Szene aus einem Werbevideoder Firma BaiduROBOTAXI-BOOMIM REICH DER MITTEEin Fahrer für drei Fahrzeuge: Die weltweit größte Flotte selbstfahrenderAutos ist nicht in San Francisco oder Phoenix, sondern im chinesischen Wuhanunterwegs. Hier steht kein unbequemer Rechtsstaat im Weg.Ballungsgebiete sind bei Plattformvermittlernbeliebt. In China istaber nicht Uber der große Taxi-Konkurrent. Der amerikanische Milliardenkonzernhat sein China-Geschäft 2016 anden chinesischen Milliardenkonzern DidiChuxing Technology Co. verkauft. InWuhan aber droht eine weitere Form derKonkurrenz den Taxifahrern das Wasserabzugraben: Dort fahren so viele autonomeTaxis wie sonst nirgendwo auf der Welt.Darüber hat die „Frankfurter AllgemeineZeitung“ (FAZ) berichtet. Neben Didi gibtes hier also ein weiteres Schreckgespenstnamens Apollo Go, das zu Chinas Google-Konkurrent Baidu gehört, einem der weltweitgrößten Tech-Konzerne.Wuhan gehört zur zweiten Kategorieder größten Städte Chinas (second tier)und hat mehr als zehn Millionen Einwohner– und den Beinamen „Stadt der Flüsse“,weil hier mehrere Flüsse in den Jangtsekiang,den längsten Fluss Chinas, münden.Vor fünf Jahren erlangte die Stadt weltweiteBekanntheit, als dort die ersten Covid-19-Fälle offiziell registriert wurden.Der Autor des FAZ-Berichts war in derStadt Taxifahrgast und hat mit Fahrerngesprochen. Ein aufgebrachter Taxifahrersagt in der überfüllten Innenstadt,nahe dem ehemaligen Fischmarkt, vondem die Covid-Viren ihre Weltreise angetretenhaben sollen, zum Reporter: „Auchdie letzten Jobs, die uns noch gebliebensind, nehmen sie uns weg.“ Er meint dieselbstfahrenden Taxis – und das Signal derEin-Partei-Regierung, das er darin sieht.Trotz lang anhaltenden Exportbooms istChinas Wirtschaftslage angespannt, undeine Tätigkeit als Taxifahrer für viele diemehr oder weniger einzige Alternative zurArbeitslosigkeit. Doch die totalitär regierendeKommunistische Partei, die laut FAZin der Hochtechnologie die Antwort auf dieWirtschaftsschwäche sieht, treibt das autonomeFahren weiter voran.TESTS IN VIELEN STÄDTENIn China sind in etlichen Großstädten Testgebieteeingerichtet worden, in denen Taxifahrgästefahrerlose Autos buchen können.Das weltweit wohl größte Experiment dieserArt läuft in Wuhan..Mehrere hundert Autos von Apollo Gosind im Stadtgebiet unterwegs, in etwa soviel wie alle selbstfahrenden Autos vonGoogle-Ableger Waymo in den gesamtenUSA. Apollo ist – ebenso wie mehrere Konkurrenten– in etlichen chinesischen Städtenvertreten. Nur ein Teil der Fahrzeuge hatzur Sicherheit einen „Fahrer“ an Bord. Dieanderen werden vom Bildschirm aus überwacht,wobei ein Mitarbeiter für bis zu dreiFahrzeuge gleichzeitig verantwortlich ist.Das Ballungsgebiet Wuhan kann mansich in etwa wie ein doppeltes Ruhrgebietvorstellen, ähnlich dicht besiedelt undebenfalls mit Dörfern und Grünflächenzwischen den Städten. Es belegt mit 10,8Millionen Einwohnern Platz 9 in China. DerBallungsraum Shanghai hat 39 MillionenEinwohner, der Ballungsraum Peking gut20 Millionen. Das größte BallungsgebietChinas ist das Perlflussdelta, das mit gut 65Millionen Einwohnern in etwa 12,5 Ruhrgebietenentspricht.Auch in China, das für seine Menschenrechtsverletzungenberüchtigt ist und imRuf steht, dass ein Menschenleben angesichtsder Bevölkerung von 1,4 Milliardennicht viel zählt, gibt es Proteste. MehrereTaxifahrer haben dem FAZ-Reporter berichtet,es habe Proteste in Wuhan vor demRathaus gegeben, an dem auch der FahrdienstanbieterDidi beteiligt gewesen sei.Man sei besorgt um Geschäft und Arbeitsplätze.Eine lokale Gewerbevertretung habein einem offenen Brief beklagt, die Robotaxisnähmen den Taxifahrern die Jobs weg.Ein generelles Problem, das sich überallzeigt, wo fahrerlose Autos unterwegssind, und