ÖSTERREICH + SCHWEIZ JUGEND-TAXI PER APP NEWSTICKER ZÜRICH: EIN DRITTEL WENIGER KONZESSIONEN Die Corona-Pandemie hat in Zürich ein Drittel der Taxi-Konzessionen vernichtet. Anfang August waren in Zürich (420.000 Einwohner) noch rund 1.000 Taxis unterwegs, 500 weniger als vor der Corona-Krise. Georg Botonakis, Präsident der Zürcher Taxiverbände, sagte gegenüber Medien, dass wenn auch das Ausgangs- und Nachtleben langsam wieder erwacht ist, weiterhin nur etwa die Hälfte des Vorkrisen-Umsatzes von den verbliebenen Unternehmen erzielt würde. Für ihn sind die Gründe dafür eindeutig: Tagsüber fehlen Tourist*innen und Geschäftsleute, am Wochenende würden Nachtzüge und Busse den Taxis Konkurrenz machen. Das Schlimmste stehe der Branche aber noch bevor: „Bis jetzt halten sie sich noch über Wasser. Ich schätze, Anfang 2022 wird es noch einmal eine Welle von Taxifahrern geben, die aufhören. Die ganz guten Zeiten sind vorbei.“ hs In Oberösterreich lebende Jugendliche bekommen seit vielen Jahren Jugendtaxi-Gutscheine. Es ist eine Maßnahme zur sicheren Heimfahrt zur Nachtzeit am Wochenende bzw. an Werktagen vor Feiertagen. Anspruchsberechtigt sind Personen von 14 bis 26 Jahren. Der Selbstbehalt der Jugendlichen beträgt mindestens ein Drittel der Fahrtkosten. Den Rest übernimmt die Gemeinde. Die Ausgabe und organisatorische Abwicklung dieser Gutscheine wird seit einiger Zeit durch die 4youCard-App erleichtert. Was dabei im Oktober 2020 als Pilotprojekt in 48 Gemeinden des Bezirks Vöcklabruck gestartet ist, wird mittlerweile in allen Gemeinden des Bundeslandes an geboten. Die Abwicklung für Taxiunternehmen und Gemeinden wird durch die digitale Nutzung der Gutscheine entbürokratisiert. Eine zentrale Datenbank sorgt für eine vernetzte Ausspielung, Einlösung und Abrechnung der Gutscheine. hs Besitzer der 4You-Card können seit Oktober ihr vergünstigtes Taxi auch per App bestellen. TAXI LINZ FEIERT 30 JAHRE Bereits seit drei Jahrzehnten vermittelt in Linz die Taxivermittlungszentrale 2244. „Voller Stolz blicken wir auf unsere bewegte Geschichte zurück. Es gab viele gute Zeiten, aber auch schlechte Zeiten. […] Aber wir gehen – nein, wir fahren voller Zuversicht in die Zukunft“, so Robert Neuhold, Betriebsleiter des Linzer Taxis 2244 anlässlich des Jubiläums. Bei der entsprechenden Geburtstagsfeier zählte auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger zu den Gratulanten. Ebenfalls mit dabei war Christian Holzhauser, Geschäftsführer des Mutterunternehmens CC Taxicenter GmbH. Er betonte, dass Autos und Ökologie sich nicht ausschließen: „Vor einem Jahr bestand die Flotte vom Linzer Taxi 2244 zu 40 Prozent aus Hybrid- und E-Autos. Heute sind es schon mehr als 50 Prozent.“ hs Peter Lemmerer (Werbeagentur Werbeconnection), Mag. Christian Holzhauser (CC Taxicenter GmbH), Peter Wiesinger, Robert Neuhold (beide Linzer Taxi 2244) und Bürgermeister Mag. Klaus Luger (v. l. n. r.). Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer Österreich; Friedrich Posch, Bürgermeister von Gosau; Alois Harringer, Taxiunternehmer; Umweltbundesministerin Leonore Gewessler KLIMA-AUSZEICHNUNG FÜR EIN GOSAUER TAXI Alois Harringer aus Gosau bei Salzburg hat in Wien von Ministerin Leonore Gewessler den Klimaschutz-Preis für seine „Taxi Spot App“ verliehen bekommen. Harringer trage einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emmissionen im Bereich Freizeit und Tourismus bei, hieß es zur Begründung. Der 41-jährige Geschäftsführer der Firma Gosauer Taxi hatte die nun prämierte „Taxi Spot App“ gemeinsam mit Freunden entwickelt. Bei der Umsetzung der Taxi-App wurde er unter anderem von den Gemeinden Gosau und Hallstatt und dem Tourismusverband Ferienregion Dachstein Salzkammergut unterstützt. Einheimische und Besucher des Salzkammerguts können mithilfe der App eine bequeme Alternative zum eigenen Auto in Anspruch nehmen und mit einem öffentlichen Verkehrsmittel anreisen. Sie müssen nur eingeben, wohin es gehen soll, und die App schlägt zum Standort des Bestellers mehrere Taxiunternehmen samt Preisangaben vor. Diesem System haben sich bereits rund 20 Taxifirmen zwischen Bad Ischl und Salzburg angeschlossen. Harringer will die Funktionalität der App nun ausbauen: Künftig lassen sich damit auch gleich Hotelzimmer buchen. hs FOTOS: Verein 4YOUgend, BMK, Taxi 2244 Hannelore Kirchner 22 3. QUARTAL / OKTOBER 2021 TAXI
