilen Kundschaft, die mit dem eige nen Auto oder dem Taxi zum Shoppen fuhren, auch gerade die zahlungskräftigen Käufer weg, was die Geschäfte nun ihrerseits zwingt, ihre Sortimente anzupassen. Langfristig könnte die größte Einkaufsstraße Wiens so weiter an Attraktivität verlieren, doch nur so können Händler auf das veränderte Einkaufsverhalten reagieren. Damit wird die Mariahilfer Straße unfreiwillig zum Präzedenzfall dafür, was passieren kann, wenn man Individualund Taxiverkehr aus Einkaufsstraßen aussperrt. tb 22 SEPTEMBER / 2016 TAXI
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ MAX HANISCH GEHT IN RENTE Max Hanisch von der Zürcher Taxizentrale 7x7 Taxi ist vielen Teilnehmern des Eurocab Anwendertreffens als Schulungsfachmann bekannt. Bei diesen Treffen wird man Hanisch nicht mehr erleben, denn der 66-Jährige hat Mitte September seinen Ruhestand angetreten. Hanisch hat für 7x7 Taxi (damals noch Alpha-Taxi) über 17 Jahre lang die Taxifahrerausbildung verantwortet. „Es war eine spannende und aufreibende Zeit mit all den vielen Veränderungen und Neuerungen im Taxi-Business”, blickt Hanisch zurück. Sechs Gerätegenerationen an Funkgeräten hat er seitdem geschult, vom damaligen Kapsch/Indelco-System/Autophon bis zum heutigen DBGX700- Terminal. Als großen Techniksprung bezeichnet der Wahlzürcher die Integration der bargeldlosen Kartenzahlung. Über ein Abrechnungsmodul wurde dabei auch die Fakturierung vereinfacht. Neben den technischen Inhalten sind bei 7x7 Taxi auch Dienstleistungsschulungen in den eintägigen Kurs integriert. Früher waren es noch zwei Tage, doch mittlerweile wollen die Unternehmer ihre Fahrer so schnell wie möglich wieder hinter dem Lenkrad sitzen haben. Wer allerdings über die Taxi-App vom Fahrgast mit zu wenigen Sternen bewertet wird, muss zur Nachschulung antreten. Dort hat Max Hanisch bis zu seinem letzten Tag immer wieder deutlich gemacht: „Im Wettbewerb mit Uber und anderen ist es sehr wichtig, dass die Taxifahrer eine qualitativ hochwertige Dienstleistung erbrin gen. Die Kundenerwartungen sind heute größer, es reicht nicht mehr den Kunden nur von A nach B zu fahren.“ Große Aufmerksamkeit müsse jeder Unternehmer auch auf das äußere Erscheinungsbild seiner Fahrer legen und darauf achten, wie diese die erlernte Dienstleistung „leben“. Denn der erste Eindruck, den ein Fahrgast erhält, entscheidet gerade im Taxigewerbe darüber, ob der Kunde auch weiterhin die Dienstleis tung des Taxiunternehmens in Anspruch nimmt. jh „Besonders in Erinne rung bleiben für mich die vielen Eurocab- Treffen und die vielen und interessanten Gespräche mit den Kollegen anderer Taxi zentralen.“ UBER-FAHRER MÜSSEN WIE ANGESTELLTE BEHANDELT WERDEN NEWSTICKER AUFREGUNG TEIL 1 Über zwei Themen sollte ein guter Taxilenker mit seinen Fahrgästen niemals sprechen: über Politik und über Religion. Im Zeitalter der sozialen Medien möchte man noch ergänzen, dass man sich auch auf Facebook zurückhalten sollte, wenn man sich dort schon als Taxiunternehmer zu erkennen gibt. In Wien sorgte im August ein „Kollege“ für mediale Aufregung, weil er auf seinem Account wahre Hasstiraden gegen Österreicher verbreitet. Österreicher seien „Kinderschänder“ und „dreckige Nazis“. Ist dieser Hassprediger tatsächlich Taxilenker? Wohl kaum, denn dann hätte er doch während seiner Taxischichten längst festgestellt, dass seine österreichischen Fahrgäste diesem verzerrten Feindbild nicht entsprechen. AUFREGUNG TEIL 2 Diese Fahrzeuge des Roten Kreuzes Tirol ärgern so machen Taxi Times-Leser. Manch einer fragt sich, ob Mercedes seine Fahrzeuge hier kostenlos zur Verfügung stellt und damit den konkurrierenden Taxiunternehmern einen Bärendienst erweist, die ja wiederum ihrerseits treue Käufer der Marke mit dem Stern sind. Dem Roten Kreuz werfen die Taxiunternehmer vor, mit solchen Fahrzeugen entgeltliche Beförderung ohne Genehmigung durchzuführen. Das Rote Kreuz weist diese Vorwürfe gegen über Taxi Times zurück. Die Fahrzeuge werden „zu guten Konditionen, nicht jedoch kostenlos“ zur Verfügung gestellt. Man führe damit „Patiententransporte lt. der gesetzlichen Regelungen“ durch. Eine entsprechende Konzession für die ge werbliche Personenbeförderung sei nicht notwendig. jh FOTOS: Privat Was haben die Schweiz und die USA gemeinsam? In beiden Ländern sind Experten der Meinung, dass die Partner des Fahrtenvermittlers Uber steuer- und versicherungsrechtlich als Angestellte und nicht als Selbstständige zu bewerten sind. Ein von Kurt Pärli, Professor für Soziales Privatrecht, kürzlich erstelltes und von der Schweizer Gewerk schaft Unia in Auftrag gegebenes Gutachten bestätigte dies abermals. Uber-Fahrer sind laut Pärli unselbstständige Erwerbende. Der US Konzern müsse darum Arbeitnehmer- und Arbeitgeber beiträge unter anderem für die Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV und die Invalidenversicherung IV bezahlen. TAXI SEPTEMBER / 2016 23
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