E-TAXIS Das Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ lädt auch andere Städte zum Nachahmen ein. DIE 100-E-TAXI- MARKE IST GEKNACKT Das Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ hat die erste Förderrunde mit Bravour genommen. Bis zum Stichtag 27. Mai wurden knapp über 100 verbindliche E-Taxi-Bestellungen eingereicht. Der Erfolg ist auch der einfachen und schnell durchführbaren Antragsstellung zuzuschreiben. Damit die Autos aber auf die Straße kommen, schrieb die Förderrichtlinie vor, dass der Anspruch auf die Förderung verfällt, wenn bis zum Stichtag kein Nachweis einer verbindlichen Fahrzeugbestellung bei der Hamburger Genehmigungsbehörde eingegangen ist. Von maximal 150 geförderten Anträgen konnten 102 Unternehmer rechtzeitig den Nachweis der verbindlichen Bestellung eines Fahrzeugs einreichen. Die durch die Fristversäumnis übrigen 48 Förderzusagen wurden Nachrückern zugewiesen. Bis mit der Ausschüttung der Förderbeträge (E-Taxi bis zu 10.000 Euro, E-Inklusionstaxi bis zu 20.000 Euro) begonnen wird, müssen die Fahrzeuge bis spätestens zum 31. Dezember 2021 in Hamburg konzessioniert werden. Interessant ist ein Blick auf die im Projekt beteiligten E-Taxis. Da wäre beispielsweise ein Smart EQ forfour, der bereits auf der Straße ist, ebenso wie die ersten beiden Polestar 2 in Hellelfenbein. Wirklich überraschend sind aber auch die Fahrzeuge, die zahlenmäßig überwiegen. Über 70 (!) VW ID.4 sollen bis Ende des Jahres in Hamburg als Taxi unterwegs sein, die ersten Zulassungen erfolgten bereits Anfang Juli. Bei den Inklusionstaxis wurden die Bestellbetätigungen von 16 TX des britischen Herstellers LEVC bestätigt. Das mit großem Abstand am häufigsten vertretene E-Taxi ist nach dem ID.4 das Model 3 von Tesla (6). Mit niedrigen Stückzahlen, aber immerhin auch vertreten sind die E-Taxis von KIA (2), Mercedes (6), Opel (1) und Nissan (3) sowie ein Tesla-Model S. sg TELEKOM GIBT STROM Die Deutsche Telekom hat sich maßgeblich am „Projekt Zukunftstaxi“ beteiligt. Jetzt stellt sie ihr Know-how für die Ladeinfrastruktur zur Verfügung, denn der richtige Mix zwischen Schnell- und Normalladen kann der Schlüssel für einen reibungslosen Betriebsablauf mit einem E-Taxi sein. Die Telekom unterstützt Taxiunternehmen von der Beratung zum Geschäftsmodell über Installationsservices von Wallbox/Ladesäulen bis hin zum Wartungs- und Entstörservice. Bundesweit sind mehr als 7.000 eigene Service-Techniker und zertifizierte Spezialisten für Ladeinfrastruktursysteme der E-Mobilität im Einsatz. Als eine sinnvolle Ergänzung neben dem öffentlichen Ladenetz in Hamburg und den Schnellladern von Comfortcharge kann eine Wallbox im eigenen Betriebshof den entscheidenden Unterschied machen. Mit dem Rundum-Service kann die Telekom punkten. Anfang März 2021 gab es vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) einen weiteren Förderaufruf für umstiegswillige Taxiunternehmen. Mit der finanziellen Subvention aus den Fördermitteln und der Unterstützung der Telekom sind die Weichen für eine eigene Ladeinfrastruktur gestellt. sg FOTOS: Freie und Hansestadt Hamburg, Telekom 18 2. QUARTAL 2021 TAXI
