E-TAXI So viele E-Taxis an einem Ort findet man nur in Hamburg. DIE VERKEHRSWENDE IST KEINE HEXEREI Von (fast) null auf 91 E-Taxis in acht Monaten. Das Hamburger »Projekt Zukunftstaxi« boomt trotz Corona seit seinem Start am 1. April 2021. Zeit für eine Analyse, die bis ins Jahr 2011 zurückreicht. Das Henne-Ei-Prinzip wird recht häufig zitiert, wenn es um die Elektromobilität im Taxigewerbe geht. Allen Unkenrufen zum Trotz ist mit dem Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“ eine E-Taxi-Förderung auf die Beine gestellt worden, die mindestens europaweit ihresgleichen sucht. Schon jetzt, rund acht Monate nach dem Projekt-Start, kann die Stadt Hamburg von sich behaupten, Deutschlands E-Taxi-Hochburg zu sein. Das Projekt, welches Taxi Times als Medienpartner begleitet, könnte auch weiteren Kommunen für den Umstieg auf emissionsfreies Fahren als Vorbild dienen. Was die Konzeption und die Umsetzung der Förderung so einzigartig macht und was letztlich auch ein wichtiger Erfolgsfaktor war, ist im Verhältnis zwischen dem Taxigewerbe und der Behörde zu begründen. Seit über zehn Jahren wird viel Wert auf einen regelmäßigen Austausch gelegt, bei dem man sich neben aktuellen Themen vor allem mit der Zukunft des Taxigewerbes auseinandersetzt. Seinen Anfang nahm das 2008. Durch die Einführung von Schichtzetteln wurde das Gewerbe transparenter aufgestellt. Ein erster Schritt, um das Gewerbe so zu strukturieren, dass es sauber, professionell und modern arbeiten konnte. 2011, als die Stadt Hamburg den Titel „European Green Capital“ verliehen bekam, hat das Taxi mit emissionsarmen (Hybrid-)Fahrzeugen seinen Anteil zur CO2-Reduzierung beigetragen. Die damals als Umwelttaxi zertifizierten Fahrzeuge zeigten, dass das Taxigewerbe durchaus für Themen wie die Reduzierung von CO2 zu begeistern ist. PERSPEKTIVE FÜR DIE TAXIS Später übernahmen das die seit 2012 obligatorischen INSIKA-Taxameter, die dank einer Förderung flächendeckend eingeführt werden konnten und bis heute Standard sind. Diese manipulationssichere Datenverarbeitung sollte später zudem ein wichtiger Baustein für eine E-Taxi-Förderung werden. Das Hamburger Taxigewerbe und die Behörden arbeiten also bereits seit Jahren an der Perspektive der Taxis im gesamtstädtischen öffentlichen Verkehrsangebot. Als Ergebnis der Treffen zwischen Behörde und Taxivertretern hatte man damals eine erste Basis für die anstehende Verkehrswende geschaffen. 2016 wurden, um im Wettbewerb der Mobilitätsangebote nicht den Anschluss zu verlieren, gemeinsam mit der Handelskammer und Partnern wie HySolutions die Ziele des Taxigewerbes auf Papier festgehalten. Bereits damals war klar, dass das Taxigewerbe die von Fahrgästen, Gesellschaft und Politik gewünschte Beförderung mit emissionsfreien Antrieben liefern musste. Heraus kam eine Willenserklärung, dass sich das Gewerbe für den Einsatz emissionsfreier und barrierefreier Fahrzeuge einsetze und sich zukünftig daran messen lassen will. Spätestens seit diesem Zeitpunkt stand das Thema Elektro-Taxi auch gewerbeseitig im Raum, obwohl damals entsprechende Fahrzeuge oder Ladeinfrastrukturen noch kaum vorhanden waren. Diese Willenserklärung sowie der Zugriff auf die Daten waren zwei wichtige Pfeiler, welche die Politik mit der Idee einer E-Taxi-Förderung überzeugen konnten. Dazu kam es aber erst ein paar Jahre später. Als im Mai vergangenen Jahres die Genehmigungsbehörde, die bislang Teil der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) war, bei der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende ein neues Zuhause fand, wurden auch politisch die Weichen neu gestellt. POLITISCHE UNTERSTÜTZUNG Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt Hamburg bereits einem Klimaplan erarbeitet, in welchem auch die Taxis eine Rolle spielen, FOTOS: Taxi Times 24 4. QUARTAL 2021 TAXI
