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Taxi Times D-A-CH - September 2016

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TAXI INTERNATIONAL

TAXI INTERNATIONAL APP-ANBIETER GEHEN ZUSAMMEN Auf dem heiß umkämpften Markt der App-Vermittler entwickeln sich die ersten Kooperationen und Fusionen. So hat beispiels weise in China der dortige Vermittler Didi sämtliche Anteile von Uber China inklusive der Namensrechte und Daten für den chinesischen Markt aufgekauft. Vorausgegangen waren massive gegenseitige Rabattaktionen, deren Folge Milliardenverluste waren. In Deutschland überraschte mytaxi Ende Juli mit der Nachricht, man werde den Londoner App-Anbieter Hailo übernehmen. Das fusionierte Unternehmen wird unter dem Namen mxtaxi mit Firmensitz in Hamburg operieren. Chef des neuen Unternehmens wird der bisherige Hailo-CEO Andrew Pinnington. Nach einer misslungenen Expansion in die USA und einem Vertrauensverlust unter Londons Taxifahrern galt Hailo als finanziell angeschlagen (wir berichten ausführlich auf Seite 28). Der bisherige mytaxi-CEO Niclaus Mewes rückt in den Aufsichtsrat des neu fusionierten Unternehmens auf und wird darüber hinaus Geschäftsführer der Daimler Mobility Services GmbH. Derweil sammelt auch die Konkurrenz im Mietwagensektor weiteres Kapital. Blacklane, wie mytaxi ebenfalls eine Daimler-Tochter, hat bei einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde Investitionsgelder in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages eingesammelt. Blacklane ist bisher in mehr als 50 Ländern vertreten und will nun den Fokus auf die Regionen Asien-Pazifik und den Nahen und Mittleren Osten legen. Also genau dort, wo selbst Uber gescheitert ist. Apropos Uber: Im ersten Halbjahr 2016 hat das Unternehmen über eine Milliarde Dollar Verlust gemacht. jh SCHRIFTLICHE ENGLISCH- KENNTNISSE IN LONDON STRAFEN GEGEN FINNISCHE UBER-FAHRER Gute Ortskenntnisse, aber auch eine hohe Kommunikationsfähigkeit in der Heimatsprache des Landes, in dem ein Taxifahrer seinen Beruf ausübt, sind eigent - lich eine Selbstverständlich keit. Doch darf und soll das per Gesetz vorge schrieben werden? Die Londoner Kontrollbehörde TFL will zum 1. Oktober im Rahmen einiger neuer Taxivorschriften auch einen schriftlichen Eng lisch test für Personenbeförderer einführen. Widerstand dagegen kommt aus Gruppen, die darin eine Diskrimi - nierung sehen, aber auch von Uber, deren Fahrer durch einen solchen Test ihre Lebens grundlage verlieren könnten. Viele Uber- Fahrer würden zwar gut Englisch sprechen können, hätten aber nur begrenzte Fähigkei ten, sich schriftlich auszu - drücken. Den gegenteiligen Weg zu London geht derzeit New York. Hier traten im August neue Regularien in Kraft, wonach ein Englischtest nicht mehr erforderlich ist. UberPOP, die Fahrtenvermittlung an Privatfahrer ohne Personenbeförderungs ­ schein und Konzession, ist in nahezu allen europäischen Städten mittlerweile gerichtlich verboten. In die Liste der verbotenen Länder reihte sich kürzlich auch Ungarn ein. Dabei gehen die ungarischen Behörden einen sehr restriktiven Weg, um das Verbot auch durchzusetzen. Per Gesetz wird der staatliche Netzbetreiber verpflichtet, die App vom Netz zu nehmen. In Finnland ist der Weg mühsamer. Hier geht die Polizei gegen UberPOP­ Fahrer vor. Gegen rund 50 von ihnen wurden laut einem Bericht des Wirtschaftsportals Bloomberg Ermittlungsverfahren eingeleitet. Man wirft ihnen vor, ohne eine gültige Erlaubnis Personen befördert zu haben. jh 20 PROZENT WENIGER TOUREN IN KOPENHAGEN Kopenhagens Taxifahrer haben im Laufe des letzten Jahres rund 500 000 Touren weniger durch - geführt, berichtet Taxinævnet, die Taxibehörde der dänischen Haupt - stadt. Das entspricht einem Fünftel der Gesamtfahrten. Ausgehend von einem durchschnittlichen Fahrpreis von 190 Kronen pro Tour, summiert sich der Umsatzverlust auf rund 95 Millionen Kronen, umgerechnet 12,7 Millionen Euro. Taxinævnet macht für den Umsatzrückgang das Unter - nehmen Uber verantwortlich, das mittlerweile in Kopen hagen trotz Verbots genauso viele Autos fahren lässt, wie es dort Taxis gibt. LOGOMONTAGE: Taxi Times FOTO: Astrid Götze-Happe / pixelio.de 26 SEPTEMBER / 2016 TAXI

