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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2022

E-TAXI MONSIEUR 800 VOLT

E-TAXI MONSIEUR 800 VOLT Modernes Design und 800 Volt Infrastruktur in Kombination mit viel Platz: Der Kia EV6 ist derzeit eins der modernsten E-Fahrzeuge auf dem deutschen Markt, das als Taxi umgerüstet werden kann. Unglaublich präsent wirkt der EV6 beim ersten Kennenlernen zu Beginn der Testfahrten. Neben der breiten Front und den flachen Scheinwerfern ist auch das Heck mit der großen gebogenen Lichteinheit ein echter Hingucker. Aber tatsächlich sind seine Abmessungen eher kompakt. Ohne Spiegel ist der Kia zwar 1,89 Meter breit, aber nur 4,68 Meter lang. Im Innenraum bietet er trotz seiner eher kompakten Außenlänge viel Beinfreiheit, auch auf der hinteren Sitzbank. All das ist der reinen E-Plattform geschuldet, auf der neben dem Kia EV6 auch sein Zwillingsbruder, der Hyundai IONIQ 5 aufbaut. Beide Fahrzeuge sind übrigens ein tolles Beispiel dafür, wie viel gestalterische Freiheit man hat, obwohl der Großteil der Technik identisch ist. Auch unterm Blech hat der EV6 viel zu bieten. Was den Antrieb und die Batteriekapazität angeht, hat der Kunde eine verhältnismäßig große Auswahl. Kia bietet neben zwei Akkus auch die Option zwischen Heck- oder Allradantrieb. Interessanterweise lässt sich aber jede Akkuvariante mit jedem Antrieb kombinieren. Das ist eindeutig für die Kunden interessant, kann aber auch verwirren, da in diesem Zusammenhang auch die Leistungsangaben einer Erklärung bedürfen. GROSSER AKKU IM TESTWAGEN Bei dem von der Taxi Times-Redaktion gefahrenen Testwagen, der übrigens mit einem kompletten INTAX-Taxipaket ausgestattet ist, werden beide Achsen angetrieben. Diese Variante ist nur mit dem „großen“ 77,4 kW-Akku kombinierbar. Der Wagen liefert 325 PS und soll dann nach WLTP bis zu 506 Kilometer weit fahren können. Das Basismodell bildet der EV6 mit einem 58-kWh-Akku. Seine E-Maschine leistet 169 PS und treibt die Hinterräder an. Nach WLTP soll der Wagen, der ab rund 38.000 Euro (exklusive BAFA-Förderung) zu haben ist, genug Durchhaltevermögen für eine Reichweite von 394 Kilometern mitbringen. Das entspricht einem zeitgemäßen Durchschnittsverbrauch von 16,6 kWh/100 km. SCHNELL AUCH IM STAND Im rein innerstädtischen Betrieb sollen sogar bis zu 578 Kilometer möglich sein. Der gleiche Motor mit dem großen 77,4-kWh-Akku kostet netto rund 3.300 Euro mehr. Dafür gibt es aber dann nicht nur den größeren Akku, sondern mit 229 PS auch mehr Leistung. Die Reichweite dieser Variante gibt Kia mit im Schnitt 528 km an. Innerorts sollen dann sogar unter optimalen Bedingungen bis zu 740 km möglich sein. Unser Praxistest, das muss man fairerweise betonen, fand bei Temperaturen um den Nullpunkt herum statt. Dann waren Reichweiten von 300 bis 350 Kilometer bei Autobahnfahrten mit Richtgeschwindigkeit die Regel. Was im ersten Moment wie ein echtes Handicap wirkt, ist in der Realität aber gar nicht so schlimm, denn der EV6 kann einen echten Joker aus dem Ärmel ziehen. Dank seiner 800-Volt-Technologie gehört er auch im Stand zu den Schnellsten. In Abhängigkeit von der genutzten Ladesäule sind Ladegeschwindigkeiten von bis zu 245(!) kWh möglich. Damit spielt der Wagen aus Korea in einer Liga mit den ganz Großen. Als erster Wagen mit 800-Volt-Infrastruktur kann beispielsweise der viel teurere Porsche Taycan genannt werden. Selbst der Basisvariante des EV6 gelingt der Sprint von null auf 100 in lediglich 8,5 Sekunden. Steht die volle Ladeleistung zur Verfügung, ist innerhalb von 4,5 Minuten ausreichend Strom für die nächsten 100 Kilometer geladen. Die Technologie bietet aber auch noch weitere Vorteile: So können, dank der doppelten Spannung, dünnere Kabel verbaut werden, Das spart zum einen Gewicht, zum anderen Kosten bei den Rohstoffen. Nimmt man hinter dem Lenkrad Platz, findet man schnell seine Sitzposition. Die Schalter und Tasten sind ergonomisch gut angeordnet. Ganz besonders stechen die Bedienelemente der Mittelkonsole hervor, deren Darstellung eine ähnliche Anmutung wie ein Book Reader hat. Der Clou und zugleich auch der Fallstrick ist, dass diese Bedienfelder umschaltbar sind und entweder für die Klimatisierung oder das Infotainment verwendet werden können. Will man beispielsweise ohne ablenkenden Blickkontakt die Temperatur im Fahrzeug über den Drehknopf anpassen, kann es schnell passieren, dass stattdessen die Lautstärke verändert wird. Eine weitere Besonderheit sind die vielen verbauten Kameras, die sowohl beim Einparken und Rückwärtsfahren unterstützen sollen, aber auch beim Überholvorgang den toten Winkel abbilden. Viel Technik, die aber leider auch notwendig ist, denn den Blick in den Innenspiegel kann man sich fast sparen. Viel wird man nicht erkennen. Ein weiteres, aber auch fast schon das letzte Manko im Innenraum ist der mittlere Sitzplatz im Fond. Zwar kann man sich dort nicht nur über eine ausgesprochen großzügige Beinfreiheit freuen, sondern auch über den ebenen Fahrzeugboden, der längst nicht in allen E-Autos FOTOS: Taxi Times 12 1. QUARTAL 2022 TAXI