E-TAXI FOTO: BVM und war bereit, entsprechende Förderungen ins Leben zu rufen, manifestiert durch eine entsprechende Formulierung in der Koalitionsvereinbarung: „Mit einem Förderprogramm soll auch [die] Umstellung der Hamburger Taxiflotte auf elektrischen Antrieb unterstützt werden.“ Damit hatte sich die jahrelange Vorarbeit ausgezahlt, denn binnen kürzester Zeit wurden – in enger Zusammenarbeit mit Vertretern aus dem Taxigewerbe – die Eckdaten der E-Taxi-Förderung dem neuen Senator Dr. Anjes Tjarks vorgestellt. Dabei stand immer der ganzheitliche Ansatz im Mittelpunkt. Das bereits oben zitierte Henne-Ei-Prinzip musste ausgehebelt werden, um den Erfolg nicht zu verhindern. Deshalb sollte auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur Bestandteil sein. Zudem wurde die klare Absicht formuliert, auch die Fahrzeughersteller und Umrüster mit in die Verantwortung zu nehmen. Die Datenerfassung via INSIKA leistete bei der Vorstellung des Konzeptes einen wichtigen Beitrag, denn dank der genauen Erfassung der Laufleistungen jedes einzelnen Taxis konnte das enorme CO2- Einsparpotenzial des Taxigewerbes unterstrichen werden. Der Senator zeigte sich zwar von dem Konzept überzeugt, soll aber, wie berichtet wird, die entscheidende Nachfrage gestellt haben: „Steht das Taxigewerbe auch hinter einer E-Taxi-Förderung?“ Mit der Vereinbarung von 2016 (s. o.) im Handgepäck konnte Dirk Ritter als Vertreter der Genehmigungsbehörde die Frage guten Gewissens mit „Ja“ beantworten. In der Folge bekam das „Projekt Zukunftstaxi“ durch die Unterstützung des Senators den letzten Schwung, und die kompletten Rahmenbedingungen konnten fixiert werden. Mit einem Mal stand die Option einer E-Taxi-Förderung im Raum, die mit einem Fördervolumen von drei Millionen Euro immerhin rund zehn Prozent des gesamten Budgets des Hamburger Klimapakets für sich beanspruchen konnte. Genug Geld, um bei erfolgreichem Abschluss des Projektes rund zehn Prozent der Hamburger Taxis auf vollelektrische Fahrzeuge umzustellen. MEHR ZUM THEMA Bis dann die Förderung im vergangenen April beantragt werden konnte, war noch viel Arbeit nötig. Die Genehmigungsbehörde schlug dabei einen bislang einzigartigen Weg ein und suchte Partnerschaften mit Vertretern der Industrie. Neben Fahrzeugherstellern waren darunter Anbieter Zwei Schlüsselfiguren des „Projekts Zukunftstaxi“: Anjes Tjarks, Hamburgs Senator für Mobilität und Verkehrswende, und Dirk Ritter von der gleichnamigen Behörde. Chronologische Timeline über das Hamburger „Projekt Zukunftstaxi“. von Ladeinfrastruktur sowie Fahrtenvermittler oder auch die Taxizentralen. Für die Kommunikation innerhalb des Taxigewerbes wurde mit dem Branchenmagazin Taxi Times eine Medienpartnerschaft vereinbart. Jetzt, wo mit der zweiten Förderstufe nahezu alle Förderverträge für insgesamt 350 E-Taxis und E-Inklusionstaxis zugeteilt werden konnten, reißt das Engagement nicht ab. Innerhalb kürzester Zeit wurden zwei Schnellladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten exklusiv für das Taxigewerbe errichtet. Dazu wurden am Flughafen Hamburg in priorisierter Position Halteplätze für E-Taxis markiert. Die Fahrgäste können dort zwischen einem Taxi mit Verbrenner oder einem E-Taxi wählen. Auch die großen Taxizentralen und die Vermittler vermitteln jetzt auf Wunsch E-Fahrzeuge und der Ausbau der Taxi-Ladeinfrastruktur geht weiter. Um den Erfolg des Projektes auch messbar zu machen, werden alle Teilnehmer Daten für eine saubere Auswertung zur Verfügung stellen. Schon jetzt kann man den Erfolg auf der Website der Genehmigungsbehörde nachverfolgen. Ein stets aktualisierter Rechner zeigt, wie viel CO2 das „Projekt Zukunftstaxi“ bereits für das Jahr 2021 einsparen konnte. Stand Mitte Dezember sind bereits 91 E-Taxis auf der Straße, die jetzt schon den CO2-Ausstoß in Hamburg um 200 Tonnen reduziert haben. sg Die komplette Systemlösung für Ihr Flottenmanagement optiTAX für Taxi-/Mietwagenzentralen und Unternehmer Unternehmerportal mit Einzelaufzeichnung und Schichtdokumentation FLOTTEN MANAGEMENT • Disposition • Abrechnung • Autobooking • Call Center Lösungen • Sharing- und Sammelverkehre LÖSUNGEN AUS EINER HAND • T-Box mit allen Schnittstellen • Komplettlösung inkl. SIM Karte • sichere APP auf Samsung XCover oder Webfleet 8475 Terminal • und viel mehr Unsere Kunden sind integriert in das App-Netzwerk: cab4me, Taxi Deutschland, taxi.eu www.seibtundstraub.de Immer auf dem neuesten Stand!
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