TAXI INTERNATIONALDIE SCHWACHEPOSITIONDES TAXIS IMWELTVERBAND IRUEigentlich ist die IRU die politische Interessenvertretung derGüter- wie auch der Personenbeförderung. Doch derZeitpunkt wie auch die Ergebnisse einer Tagung imvergangenen Herbst zeigen, dass die Taxibranche bei der IRUnicht gerade an vorderster Stelle steht.Mit etwas Wehmut erinnert man sich noch an die gutenalten Zeiten, als die Europäische Taximesse noch „europäisch“boomte – nicht zuletzt auch deshalb, weilpa rallel in einem Kölner Messesaal ein großes Taxiforum mitweltweiter Beteiligung stattfand. Veranstalter dieses Forums wardie International Road Transport Union (IRU), bei der damals wieheute der Bundesverband Taxi- und Mietwagen (BVTM) Mitgliedist. Dann aber kam es innerhalb Deutschlands zur Verbandsspaltungund die Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein (FPN)schloss sich dem neuen Verband TMV an. Mit der bitteren Konsequenz,dass die IRU seitdem keinen Parallelkongress mehr zurTaximesse abhält.Im vergangenen November wurde der Bruch nun ganz besondersdeutlich, als die IRU genau an jenen Tagen in Genf tagte,an denen in Köln die Europäische Taximesse stattfand. MehrMissachtung eines für die Taxibranche immens wichtigenBranchentreffs konnte eine weltweite Vertretung der Taxi-Interessen wohl kaum demonstrieren.Insofern mag es verständlich sein, dass der TMV inKöln auf der Europäischen Taximesse im Rahmen einerMini-Diskussion die Idee anleierte, eine neue(dritte) europäische Taxiorganisation zugründen, um die Belange der Taxiunternehmenin der EU besser zu vertreten,als die bestehenden europäischenOrganisationen das tun. Die deutschlandweiteVerbandsspaltung soll nach dem Willen des TMV nunalso auch europäisch fortgesetzt werden.In Genf wählte die International Road Transport Union (IRU),die Welt-Organisation für Straßen- und Personentransport, derweileinen neuen Vorstand. Die Belange des Straßentransports und derBussektor spiegeln sich in der Wahl der Kandidaten wider, dieallesamt aus Verbänden stammen, die hauptsächlich Bus- bzw.Lkw-Verkehr betreuen. Der Taxispezialist Michael Oppermann(BVTM) ist dagegen zum Ende des Jahres ausgeschieden. Ein herberVerlust für das europäische Taxigewerbe.Keine Veränderung gab es dagegen bei der Verbandsspitze.Der Rumäne Radu Dinescu (UNTRR, Bukarest) wurde einstimmigzum dritten Mal als Präsident für die Amtszeit 2025–2027 wiedergewählt.Die IRU-Mitglieder wählten außerdem neueVizepräsidenten und Mitglieder des Präsidialrats (IRU-Verwaltungsrat) sowie Mitglieder ihrer PassagierundFrachtvorstände.Zum ersten Mal wird der IRU-Vorstand für Personenverkehreine weibliche Vorsitzende haben, Anna Grönlund(stellvertretende Direktorin, SBF, Schweden), undder erweiterte Vorstand wird aus vier Frauen bestehen,was dem Ziel des Straßenverkehrssektors entspricht,den Anteil von Frauen in der Organisation zu erhöhen.Ab dem 1. Januar 2025 setzt sich die Vorstandschaftder IRU somit aus den folgenden neuenLeitern zusammen: Radu Dinescu, General-Michael Oppermann,Geschäftsführerdes Taxi-Bundesverbands,war dreiJahre lang Mitglieddes PresidentialExecutive der IRU.FOTOS: BVTM24 1. QUARTAL 2025 TAXI
TAXI INTERNATIONALAls Mitglied des PresidentialExecutive der IRU konnteMichael Oppermann dieStandpunkte des Taxigewerbesvertreten. DerPosten geht nun an andereBereiche der Personenbeförderung.sekretär, Iro Doumani (Generaldirektor, OFAE, Griechenland) undAnna Grönlund (stellvertretende Exekutivdirektorin, SBF, Schweden).Weitere Mitglieder des Präsidialausschusses sind Asli Çalik(Executive Advisor to the Board of Directors, TOBB, Türkei),Vojtech Hromir (Generalsekretär, Česmad Bohemia, TschechischeRepublik), Andrey Kurushin (Generaldirektor, ASMAP, RussischeFöderation), Erik Østergaard (Geschäftsführer, DTL, Dänemark),Elisabeth Post (Präsidentin, TLN, Niederlande), Wieslaw Starostka(Geschäftsführer, ZMPD, Polen) und Ramon Valdivia (ExecutiveVice