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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2025

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Taxi Times DACH - 1. Quartal 2025

KRIMINALITÄTNACH DEM

KRIMINALITÄTNACH DEM TRAUMAIST VOR DER KRISEUnfälle mit Todesfolgeoder auch die Androhungvon Gewalt mitvorgehaltener Waffe:Taxifahrern mit solchenExtremerlebnissenkönnen die Trauma-Lotsen derBerufsgenossenschaftVerkehr schnell undunbürokratischweiterhelfen.Vor ein paar Wochen hatte einermeiner Fahrer von der Nachtschichtein unschönes Erlebnis.Wie er mir berichtete, stieg kurz vorSchichtende ein Fahrgast in seinen Wagenund ließ sich zu einer Adresse an den Stadtrandfahren. Auf halber Strecke wurde ausdem unguten Gefühl Gewissheit, als derKollege an seinem Nacken das kalte Metalleines Pistolenlaufs spürte und der Fahrgastmit rauer Stimme nach Geld verlangte. Diebisherigen Tageseinnahmen mitsamt demGeldbeutel waren kurze Zeit später, genauwie der Räuber, verschwunden.Eine sofortige Fahndung der Polizeibrachte kein Ergebnis.Als ich den Kollegen beimSchichtwechsel persönlich traf,versuchte er mit Humor überdie eigentlich sehr ernste Situationhinwegzutäuschen undwieder schnell zum Alltagüberzugehen. Schon rechtbald stellte die Polizeidas Verfahren ein undbald war Gras über dieSache gewachsen –dachte ich zumindest.Als Trauma-Lotsinder ersten Stundesteht Claudia Horaden Opfern mit vielMenschlichkeit undKnow-how zur Seite.Auch als Unbeteiligter lässt einen dieses Bild nicht kalt.Wenn man, wie hier, mit dem Leben bedroht wird, hinterlässtdas oft Spuren bei den Opfern.Mit meinem Fahrer stimmte jedoch etwasnicht. Seine Umsätze gingen deutlichzurück und wenn man ihn darauf ansprach,wurde er schnell laut.Erst in einem Telefonat mit derBerufsgenossenschaft habe icheine Idee bekommen, was ein möglicherGrund für das Verhaltenmeines Fahrer sein könnte ...“EXTREMES ERLEBTSo oder so ähnlich wie indieser fiktiven Geschichtewerden Taxi- und Mietwagenfahrernahezujeden Tag von Neuemtraumatisiert. EinTrauma entsteht inder Regel durch dasErleben von Extremsituationen.Geradeim Taxi kann esvielfältige Gründedafür geben. Nebendem oben genanntenÜberfall kann eine Traumatisierungbeispielsweise auch durch andere Extremsituationenentstehen: Unfälle mit Todesfolgeoder auch eine schwere körperlicheVerletzung könnten der Grund dafür sein.Für den Betroffenen selbst ist die Traumatisierungmeist nicht auf den ersten Blickzu erkennen. Die Symptome kommen häufigerst dann zum Vorschein, wenn man derMeinung ist, man habe die Situation bereitsverarbeitet.Häufige Symptome sind sogenannteFlashbacks. Sie äußern sich darin, dassman Bilder von der Extremsituation immerwieder vor sich sieht. Es können aber auchGeräusche, beispielsweise die Schreie vonden Opfern sein, die man immer wiederhört. Der traumatisierte Mensch reagiertdarauf aggressiv und ist schnell gereizt. Eskann aber auch genau das Gegenteil eintreten.Manche Opfer neigen zu Selbstzweifeln,Schuldzuweisungen oder zu Apathie.Neben diesen psychischen Merkmalenkönnen aber auch körperliche Symptomeauftreten. Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen,FOTOS : HOLL AG, BG-Verkehr16 1. QUARTAL 2025 TAXI

