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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2021

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HAMBURG Hamburg fördert

HAMBURG Hamburg fördert den Umstieg auf Elektro-Antrieb mit einem ganzheitlichen Ansatz. PROJEKT MIT BREITER BETEILIGUNG Die Stadt Hamburg hat Mitte April ein Förderprojekt für Elektro- und Inklusionstaxis gestartet und unterstützt den Wechsel mit bis zu 20.000 Euro pro Fahrzeug. Weil aber viele Partner beteiligt sind, gibt es weitaus mehr Unterstützung. Die Förderoffensive nennt sich „Projekt Zukunftstaxi“ und ist ein klares politisches Bekenntnis zur Taxibranche. „Wir sehen das Taxengewerbe als Teil des öffentlichen Verkehrsangebots von morgen – das Taxi ist ein wichtiger Baustein im Umweltverbund der Stadt und soll dies auch in Zukunft bleiben“, sagte Dr. Anjes Tjarks, Hamburger Senator für Verkehr und Mobilitätswende, bei der Vorstellung des Projektes Ende März. „Gerade in dieser coronabedingt sehr schwierigen Zeit sind wir eng mit dem Gewerbe im Austausch und wollen gemeinsam in die Zukunft gehen.“ Die Stadt strebt an, ab 2025 nur noch emissionsfreie Taxis zuzulassen und öffnet dafür einen Fördertopf über rund drei Millionen Euro. Bis zu 10.000 Euro Förderung pro Fahrzeug hat man für den Umstieg auf ein E-Taxi ausgelobt. Handelt es sich um ein E-Inklusionstaxi, dann sind sogar bis zu 20.000 Euro möglich. In einer ersten Förderstufe werden insgesamt 130 Fahrzeuge, die lokal emissionsfrei sind (Elektro-/Wasserstoffantrieb, keine Hybridfahrzeuge), über den Zeitraum von zwei Jahren mit Dr. Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende in Hamburg bis zu 10.000 Euro unterstützt. „Voraussetzung ist die Konzessionierung des E-Taxis bis zum 31. Dezember 2021“, nennt Dirk Ritter eine von vielen Rahmenbedingungen. In einer zweiten Förderstufe erhalten weitere 170 E-Taxi-Umsteiger insgesamt 5.000 Euro. Ritter ist von der Hamburger Genehmigungsbehörde und federführender Projektleiter der Förderoffensive. Er betont, dass es sich um keinen Zuschuss für die Fahrzeuganschaffung handelt, sondern um einen Ausgleich des Mehraufwands, der mit der Umstellung auf Elektro- bzw. Inklusionstaxis (noch) anfällt. Als Beispiele nennt Ritter höhere Anschaffungskosten für E-Taxis bzw. für Rollstuhl- Umrüstungen oder auch zusätzliche Lohnkosten für Fahrer, wenn diese längere Ladezeiten haben als beim bisherigen Tanken. Dadurch sind Kumulierungen mit Fördermaßnahmen des Bundes möglich, bei denen sowohl die Fahrzeuganschaffung als auch die Errichtung einer eigenen Ladekapazität bezuschusst wird. Letztere kann durch eine hamburgspezifische „Elbe-Förderung“ noch zusätzlich aufgestockt werden. Weitere finanzielle Vorteile erge­ FOTOS: Jan Hinz, Henning Angerer, EPOWER HAMBURG TAXI 26 1. QUARTAL 2021 TAXI