ÖSTERREICH Die Wiener Ortskundeprüfung ist seit diesem Jahr auch für App-Fahrer verpflichtend. WENIGER TAXIS – NOCH WENIGER UBER Corona-Krise, neues Taxigesetz und Urlaubszeit: Diese Dreierkombination führte in Wien während der Sommermonate zu einem Engpass an verfügbaren Fahrzeugen. FOTO: Taxi 40100 Fuhrich In der österreichischen Hauptstadt würden die Fahrgäste unter einer Taxi-Not leiden, schrieb Anfang August der Sender ORF. Besonders abends sei es nicht immer leicht, ein Taxi zu finden. Im Beitrag selbst schildern dann frustrierte Fahrgäste ihre vergeblichen Versuche, einen Wagen für die Heimfahrt zu bestellen. Weder bei App-Anbietern noch bei Wiener Taxifunkunternehmen habe man Erfolg gehabt, berichtete der ORF. Bei der Ursachenforschung für diesen Missstand nennt ein Taxivertreter der Wiener Wirtschaftskammer mehrere Gründe. Zum einen seien viele Fahrer*innen auf Heimaturlaub, zum anderen seien aber auch weniger Fahrzeuge zugelassen. Für den Taxiunternehmer Christoph Schallaböck eine logische Folge der Corona- Maßnahmen: „In der Kernzeit des Lockdowns hatten wir Umsatzausfälle zwischen 70 und 80 Prozent“, berichtet er dem ORF. Trotz staatlicher Hilfen wäre es für viele Unternehmer nicht mehr profitabel, weiterzuarbeiten. Sie hätten entweder ihre Wagen stillgelegt oder ganz aufgehört, um in keinen Konkurs zu schlittern. Auch zahlreiche Taxilenker hätten einen anderen Job angenommen, weil mit dem Taxi nicht mehr genug zu verdienen war. UBER GIBT DER POLITIK DIE SCHULD Für Martin Essl, Uber-Chef Österreich, ist dagegen die Politik schuld. Viele Fahrer*innen würden wegen der seit diesem Jahr erforderlichen Taxischeinprüfung nicht mehr als Uber-Fahrer*in arbeiten. Dadurch könne die hohe Nachfrage auf der Uber-Plattform kaum bewältigt werden. Man hätte diesen Fahrermangel schon lange vorhergesagt, beklagt sich Essl gegenüber dem ORF. Mit Jahresbeginn und der damit verbundenen Gesetzesänderung hätten „Tausende Mietwagenfahrer“ aufgegeben. Mit der Novelle des Gelegenheitsverkehrsgesetzes wurden Taxis und Mietwagen zusammengefasst, sodass beispielsweise jeder Uber-Fahrer nun auch einen Taxilenker-Ausweis benötigt. Viele schaffen allerdings die dafür nötige Prüfung nicht. Essl sieht die Ursache dafür allerdings nicht im niedrigen Niveau der Uber- Fahrer, sondern in einem angeblich veralteten Prüfungskatalog. DIE UBER-THESE WIRD WIDERLEGT Solchen Vorwürfen widerspricht allerdings die Wiener Taxizentrale 40100 und nennt Zahlen, die Essls These klar widerlegen: „Im 4. Quartal 2019 haben 27 Personen die Taxilenkerprüfung geschafft, im zweiten Quartal 2021 waren es 84. Aktuell kommen mehr als drei Mal so viele Taxilenker*innen auf den Markt als vor der Corona-Krise“, wird Eveline Hruza von Taxi 40100 im ORF zitiert. „Von einem Taxilenkermangel kann also keine Rede sein. Wenn Uber eine punktuelle Knappheit an Lenkern als Vorwand heranzieht, um damit an der Taxilenkerausbildung rütteln zu können, ist das der falsche Weg. Wenn manche die Möglichkeit der Prüfung nicht oder erst spät nutzen, ist das kein Versagen des Systems.“ Damit geht sie auf die bisherigen Mietwagen- Fahrer*innen ein, die bereits Ende 2019 gewusst hätten, dass sie ab 2021 einen Taxischein benötigen. Auch bei der Wiener Wirtschaftskammer geht man nicht von einem Taxilenkermangel aus. Im Herbst dürfte sich die Lage wieder entspannt haben, wenn alle wieder aus dem Urlaub zurückgekehrt sind – und wenn die Wiener Taxizentralen weiterhin so zahlreich und erfolgreich neue Fahrer schulen. jh / hs PROJEKT DER ZUKUNFT FÜR ELEKTRO-TAXIS: In Wien und in Graz wird an zehn Taxistandplätzen ein konduktives Ladesystem installiert. Mehr dazu über diesen Code: TAXI 3. QUARTAL / OKTOBER 2021 23
Laden...
Laden...
Laden...