TAXI INTERNATIONALAkar und fügte hinzu, dass es von manchenals Eindringen einer Frau in männlichesTerritorium angesehen werde. „Esgibt Anzeichen für eine Verschärfung derAuslegung des Islam in einigen Teilen dermuslimischen Bevölkerung. Im Vergleichzur Situation vor einigen Jahrzehnten gibtes heute einen viel strengeren Umgang mitden Regeln des Islam. Natürlich gilt dasnicht für alle Muslime“, so Akar.Alle von Yle interviewten Taxifahrerinnensagen, sie seien es gewohnt, mit unterschiedlichen„Namen“ angesprochen zuwerden. „Ich bin mal eine Hure, mal eineRassistin, mal eine rassistische Hure, malein Affe. Aber ich lasse mich nicht zumAufgeben bringen. Ich fahre zum Beispielimmer noch den Bahnhofsvorplatz an. Siegeben sich nicht mehr viel Mühe, michzu schikanieren“, berichtet Leena. Tuulaerzählte Yle dagegen, man habe sie beleidigt,weil sie eine Frau ist. „Mir wurde zumBeispiel gesagt, ich sei eine Hure und ichwisse nicht, wer der Vater meiner Kinderist“, sagte sie.Laut Polizei ist es eine kleine Gruppeunter den Taxifahrern, die für die großenProbleme verantwortlich ist. Auf Rundfunk-Anfrage konnte die stellvertretende nationalePolizeikommissarin Sanna Heikinheimovom nationalen Polizeirat nicht erklären,warum die Behörden Schwierigkeiten hatten,die Situation unter Kontrolle zu bringen.„Das ist eine gute Frage. Mehrmalsim Jahr führt die Polizei gemeinsam mitTaxi in Helsinki: DasProblem ist öffentlichkaum sichtbar.Hauptsitzder RundfunkanstaltYle inHelsinkiden Taxibehörden, der Traficom [finnischeVerkehrs- und Kommunikationsbehörde,Anm. d. Red.] und dem regionalen staatlichenVerwaltungsbüro gemeinsame Kontrollendurch. Probleme treten auf, obwohldie Hauptstadtregion für die Behörden inBezug auf die Kontrollen ein vorrangigesGebiet ist.“KEIN RASSISMUSAn den Taxiständen in Tripla und amHauptbahnhof gibt es eine hohe Anzahl vonFahrern mit Migrationshintergrund, waseinige Fahrer zu der Frage veranlasst, obdie Behörden aus Angst vor Rassismusvorwürfenzögern, einzugreifen. „Das ist einesehr seltsame Anschuldigung. Wir nehmenalle möglichen Leute ins Visier, von betrügerischenTaxifahrern bis hin zu Fahrernmit somalischem und nahöstlichem Hintergrund,wenn sie sich nicht an das Gesetzhalten“, sagte Heikinheimo. Der Präsidentder Taxivereinigung, Tuomo Heino, merktean: „Es gibt überall Probleme, aber besondersmit diesen betrügerischen Taxis. Einwanderersind ein wichtiger Teil derTaxibranche und in der Regel sind sie guteFahrer und Arbeiter. Eine kleine Zahl vonihnen verursacht jedoch Probleme, die auchden Ruf der seriösen Fahrer mit Migrationshintergrundschädigen.“Fred Kibet, ein Taxifahrer mit Migrationshintergrund,stimmt dieser Ansichtzu. Er sagte Yle, er sei besorgt, dass dasVerhalten einer kleinen Zahl von Fahrernmit Migrationshintergrund Auswirkungenauf die breitere Gemeinschaft der Fahrerhaben könnte. „Während sie stundenlangam Taxistand warten, könnten Kunden dasAuto eines finnischen Fahrers wählen, nurweil es als sicherer wahrgenommen wird.Meine Frage ist, wer kann uns Afrikanernhelfen, der finnischen Gesellschaft bewusstzu machen, dass die Mehrheit von uns sichan Recht und Gesetz hält?“Juha Pentikäinen, Geschäftsführer derGenossenschaft Taksi Helsinki, bestätigt,dass der Sektor vor vielen Herausforderungenstehe, die die Interviewpartner indem Yle-Artikel beschreiben. „Wir habenLeute, die Angst haben, zu arbeiten. Oderwenn sie es tun, wird ihnen gesagt, dasssie verprügelt und getötet werden. AberFinnland ist ein Land, das als Rechtsstaatgilt und in dem man sicher leben sollte.“ Erfragt sich, wie es so weit kommen konnte,ohne dass die Behörden eingriffen. „Es istUnwille oder Unfähigkeit oder eine Kombinationaus beidem. Es könnte ein Problemder Arbeitsteilung oder der Verantwortungsein: Die Polizei ist für die Strafverfolgungund Verkehrskontrolle zuständig,die Traficom ist für die Qualitätskontrolledes Taxisektors zuständig. Andere Problemedes Sektors scheinen niemanden zubetreffen.