TAXI INTERNATIONAL Viele lebhafte Diskussionen zwischen den Konferenzteilnehmern – und mit den Taxifahrern im Publikum. RUSSLANDS TAXIS STECKEN FEST Im Osten nichts Neues. Auch beim diesjährigen Eurasian Forum Taxi in Moskau verlangt die Branche nach ordentlichen Regeln. FOTO: Wim Faber Ähnliche Forderungen wurden bereits letztes Jahr gestellt, als Taxi Times vom Treffen in Sankt Petersburg berichtete. Dieses Jahr wurde die von politischer Seite gut unter stützte Konferenz nach Moskau verlegt. Die Anzahl der Teilnehmer war mit 600 ein wenig zu hoch angegeben, aber mit 400 Teil nehmern ist es offensichtlich eine der wichtigsten Taxikonferenzen in Russland, im Wechsel mit der in Nowosibirsk im Mai 2017. Die dringenden Themen blieben die gleichen: die Forderung nach wirksamen Gesetzen für die Taxibranche, ordentliche Vorschriften und Inspektionen, Versicherungen, die Sicherheit von Taxifahrern und Fahrgästen, umweltfreundliche Taxis und die Rolle der Fahrtenvermittler. Viele Red ­ ner argumentierten für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Fahrtenvermittlern und der regulierten Taxiwelt. Irina Zarapova (Nowosibirsk) fasste die in der Branche vorherrschenden Gefühle zusammen: „Seit drei Jahren warten wir darauf, dass die Regierung vernünftige Vorschriften erlässt. Aber nichts passiert! Vorschriften sollten auf regionaler Ebene erlassen werden.“ MOSKAUS GRÖSSE Laut den Aussagen des Moskauer Bürgermeisteramts hat die Taxibranche Vorrang, wenn es um Vorschriften geht. Moskau ist zweifellos der größte Taximarkt Russlands – und er wächst schnell. Die Hauptstadt hat gegenwärtig 55 000 leuchtend gelbe Taxis, ca. 110 Taxiunternehmen, 100 000 Taxifahrer, davon 76 000 legale und 24 000 illegale. Gemeinsam befördern sie 600 000 Fahrgäste am Tag. Aber „illegal“ kommt in Russland in ver ­ schiedener Gestalt daher. Was soll man von einer Taxi-Eigentümerin denken, die sich weigert, die Anzahl der von ihr betriebenen Taxis bekannt zu geben: „Ich würde das lieber für mich behalten, da es unter den Anwesenden verschiedene Interessengruppen gibt.“ Sie will die Gesetzgeber nicht unterstützen, denn sie betreibt – wie alle anderen Taxi betreiber in Russland auch – sowohl legale wie auch illegale Taxis. Warum? „Bei einem Steuersatz von 70 Prozent ist es geradezu verboten teuer, einen Taxifahrer offiziell einzustellen“, erläuterte ein Taxi-Experte. Deshalb werden illegale Taxis gerne „Piratentaxis“ genannt. Die heftigsten und lautesten Diskussionen bei der Konferenz waren die zwischen Taxifahrern (im Publikum) und den Rednern. OHNE ANGEBOTSVERGLEICH GEHT ES NICHT Der Moskauer Markt wird vom beliebten Eigengewächs Yandex, einem Fahrtenvermittler, dominiert. Laut einer groben Schätzung bedienen sämtliche Fahrtenvermittler 85 Prozent aller Fahrten. Wenn Hoteltaxis 1 000 Rubel (12 Euro) für ein paar Hundert Meter verlangen, kann Yandex helfen: Die Hinfahrt mit unlizenziertem Fahrer und Fahrzeug („Ich miete es wöchentlich.“) kostete 350 Rubel, die Rückfahrt von einer halben Stunde mit einem lizenzierten Taxi (unter der Flagge von Yandex) 450 Rubel. Perfekter Service. Angebote vergleichen, Apps nutzen oder verschiedene Vermittler oder Unternehmen anrufen – das ergibt ein völlig neues Bild. Für die Fahrt zum Flughafen von einer Russlands führende Marken präsentierten sich beim Eurasian Forum Taxi – neben Lada sind das Kia, Škoda und Renault. Stunde ver langte ein Hotel 5 000 Rubel (60 Euro), gezahlt habe ich schließlich 1 500 Rubel (18 Euro) plus Trinkgeld. Interessant sind übrigens die immensen Unterschiede zwischen Russland und der ehemaligen Sowjetrepublik Weißrussland: Im Vergleich zu seinem großen Nachbarn hat das autokratische Minsk eine gut organisierte und streng geregelte Taxibranche: Im Jahr 2015 gab es in Weißrussland 490 Kontrollen, 190 im Jahr 2016. Bisher wurden 25 000 Taxis geprüft. Allein 2015 wurden 3 300 Geldbußen verhängt. Flughäfen und Stationen, die von verschieden lizenzierten Unternehmen bedient werden, sind die Hauptziele der Überprüfungen. „Wir hätten gerne mehr internationalen Input“, sage Maxim Ketov, Redakteur der russischen Taxiwebsite www.taxilife.ru. „Wir hätten gerne Informationen aus dem Ausland und insbesondere Ratschläge zur Gesetzeslage, weil wir in diesem Bereich festzustecken scheinen.“ wf TAXI SEPTEMBER / 2016 27

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