KRIMINALITÄTVerspannungen und auchstarkes Schwitzen sind einHinweis für eine Traumatisierung.So ein Trauma kannman in der Regel nur mitprofessioneller Hilfe überwinden.Unterstützung bietet insolchen Fällen die für dasTaxigewerbe zuständigeBerufsgenossenschaft – dieBG Verkehr. In jeder Bezirksverwaltungarbeiten mindestenszwei Trauma-Lotsen. DieTaxi Times-Redaktion hat mitClaudia Hora von der BG Verkehrgesprochen. Sie istTeamleiterin in der Unfallabteilungder BezirksverwaltungDresden. Durch ihreZusatzqualifikation als Trauma-Lotsin istsie zumeist die erste Ansprechpartnerin,beispielsweise, wenn ein Unfall vom Arbeitgeberoder einem sogenannten Durchgangsarztgemeldet wird.WICHTIGER ERSTKONTAKT„Häufig können wir direkt beim Erstkontakteinen Eindruck davon bekommen, obes sich um eine traumatische Situationgehandelt haben könnte. Ein wichtigesIndiz ist, wenn es sich um einen Unfall mitTodesfolge handelt. Wichtig ist aber auchzu wissen, dass massive Beschimpfungen,Beleidigungen oder Bedrohungen ebensotraumatische Erlebnisse sein können. Beidiesen Erlebnissen sind wir darauf angewiesen,dass sich die Betroffenen oder auchder Vorgesetzte bei uns meldet, da wir,anders als bei einem Unfall, nicht automatischeine Meldung bekommen“, so dieTrauma-Lotsin der ersten Stunde.Da jede Situation sehr individuell ist,gibt es für die Vorgehensweise der Trauma-Lotseneinen Leitfaden, um auf dieverschiedenen Situationen reagieren zukönnen. Letztlich läuft es aber immerda rauf hinaus, dass die Spezialisten der BGVerkehr ihre Unterstützung anbieten, überwiegendin einem persönlichen Telefonat.Wichtig ist es zunächst, die Betroffenenfür ihre Situation zu sensibilisieren und zuverdeutlichen, wie wichtig professionelleUnterstützung sein kann. Und genau anDen direkten Kontaktzu seinem regionalenAnsprechpartnerfindet man über diePostleitzahlensucheauf der Website derBG Verkehr (sieheLink). Dort ist aucheine Info zu denjeweiligen Trauma-E-Mail-Postfächernaufgelistet, inklusiveeines Vordrucks, umein traumatischesErlebnis zu melden.Die Broschüre steht auf der Websiteder BG Verkehr zum Downloadbereit. Alternativ können Mitgliederder Berufsgenossenschaft sie auchkostenfrei bestellen.diesem Punkt zahlt sich dieUnterstützung der Berufsgenossenschaftaus. Denn aufdem normalen Weg sind Terminemit einem Psychologenhäufig erst Monate später zubekommen.Bei der BG Verkehr sinddurch Verträge mit PsychologenTermine zumeistinnerhalb von zwei Wochenoder spätestens einem Monatmöglich. „Wie viele Besuchebeim Psychologen notwendigsind, ist ganz unterschiedlich.Man kann aber sagen,dass in der Regel innerhalbder ersten fünf Sitzungen,die auch als probatorischeSitzungen (von lateinischprobare = (aus)probieren) bezeichnet werden,den Betroffenen geholfen werdenkann“, weiß Claudia Hora.Für Hora selbst und auch ihre Kolleginnenund Kollegen in den anderenBezirksverwaltungen wird ein Austauschangeboten. Auch gibt es, falls notwendig, dieMöglichkeit zur Supervision, um die Arbeitzu verarbeiten, denn man wird auch emotionalmitgenommen. Natürlich gibt es zudemauch Schulungen durch beratende Psychologenund Seminare. Aus der Sicht der Trauma-Lotsensind vor allem die Vorgesetztendes Opfers gefragt. Sie sollten sich, auchim Interesse des Betriebs, für eine Verarbeitungdes Erlebten einsetzen. GesundeMitarbeiter sind in der Regel auch immerein gutes Investment in den Betrieb. sgWORKSHOP: AGGRESSIONEN IN DEN GRIFF BEKOMMENEin neues Seminar der BG Verkehr hilft dabei, Übergriffe und Gewalt imKundenkontakt zu minimieren – etwa mit Techniken zur Deeskalation. DerWorkshop findet unter dem Titel „Umgang mit Aggressionen im Kundenkontakt– Betriebliche Präventionsansätze“ einmal im Juni und einmal imOktober statt. Er eignet sich für Unternehmerinnen und Unternehmer,Führungskräfte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit und sonstige Akteure imArbeitsschutz.Das Seminar gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Eskalationsstufenund mögliche betriebliche Maßnahmen, um gewalttätige Vorfälle undderen Folgen zu minimieren.Die Teilnehmenden lernen, Konflikte zu erkennen und deren typischenVerlauf zu analysieren. Und sie erproben, mit welchen Techniken zurDeeskalation man heikle Situationen entschärfen kann – zum Beispiel mitKörperhaltung, Mimik und Stimme. Ziel ist es, ruhig, höflich und professionellzu bleiben, auf die Kundenbedürfnisse einzugehen undgemeinsam nach einer Lösung zu suchen.Der Workshop findet sowohl vom 10. bis 12. Juni 2025 undvom 21. bis 23 Oktober 2025 im Parkhotel zum Stern in36280 Oberaula statt.TAXI 1. QUARTAL 202517

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