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Taxi Times DACH - 2. Quartal 2020

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KOLUMNE Bildungsauftrag

KOLUMNE Bildungsauftrag – ein vergessenes Qualitätsmerkmal des Taxigewerbes WERDE AUCH DU UBER-PATE! Zum Abschluss der „Berliner Seiten“ eine Kolumne des Berliner Taxifahrers Rumen Milkow. Er möchte den Bildungsauftrag wiederbeleben und hilft auch gerne orientierungslosen Uber-Fahrern. Es gab mal den „Bildungsauftrag“, der einst öffentlich-rechtlich war, der eine oder andere erinnert sich. Öffentlich-rechtlich hinterlässt da eine große Lücke. Wir als öffentliches Verkehrsmittel müssen sie füllen! Die wachsende öffentlich-rechtliche Bildungslücke wird von manch einem bereits als Vakuum wahrgenommen. So ein Vakuum kann rasch gefährlich werden, zum Beispiel als Machtvakuum. Deswegen ist es wichtig, dass diese Lücke zügig gefüllt wird. Und wer könnte dies besser als wir Taxifahrer? Immerhin lenken wir ein öffentliches Verkehrsmittel mit Beförderungspflicht – und neuerdings auch mit Bildungsauftrag. In meinem Taxi weise ich mittels laminierter Schilder auf den Bildungsauftrag hin, und ich muss sagen: Das Angebot stößt auf enormes Interesse. Nie hätte ich gedacht, dass der Bedarf an Bildung hierzulande so groß ist. Ich erfülle den Bildungsauftrag, indem ich zum ersten Mal überhaupt ein Straßenverzeichnis rezitiere. Das Telefonbuch wurde schon mehrfach vorgelesen, ein Straßenverzeichnis noch nie. Zum Glück gibt es in Berlin genug Ampeln und Baustellen. Die dortige Wartezeit nutze ich zum Vorlesen. In letzter Zeit passiert es immer öfter, dass Fahrgäste selbst aus dem Straßenverzeichnis vortragen möchten. Es kam sogar schon vor, dass das Straßenverzeichnis vor_ ge_rappt wurde: „Die_Feh_ler_str Punkt in Frie_de_nau ist kein Feh_ler Komma son_dern ...“ – zweifellos ein Höhepunkt bei der Bildungsauftragserfüllung. Unser Bildungsauftrag muss aber nicht beim Fahrgast enden. Neulich trat ein junger Mann an mein Taxi, der ohne Orientierung war, weil sein Navigationsgerät den Geist aufgegeben hatte. Ein Gerät, so der Fachmann, das orientierungsblöd macht. Kein Problem, sagte ich, ich fahre ihn gerne und ganz ohne Navi – ist schließlich auch eine Frage der Ehre. Leider habe er kein Geld dabei, weswegen aus der Fahrt nichts wurde. Immerhin schien es mir «Navigationsgeräte machen orientierungsblöd.» Hans-Joachim Maaz (*1943), Therapeut und Bestseller-Autor („Der Gefühlsstau“, „Das falsche Leben“, „Das gespaltene Land“) ein Fall für den Bildungsauftrag zu sein. Sogleich holte ich das Straßenverzeichnis hervor, um ihm daraus die Straße vorzutragen, in die er begehrte. Dafür hatte der junge Mann wiederum keine Zeit. So erklärte ich ihm „nur“ rasch den Weg, das Bildungsauftragsbasisprogramm. Erst als sich der junge Mann von meinem Taxi entfernte, bemerkte ich, dass er mit einem Auto unterwegs war, in dem sich weitere junge Menschen befanden. Junge Menschen, die sich für eine von Uber vermittelte Fahrt entschieden hatten. Der schwarze Toyota war ein Mietwagen, der junge Mann ein Uber-Fahrer. Laut Eigenwerbung: ein „lokaler Profi“ – allerdings ohne Plan, der ohne Navi und ohne Ortskenntnisse gar nichts kann. Nun mangelt es hierzulande bekanntlich überall an Fachkräften. Aber anstatt Menschen zu bilden, senkt man lieber das Niveau. Auf unseren Straßen werden beispielsweise gerade Fachkräfte durch ungelernte Hilfsarbeiter ersetzt. (Böse Zungen behaupten, hinter dem angeblichen Mangel würde sich nur Lohndumping verbergen, aber das ist schon wieder ein anderes Thema.) Fakt ist, dass Uber-Fahrer unter dem Deckmantel einer angeblichen Modernisierung nicht einmal mehr die in der Vergangenheit für Mietwagen-Fahrer nötigen Ortskenntnisse nachweisen müssen. John F. Kennedy sagte einmal: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt!“ Kennedy war kein Taxifahrer, dafür aber Bearleener. Als solchen sollten wir ihn beim Wort nehmen und gemeinsam etwas für unsere Stadt tun. Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, lasst uns zusammen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und mittels Bildungsauftrag’ etwas für’s Bildungsniveau im Allgemeinen und für mehr Fachkräfte auf den Straßen im Besonderen tun. Werde auch Du Uber-Fahrer-Pate! rm Rumen Milkow (rm) fährt Taxi in Berlin und macht alle vier Wochen mit seiner Frau Layne Mosler eine Radiosendung mit Taxi-Themen. Taxi Times Berlin portraitierte die beiden in der April-Ausgabe 2019 von Taxi Times Berlin. FOTO: Rumen Milkow

2. QUARTAL 2020 www.taxi-times.taxi MÜNCHEN VERKEHRSMINISTERIUM BRÜSKIERT TAXIGEWERBE AUFREGUNG IN MÜNCHEN Lockdown für Taxiverband München ALLES AUF NULL Aktion für Ärzte und Pfleger KOSTENLOS INS KRANKENHAUS Förderung für Rollitaxis GELD VON DER STADT

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