E-TAXI Geht doch: Der flache Fahrzeugboden bringt viel Platz für die Füße. Das Armaturenbrett und die Mittelkonsole sind praktisch und trotzdem modern. Bei der Allradvariante bietet der Frunk unter der Fronthaube maximal Platz für ein Ladekabel und den Verbandskasten. selbstverständlich ist. Dennoch täuscht das nicht darüber hinweg, dass der Sitzplatz in der Mitte für einen ausgewachsenen Europäer sehr schmal gehalten ist. ZWISCHENBODEN MUSS RAUS Der Kofferraum ist dank der großen automatischen Heckklappe sehr gut zugänglich. Mit 520 Litern liegt sein Volumen knapp unter Skoda Enyaq, VW ID.4 & Co. Den zusätzlichen Zwischenboden im Gepäckraum wird man im Taxibetrieb selten sehen, da man den so gewonnenen Platz für Gepäck benötigt. Wie es fast schon Standard bei E-Autos ist, gibt es auch einen sogenannten Frunk unter der vorderen Motorhaube. Bei Fahrzeugen mit Allradantrieb ist der Platzgewinn allerdings nur marginal. Das Taxipaket wird, wie bei den meisten Importfahrzeugen, in Oldenburg bei der Firma INTAX verbaut. Das Kreuzchen für den Umbau kann man direkt beim Kauf des Fahrzeugs machen. Das Paket ohne Folierung kostet 600 Euro netto und umfasst eine Taxameter-Vorrüstung inklusive einer entsprechenden Konsole, eine Funk-Vorrüstung, exklusive Antenne und Antennenleitung. Ebenfalls Bestandteil des Pakets ist die Dachzeichen-Vorrüstung mit einer Halterung für HALE- oder Kienzle-Argo-Dachzeichen. Zudem sind die Taxi-Notalarmanlage und die zentrale Innenlichtschaltung Bestandteil des Taxipakets. Für eine Folierung in Hellelfenbein werden zusätzlich 600 Euro in Rechnung gestellt. Bei der Fahrzeugbestellung muss allerdings eine Einschränkung beachtet werden: Auf ein Schiebedach muss man leider verzichten, da das Glasdach mit dem Dachzeichen kollidieren würde. Wählt man die Basisvariante des EV6, dann stellt sich die Frage erst gar nicht. Bei ihr ist die Option Glasdach nicht verfügbar. UnterM Strich bringt der EV6 viele gute Eigenschaften mit, die ihn für den E-Taxi- Einsatz prädestinieren. Neben den guten Fahrzeugeigenschaften und der tollen Beinfreiheit sticht beim EV6 die Schnellladefähigkeit ganz besonders hervor. Wer sich nicht mit dem Design des EV6 anfreundet, kann sich bei Kia alternativ den e-Soul und den e-Niro anschauen – zwei weitere vollelektrische Fahrzeuge, die man auch mit Taxipaket bestellen kann. sg TESLAS INAKZEPTABLES DEMOKATRIEVERSTÄNDNIS Am 22. März eröffnete der Autobauer Tesla mit einer großen PR-Aktion sein deutsches Werk in Brandenburg. Dabei war neben dem Gründer Elon Musk auch die höchste politische Prominenz anwesend (unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck). Natürlich berichteten auch sämtliche Medien darüber, auch wenn manche vom Unternehmen nicht eingeladen waren. Das prominenteste Opfer war das ZDF, eines der beiden deutschen Staatsmedien. Trotz mehrfacher Anfragen war man dort nicht erwünscht. Das bestätigte das ZDF selbst während eines Beitrags im „Heute-Journal“ vom 22. März und dies wurde wenige Tage später auch von der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) thematisiert. Am Abend vor der Eröffnung sei dem ZDF-Landesstudio schriftlich mitgeteilt worden, „dass das ZDF nicht akkreditiert sei und auch nicht akkreditiert werde“, wie der Sender gegenüber der „SZ“ bestätigt. Als Grund für den Ausschluss wird ein kritischer Fernsehbeitrag des Politmagazins „Frontal 21“ über den Bau des Werkes vermutet. Tesla selbst äußert sich zu den Gründen für den Ausschluss trotz Nachfrage der „SZ“ nicht. Das Vorgehen des US-Unternehmens kritisiert auch der Deutsche Journalisten- Verband: „Was ist das für ein Verständnis von Pressefreiheit, das der US-Konzern da an den Tag legt?“, wird Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands, in der „SZ“ zitiert. Konsequenz des Taxi-Times-Verlags: Für den Taxi-Times- Verlag zählt es zum Selbstverständnis, über die Modelle des US-Autobauers und deren Einsatz im Taxigewerbe zu berichten. Der Verlag hält es aber auch für seine Pflicht, seine Leser über das inakzeptable Verhalten des Unternehmens gegenüber einer freien Presse zu unterrichten. Die Redaktion wird deshalb ab sofort unter jeden Beitrag auf eine Meldung verlinken (siehe QR-Code), in der über den inakzeptablen Umgang von Tesla mit der Pressefreiheit als einer der Grundsäulen der Demokratie informiert wird. jh TAXI 1. QUARTAL 2022 13

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