HAMBURG TAXI TIMES MIT EIGENER HAMBURG-WEBSITE AKTIVE CORONA-UNTERSTÜTZUNG Das Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ hat neben zahlreichen Industriepartnern mit Taxi Times auch einen branchennahen Medienpartner. Als solcher war der Verlag bei der Erstellung einer 40-seitigen Informationsbroschüre behilflich (siehe Foto), in der die Rahmenbedingungen erläutert wurden und sich sämtliche Projektpartner vorstellen konnten. Darunter auch die Telekom, die nicht nur die Broschüre finanziert hat, sondern auch in Person von Thomas Sell und seinem Taxi-Team zu den treibenden Kräften des Projektes zählt. Mit eigenen Wallboxen für die Heim-Ladung bei Einzelunternehmern bzw. Lade- stationen für die Betriebshöfe der Mehrwagenunternehmen sowie einem eigenen öffentlichen Netz mit neun Ultra-Schnellladern zählt die Telekom zu den Ansprechpartnern im Bereich Lade-Infrastruktur. Über deren Angebote wie auch über die der anderen Netzbetreiber, der Fahrzeughersteller, der Fahrtenvermittler etc. berichtet Taxi Times seit Projektbeginn auf der eigens eingerichteten Hamburger Website www.taxitimes.com/hamburg. Zusätzlich stehen zum gegenseitigen Austausch spezielle Plattformen auf Facebook, Telegram und WhatsApp zur Verfügung. Sämtliche Beiträge zum „Projekt Zukunftstaxi“ können über den nebenstehenden QR-Code nachgelesen werden.jh Alle Beiträge zum „Projekt Zukunftstaxi“ finden Sie hier. Für die Hamburger Politik zählt das Taxigewerbe zu den wichtigen Säulen des öffentlichen Personenverkehrs. Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, demonstriert der Stadtstaat auch während Corona. So hat sich Hamburg beispielsweise im März bereit erklärt, die Taxikosten für Ü-80-Impflinge zu übernehmen. Gebucht werden konnten die Taxis bei allen teilnehmenden Fahrtenvermittlern. Die Stadtverwaltung hatte hier niemanden ausgeschlossen, sodass auch die Taxibuchung über zwei Plattformbetreiber möglich war, deren Hauptanteil ansonsten auf der Vermittlung von Mietwagen liegt. Als dann im April der Lockdown mit einer Ausgangssperre verschärft wurde und die Hamburger Verkehrsbetriebe (HVV) als Konsequenz daraus auch ihre Nachtlinien einstellten, griff die Stadtverwaltung ebenfalls auf das Taxigewerbe zurück. Menschen, die aus beruflichen oder anderen zwingenden Gründen während der Nacht auf ein öffentliches Verkehrsangebot angewiesen waren, konnten bei den Hamburger Taxizentralen bzw. App-Plattformen ein Taxi bestellen. Dieses fuhr dann – sofern der Fahrgast ein gültiges HVV-Ticket vorlegen konnte – für vier Euro bis zu acht Kilometer und für acht Euro ab acht Kilometer. Jeder dieser Fahrtenvermittler musste pro Nacht zwischen 0 und 6 Uhr eine von der Behörde genau festgelegte Anzahl an Taxis vorhalten, sodass eine Bedienung sichergestellt war. Die Stadt zahlt für diese Bereitstellung einen fixen Stundensatz. Neben den Taxis wurden auch die beiden Sammelfahrtanbieter ioki und Moia in den Ersatzverkehr eingebunden. Dort war die Bestellung aber nur per App möglich, dafür mussten die Fahrgäste keinen Aufschlag bezahlen. Es reichte die Vorlage des HVV- Tickets.jh Zusatzinfo: Hamburgs gelockerte Beförderungspflicht während der Ausgangssperre ben sich für die potenziellen E-Taxiunternehmer, indem diverse Fahrzeughersteller und Autohäuser spezielle Kauf- und Finanzierungsangebote unterbreiten und Fahrtenvermittler über Beitragsnachlässe, Auftragspriorisierungen oder Werbezuschüsse die Vermittlungsgebühren senken. PARTNER STEHEN HINTER DEM PROJEKT Zudem wollen die Vermittler in die App eine spezielle Bestellfunktion für Elektro- und Inklusionstaxis integrieren und die Taxizen tralen darüber hinaus eigene Rufnummern schalten und bewerben. Stromnetz- und Ladestationsbetreiber versprechen vier Schnellladesäulen, die ausschließlich von Taxis genutzt werden dürfen. Dieser breite Schulterschluss ist das Ergebnis des „ganzheitlichen Konzeptes“, mit dem das Projekt geplant worden war. Ritter und seine Behörde haben von Anfang an die Industrie in die Planungen einbezogen. Ein finanzielles Förderprojekt so eng mit der Industrie zu verknüpfen, ist für eine Behörde sicherlich ungewöhnlich, der Sache dient es allerdings immens. Zum einen, weil die Stadt ihre Neutralität dahin gehend wahrt, dass sie allen potenziellen Partnern die Projektteilnahme ermöglicht, zum anderen, weil jeder versprechen musste, voll und ganz hinter dem Konzept zu stehen – und es mit den oben beschriebenen Vergünstigungen und Bevorzugungen attraktiver zu machen. Das ist der große Unterschied zu Elektro- oder Inklusionstaxi- Förderungen in anderen Städten. Auch dort wurde den Taxiunternehmen ein millionenschwerer Fördertopf vor die Nase gesetzt. Allerdings wurden dort die Interessenten größtenteils alleine gelassen, weil ihre Anfragen bei den Autohäusern oder den Stromanbietern nur halbherzig oder branchenfremd beantwortet wurden, weil Förderkumulierungen nicht möglich waren und auch die Fahrtenvermittler nach dem „Henne-Ei-Prinzip“ größtenteils sehr zurückhaltend agierten. Deshalb (und natürlich auch coronabedingt) hat die Resonanz in Berlin, München, Stuttgart etc. noch immer Luft nach oben. In Hamburg dagegen war nach nur (zwei!) Tagen bereits das Kontingent an zugelassenen Förderanträgen ausgeschöpft. Wenn daraus nun möglichst schnell konzessionierte Elektro- und Inklusionstaxis werden, ist der politisch gewollte Umstieg nicht nur eingeleitet, sondern auch auf Kundenseite sicht- und nutzbar. Der Ansatz zum Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ könnte somit eine Blaupause für den Rest der Republik sein. Vielleicht auch für Wien, denn dort strebt die Politik ebenfalls danach, ab 2025 nur noch emmissionsfreie Taxis zuzulassen. jh TAXI 1. QUARTAL 2021 27

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