E-TAXIS NEWSTICKER WO IST MERCEDES? Der ID.4 zählt aktuell zu den am häufigsten verkauften E-Taxis in Deutschland. VW UNOFFICIAL Über 70 VW ID.4 werden in Hamburg als E-Taxi das Straßenbild bestimmen. Möglich ist das, weil Volkswagen Automobile Hamburg gemeinsam mit der Funkanlagen-Elektronik Heinz Reuss GmbH kooperiert. Ab Werk wird kein Taxipaket angeboten. Die ersten beiden ID.4-Taxis sind allerdings nicht in der Hansestadt geblieben, sondern fahren jetzt in Gifhorn bei Taxi Hoffmann. Mittlerweile bieten auch andere Funkwerkstätten, wie beispielsweise Jürgen Weberpals in Köln, die Umrüstung des Stromers an. Der ID.4 ist mit zwei Batteriepaketen erhältlich. Mit 52 kWh Netto- Energieinhalt und maximal 170 PS fährt er mit einer Ladung bis zu 346 Kilometer weit. Ordert man den ID.4 mit dem 77-kWh-Akkupaket, dann treibt ein 204-PS-E-Motor die Hinterräder an. Diese Kombination ist für maximal 522 Kilometer gut. Hamburger Unternehmer, die bereits Anfang Juli ihre ersten Schichten absolvierten, berichten von einem Verbrauch von 15 kw/h pro einhundert Kilometer. sg Als ehemaliger Taxi-Klassenprimus macht sich Mercedes-Benz gerade in der Öffentlichkeit rar. Die Produkte in Hellelfenbein werden nicht aktiv beworben und das, obwohl sich mit dem Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ ein toller medialer Effekt bewirken ließe. Wie sich die Mercedes- Presseabteilung gegenüber einem Taxiunternehmer äußerte, wird derzeit eine Strategie entwickelt, die darüber entscheidet, wie der Konzern sich zukünftig in der Branche positionieren will. Bei der Ausstattung mit werkseitigen Taxipaketen hingegen scheint die Strategie bereits klar zu sein: mehr E-Fahrzeuge und weniger Limousinen, was sich mit der Taxi-Absage für S-Klasse und EQS erklären lässt. Trotzdem sind praxistaugliche Taxi- Produkte, auch vollelektrische, verfügbar, lediglich, so scheint es, fehlt noch die Entscheidung, ob man sich in Zukunft weiterhin als Partner des Taxigewerbes verstehen will. sg FOTO: Funkservice Reuss, Julia Schneider DAS RIDE-HAILING-AUTO Das britische Start-up Arrival – bis jetzt im E-Bus- und Lieferwagen- Bereich tätig – bündelt seine Kräfte mit Uber. Beide wollen Autos entwickeln, die speziell auf den Einsatz im Ride-Hailing (Mietwagenmarkt) ausgelegt sind. Das Arrival-Car soll im dritten Quartal 2023 in die Produktion gehen. Arrival und Uber untersuchen eine „strategische Beziehung in Schlüsselmärkten, einschließlich Großbritannien und der EU“. Produziert werden sollen die Fahrzeuge voraussichtlich in Großbritannien. In dem Modell werden leicht zu reinigende Materialien eingesetzt. Ein umklappbarer Beifahrersitz (für mehr Gepäckraum) ist ebenso angedacht wie ein Panoramadach. Tom Elvidge, Arrivals Senior Vice President für Mobilität, sagt: „Wir glauben, dass wir das Fahrerlebnis für die Fahrer verbessern können, denn wir starten mit einem leeren Blatt Papier.“ Das Arrival Car soll aber nicht ausschließlich Uber-Fahrern vorbehalten sein – auch andere Verbraucher sollen das Auto kaufen können. Die Kooperation mit Uber spricht auch dafür, dass gegebenenfalls auch eine direkte Kommunikation zwischen App und Fahrzeug möglich sein wird. Uber könnte das nutzen, um beispielsweise automatisiert Fahrgäste in Autos mit ausreichender Batterieleistung zu buchen. Arrival wird von Investoren wie BlackRock, Hyundai und Kia unterstützt. Letztere kooperieren bereits mit Uber. wf Der Mercedes EQV kann sehr flexibel konfiguriert werden. SPEZIALREIFEN FÜRS E-TAXI In der Regel sind die E-Fahrzeuge bereits ab Werk mit speziellen Pneus ausgestattet. Bis auf eine Kennung mit dem Buchstaben E oder den Hinweis Elect ist kein Unterschied zu herkömmlichen Reifen erkennbar. Der liegt im Detail, denn die E-Reifen sollen im Vergleich zu herkömmlichen Reifen für bis zu acht Prozent mehr Reichweite verantwortlich sein. Deshalb empfehlen die Reifenexperten vom TÜV Süd auch, beim Neukauf auf entsprechende Ausführungen zurückzugreifen. Vorgeschrieben ist das allerdings nicht. Solange die Reifendimensionen denen im Fahrzeugschein entsprechen, ist die Verkehrssicherheit nicht eingeschränkt. sg TAXI 2. QUARTAL 2021 19
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