President, ASTIC, Spanien). Dabei handelt es sich vor allemum Mischverbände aus dem Osten der EU.INTERESSEN DES TAXIS NICHT MEHR VERTRETENIm Passenger Transport Council (CTP) gibt es nur Vertreter desBusgewerbes. Die Vorsitzende ist wie bereits erwähnt Anna Grönlund,ihre Stellvertreter sind Graham Vidler (Chief ExecutiveOfficer, CPT, Vereinigtes Königreich) und Öznur Yilmaz (Managerfür digitale Fahrtenschreiber, TOBB, Türkiye). Diese Aufteilunglässt den Schluss zu, dass spezifische Taxikenntnisse in der Organisationnicht mehr gefragt sind. Das erklärt auch das Desinteresseder IRU an einer europäischen Taximesse.Bisher hatte mit Michael Oppermann, Geschäftsführer desBVTM, wenigstens einer der wichtigsten Taxibundesverbände aufeuropäischer Ebene einen Sitz im höchsten Gremium der IRU –dem Presidential Executive. Diese Aufgabe endete für Oppermannnun turnusgemäß zum 31. Dezember 2024. „Ich hatte drei Jahrelang die Möglichkeit, die Taxibranche in einer sehr wichtigenPhase im höchsten Gremium des Weltverbandes zu vertreten“,fasst Oppermann gegenüber Taxi Times seine Tätigkeit zusammen.In diesen Zeitraum fiel die heftige Diskussion über die EU-Plattformarbeitsrichtlinie, in der Oppermann eine wichtige Rollespielte. Oppermann hätte sich gerne für eine neue Amtszeit zurVerfügung gestellt. „Aber diesmal hat der Personenverkehrsrateinen Türken und einen Spanier für die Präsidialregierung nominiert.Beide kommen aus allgemeinen Verbänden, die sowohl denGüter- und Personenverkehr vertreten.“ Der Abstimmung folgteein zweitägiges Treffen in Genf, an dem unter anderem der IRU-Personentransportrat, der IRU-Gütertransportrat und die IRU-Generalversammlung teilnahmen.An einer der dortigen Podiumsdiskussionen wirkte auch Oppermannmit. Das Thema war „Countdown zur COP29 - ein Realitätstestfür nachhaltigen Straßenverkehr“. Die Diskussion bildete denAbschluss der mehrtägigen IRU-Konferenz. Neben Oppermann nahmenPierre-Alain Saclier, Global Consumer and Retail Sector Leaderbei CEVA Logistics, Chris Spear, Präsident und CEO der AmericanTrucking Associations, Patrick Westelinck vom belgischen Bus- undReisebusverband FBAA als Vizepräsident der IRU und Andreas Zink,Geschäftsführer bei LKW Walter Gütertransport aus Österreich, teil.Zu Beginn bat der Moderator das Publikum um Handzeichen, werdas Gefühl hatte, die Politik höre beim Thema Dekarbonisierung aufdie Industrie – zunächst wurde kein Arm erhoben. Das Urteil auf derBühne fiel etwas weniger negativ aus, aber insgesamt wünschten sichdie Diskutanten mehr Pragmatismus und Realitätssinn von der Politik.In der Diskussion betonte Oppermann immer wieder, warum dieVertretung des Taxigewerbes auf europäischer Ebene so wichtig ist.Er verwies aber auch auf den lokalen Charakter des Taxigewerbes –so auch bei der Frage nach dem Zugang zur Politik. „Die Politikerhören uns zu – vor Ort. Das heißt aber nicht automatisch, dass sieauf uns hören. Je weiter weg die Politiker vom Geschehen vor Ortsind, desto schwerer wird es für unser Gewerbe durchzudringen.“Auch lobende Worte hatte Oppermann für einzelne positive Beispieleübrig: Er verwies auf das „Zukunftstaxi“-Projekt in Hamburg,das auch international Beachtung findet, aber auch auf eine erfolgreicheFlottentransformation in Städten wie Oslo oder Amsterdam.Oppermann: „Alle positiven Beispiele haben eines gemeinsam:Dekarbonisierung gelingt in Kooperation, nicht Konfrontation.Wo Politik erfolgreich Zukunft gestaltet, geschieht dies mit demGewerbe, nicht gegen das Gewerbe.“ Er mahnte realistische Zielsetzungenebenso an wie klare Entwicklungspfade, um diese Zielezu erreichen. Politik dürfe nicht verkennen, wie Investitionsentscheidungenin der Wirtschaft getroffen werden. Es sei Aufgabeder Politik, belastbare und verlässliche Rahmenbedingungen zuschaffen, in denen sich Investitionen in emissionsarme Fuhrparksrechnen. wf/jhTAXI 1. QUARTAL 202525
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