dem man auch in Europa mitSorge entgegenblickt, ist auch dem FAZ-Autor in Wuhan aufgefallen: Da künstlicheIntelligenz zum Steuern fahrerloserAutos nicht in allen Situationen so reagierenkann wie ein Mensch am Steuer, fahrendie Geisterautos oft übervorsichtig wieunsichere Fahranfänger und lassen sich z.B. von dreisten Fußgängern widerstandslosausbremsen bzw. zum Stehenbleibenzwingen. In der Reportage erzählt ein Taxifahrer,wie sich zwei Robotaxis gegenseitigblockiert hätten, so dass die Fahrgäste imAuto eingesperrt waren, bis ein TechnikerFOTOS: Screenshots Baidu38 4. QUARTAL 2024 TAXI
TAXI INTERNATIONALder Betreiberfirma kam. Ein anderes Malhätten die fahrerlosen Taxis kleine Zäune,die die Fahrbahnen voneinander trennen,im Regen nicht mehr erkannt.In totalitär regierten Staaten geht vielesschneller als in Demokratien, da rechtsstaatlicheGenehmigungsverfahren mitAbstimmungs-, Einspruchs- und Klagemöglichkeitenund ähnliches entfallen. Ebensonehmen Regimes wie das chinesischeviel stärkeren Einfluss darauf, worüber inden Medien berichtet wird und worübernicht. So räumt der FAZ-Autor ein, dass dieErzählungen der Wuhaner Taxifahrer sichkaum überprüfen lassen, auch weil Berichteüber Unfälle von autonomen Autos undBeiträge in den sozialen Medien zensiertwerden. Doch nahezu alle Taxifahrer, mitdenen er sprach, hätten von Problemen mitden Robotaxis berichtet. Zudem seien nachBeobachtung der Taxifahrer seit bestimmtenVorfällen merklich weniger autonomeAutos unterwegs. Ins Stadtzentrum dürftendiese derzeit gar nicht fahren.Auch als Fahrgast im fahrerlosen Taxibeobachtet der Autor: „Das Auto fährt zuzurückhaltend. Man fühlt sich zurückversetztin die eigenen ersten Fahrstunden:Ein nervöser Fahranfänger, der sichpanisch an die Regeln hält. In China störtdas noch viel mehr, als das anderswo derFall wäre: Der Verkehr ist bis heute wilderund ungeordneter als etwa in Deutschland.Nur wer drängelt, kommt vom Fleck.“Ansonsten sei die Fahrt recht komfortabel,wenn auch langsam, gewesen.GÜNSTIGER ALS WETTBEWERBDie Nutzung fahrerloser Taxis wird denFahrgästen in China mit günstigen Fahrpreisenschmackhaft gemacht. Er sei zwarhöher gewesen als in den „chinesischenParteimedien“ angegeben, jedoch günstigerals in normalen Taxis oder Didi-Mietwagen.Dennoch seien die Taxifahrer mehrheitlichnicht so besorgt wie der eingangs erwähnteaufgebrachte Fahrer, da die bisher vergleichsweisegeringe (dreistellige) Anzahlder Robotaxis das Geschäft der Taxis undMietwagen (eine fünfstellige Anzahl) nochnicht merklich beeinflusse. Das asiatischeGoogle-Pendant Baidu hat zwar angekündigt,die Anzahl bis Ende 2024 auf 1.000fahrerlose Taxis in Wuhan zu erhöhen,doch seien diese immer noch zu „schlechtund langsam“ für Fahrgäste, die in Eilesind. Unter Zeitdruck habe man „für dasdefensive Fahrverhalten keinen Nerv“.Szene aus einemWerbe video derFirma BaiduWeniger gelassen scheinen die Taxifahrerdas Problem in anderen Teilen des riesigenLandes zu sehen, die der FAZ-Autor bereisthat. In Großstädten weiter westlich sei vongeplanten Protest- und Blockadeaktionendie Rede, zu denen Fahrer sich auf dem chinesischenWhatsapp-Pendant Wechat verabredethätten.Auch in Wuhan machen die Fahrersich keine Illusionen: Klar sei, dass eseine Frage der Zeit ist, bis die Autos besserfahren und dann auch wieder im Zentrumeingesetzt werden. „Wenn die es inzwei, drei Jahren noch einmal versuchen,gehen wir auf die Barrikaden“, so ein Taxifahrer.arErsatz-Taxi-VermietungAn- und Verkauf von TaxisTaxi-Vermietung bundesweitTAXIZentrumBrandenburg/BerlinTaxi-UmrüstungenTaxameterdienst(Hale-Service-Partner)www.taxi-zentrum.deBesuchen Sieunsere TaxibörseHotline:08 000 36 86 86TAXI 4. QUARTAL 202439
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