“Pentikäinen stellt Parallelen zu anderenLändern fest: „Auch in Dänemark herrschtenach der Liberalisierung des TaxisektorsChaos. Doch die politischen Entscheidungsträgerbeschlossen, das zu korrigieren. Aufder Kopenhagener Polizeiwache gibt es achtPolizisten, die nichts anderes tun, als denTaximarkt und seine Regeln zu überwachen– anders als hier in Finnland“, sagtePentikäinen.Ob die Probleme in Helsinki mit mehrPolizeibeamten in den Griff zu bekommensind, erscheint allerdings fraglich, sind siedoch nur die Spitze des Eisbergs. arEINSICHT IN EINEN POLITISCHEN FEHLER2018 liberalisierte die finnische Regierung den Personenbeförderungsmarkt,was zu einer erheblichen Lockerung derVorschriften führte. Die Hürden für Taxiunternehmer wurdenwesentlich niedriger. Fahrer müssen nicht mehr an einerobligatorischen Schulung teilnehmen, sondern nur noch einePrüfung ablegen.Laut Steuerbeamten gibt es in der finnischen Taxibrancheheute „Phänomene der Schattenwirtschaft“, Inkompetenzsowie „Gleichgültigkeit gegenüber Verpflichtungen“ , sagtTarja Valsi, stellvertretende Direktorin der Steuerverwaltung.Sie fordert Fahrgäste auf, sich Quittungen geben zu lassenund sofort zu prüfen. Weigerungen der Fahrer seien ein verräterischesZeichen für Graumarktgeschäfte. Schwarzarbeitsei ein häufiges Anzeichen für die Schattenwirtschaft in derBranche.Nun will die Regierung das Taxigewerbe neu regulieren.Vorschriften sollen verschärft werden, dazu sind strengereHintergrundüberprüfungen der Bewerber um eine Taxilizenz,zusätzliche Ausbildungsanforderungen sowie eine klarerePreisgestaltung geplant. arFOTOS: Axel Rühle424. QUARTAL 2024 TAXI
MÜNCHENINKLUSIONS-FÖRDERUNGFÜR ALLEMünchner Mietwagenbetriebe sind vonder Inklusionstaxiförderung teilweiseausgeschlossen. Jetzt haben sie einePetition eingereicht.MINDESTENTGELT-FORDERUNG VONALLENDas Münchner Taxigewerbe unterstützteinen Antrag im Stadtrat aufzeitnahe Einführung eines Mindesttarifsfür Mietwagen.Umrüstpflicht trotz Krise: Einige Paragrafen des Personenbeförderungsgesetzeswerden von Behörden unterschiedlichausgelegt. Paragraf 64c, der regelt, dassjedes 20. Taxi im Betrieb ein Inklusionstaxi sein muss, sorgt inMünchen für Aufregung.Die Stadt hat vor Jahren eine großzügige Inklusionstaxiförderungins Leben gerufen, von der aber Mehrwagenbetriebemit mehr als 20 Taxis erst ab dem zweiten Inklusionstaxiprofitieren.Die Münchner Unternehmer haben das zunächst zähneknirschendzur Kenntnis genommen. 16 Inklusionstaxiswurden deshalb ohne Förderung auf die Straßegebracht. Weil aber für die Inklusionsfahrten aufabsehbare Zeit kein Zuschlag vorgesehen ist, funktioniertdas Inklusionstaxi in München nicht: Die teilslangen Anfahrten machen die Rollstuhlbeförderungenunwirtschaftlich. In der Petition wird deshalb dieFörderung auch des ersten Inklusionstaxis gefordert.Sie wurde von Horst Wiegandim Maximilianeum,dem Sitz des BayerischenLandtags, übergeben. Wiegandist Inklusionsbeauftragter derIsarFunk Taxizentrale und nimmtauch an Gesprächen mit MünchnerStadtpolitikern teil, um für eineeinheitliche Förderung und füreinen Zuschlag für Rollstuhlfahrtenzu kämpfen. Wie die Reaktionender Politiker aussehen werden, wirdHorst Wiegand mitder Petitionsich in den kommenden Wochenzeigen. sgNOCH MEHRMÜNCHNERTAXITHEMENIn einer gemeinsamenErklärung fordern derTaxi-Verband München,die Taxi München eG, dieIsarFunk Taxizentrale, derLandesverband BayerischerTaxi- und Mietwagen-Unternehmerund der Taxi- undMietwagendienstleisterFree Now schnellstmöglichTaxler fordern rotes Licht fürDumpingpreise in Mietwagen.einen Mindesttarif für Mietwagen in München, wie esdie Regierungsfraktionen im Stadtrat beantragt haben.München habe mit Taxi-Festpreisen eine Vorreiterrolleeingenommen, so die Gewerbevertreter. Auf diesemErfolg dürfe man sich nicht ausruhen. Es seilediglich der erste von zwei notwendigen Schritten.Die Einführung des Mindestbeförderungsentgelts fürMietwagen gemäß Paragraf 51a PBefG müsse zwingendfolgen.Gregor Beiner, Vorstandsmitglied des TaxiverbandsMünchen und des Bundesverbands Taxi und Mietwagen,bekräftigt: „Die Taxifestpreise mit Tarifkorridorlaufen ins Leere, wenn die Preise weiterhin systematisch voninternationalen Mietwagenplattformen unterboten werden.“Es sei notwendig, so die Autoren der Erklärung, die Mindestpreise„zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ einzuführen. Der Blicknach Berlin zeige, welche verheerenden Zustände durch ungleichenWettbewerb entstehen könnten.Man sei zuversichtlich, dass die Stadtverwaltung dem Antragnachkommen werde. Trotz der rechtlichen und bürokratischenHerausforderungen sei man überzeugt, dass München erneutseiner Vorreiterrolle gerecht werden könne. arFOTOS: TVM, Taxi TimesTAXI 4. QUARTAL 202443
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