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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2022

FAHRZEUGE Mit dem W 124

FAHRZEUGE Mit dem W 124 wandelte sich das Mercedes-Taxi von einer barocken Kutsche hin zu einem modernen Fahrzeug. Für viele in guter Erinnerung: Der W 212 wurde von 2009 bis 2016 gebaut. V-Klasse, dem EQV, dem Vito Tourer und dem eVito Tourer bedienen wir dieses Segment bereits erfolgreich“, argumentiert Mercedes und verspricht: „Auf diesen Erfolgen werden wir aufbauen und unser Portfolio im Taxi- und Mietwagen-Bereich konsequent auf unsere Van-Produkte fokussieren.“ Es ist also kein genereller Abschied, lediglich das liebste Kind wird verstoßen. Wohl auch deshalb, weil die Verkaufszahlen nicht mehr stimmen. Laut Mercedes- Benz seien die Absätze der E- und B-Klasse als Taximodell allein in den vergangenen vier Jahren um 75 Prozent zurückgegangen. Dieser Nachfrageschwund mag viele Gründe haben. Seit etwa vier Jahren hat man nahezu jegliche Werbung in den Fachzeitschriften eingestellt. Auch die finanzielle Unterstützung des Taxi-Bundesverbands wurde von Jahr zu Jahr zurückgeschraubt. Jahrzehntelange großzügige Kulanzauslegungen wurden immer mehr reduziert. Gleichzeitig schwand die Zufriedenheit der VON EINEM, DER SICH UMORIENTIEREN MUSS Seit über 44 Jahren ist Rüdiger Winter als Taxiunternehmer in der dritten Generation selbstständig. Genauso lange gehören Mercedes-Limousinen der gehobenen Mittelklasse zu seinem Fuhrpark. Neben dem Großraumtaxi Vito oder der V-Klasse spielte bislang die E-Klasse eine entscheidende Rolle im Unternehmen. Spezialisiert auf Flughafenfahrten waren hohe Kilometerlaufleistungen an der Tagesordnung. „Ich habe die Autos immer 30 Monate gehalten und sie im Anschluss grundsätzlich ersetzt“, so der Unternehmer aus dem Biebertal. Im Laufe der Jahre sind so bei Taxi-Winter rund 200 neue Mercedes-Benz-Pkw und -Vans nach Biebertal nahe Gießen gekommen. Jetzt muss sich Winter wohl oder übel nach einem neuen Taxi-Anbieter umschauen. Ganz speziell die Taxifahrzeuge aus Schweden haben es ihm da angetan. Mercedes nimmt er die Einstellung der E-Klasse mit Taxiausstattung jedoch übel: „Ich kann das nicht begreifen. Mercedes war doch immer das Taxi. Entweder hat es das Unternehmen nicht mehr nötig oder man fährt einen Sparkurs.“ sg Rüdiger Winter hat bislang gerne das E-Klasse-Taxi gefahren. Unternehmer. „Da die Qualität eines Mercedes nicht mehr besser ist als die anderer Hersteller, gibt es keinen plausiblen Grund mehr, teure, enge und unpraktikable Daimler zu kaufen. Das wird sich in den Verkaufszahlen niedergeschlagen haben“, mutmaßt der Taxiunternehmer Lars Bittner. Auch Michael Höllein schreibt, dass er mit Mercedes schon länger abgeschlossen habe. „Die Qualität ist nicht besser, teilweise sogar schlechter als bei der Konkurrenz.“ VON MYTAXI ZU FREE NOW Jene Konkurrenz hat zudem bei Modellen mit alternativen Antrieben eindeutig die Nase vorn. Ein Toyota Prius+ beispielsweise ist aufgrund seiner Hybridtechnologie deutlich verbrauchs- und verschleißärmer als eine E-Klasse – und verfügt zudem über sieben Sitzplätze, was oft genug zu Fahrten mit finanziell lukrativen Großraumzuschlag führte. Besonders in den Städten wurde der Japaner daher immer beliebter – was Toyota allerdings auch nicht davon abhielt, dieses Modell vor Kurzem einzustellen. Weil man aber auch nach dem Produktionsstopp noch genügend Taxis auf Halde hatte, konnten sie die Unternehmer hier auf den Wechsel einstellen. Last, but not least spielt auch die Wandlung der App mytaxi zu Free Now eine Rolle, die ja bekanntlich zu Mercedes gehört. Seitdem animiert man bisherige treue Taxikunden, jetzt auf den billigeren Mietwagen umzusteigen. Diesen Kundenklau haben viele treue Mercedes-Taxiunternehmer nicht verziehen. „Dieser Konzern beißt die Hand, die ihn jahrzehntelang gefüttert hat“, kommentiert das der Unternehmer Matthias Glowatsch. „Mercedes hat uns ja mit mytaxi schon richtig verarscht“, nimmt ein anderer Unternehmer kein Blatt vor den Mund. Er vermutet, dass die Free- Now-Mietwagenunternehmer weiterhin einen guten Rabatt auf die neue E-Klasse bekommen werden. „Mercedes = Free Now. Somit sowieso keine Option“, kommentiert Bernie Finck und Gert Aufderhaydn meint, dass es spätestens mit Gründung von mytaxi für jeden Taxiunternehmer klar hätte sein sollen, keinen Mercedes mehr zu kaufen. „Wer so was macht, spuckt sich selber vor die Füße!“ Höchst unterschiedlich fielen übrigens die Reaktionen der Taxi-Verbände aus. Während der Taxi- und Mietwagenverband TMV mit einem Brief an den Vorstand Ola Källenius die Entscheidung kritisierte, hielt sich der Bundesverband Taxi- und Mietwagen (BVTM) spürbar zurück. Hier betonte man lediglich, dass der Konzern mit seinen anderen Modellen dem Taxigewerbe weiterhin gewogen bleibt. Trotzdem dürfte diese künftige Ausrichtung kein Ersatz für die Traum-Ehe sein, die Mercedes mit seinen E-Klasse-Taxis mit der Branche geführt hat. Künftig wird es wohl eher eine Zweckgemeinschaft sein, die auf Dauer nur dann funktionieren kann, wenn Mercedes-Benz wenigstens mit seinen Elektromodellen das Taxigewerbe eng einbezieht. jh, sg FOTOS: Daimler AG, Taxi-Winter 8 1. QUARTAL 2022 TAXI

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