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Taxi Times DACH - 4. Quartal 2022

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VERBÄNDE UND ZENTRALEN

VERBÄNDE UND ZENTRALEN WEICHENSTELLUNGEN FÜR KLUGE EU-ENTSCHEIDUNGEN Als Verbund deutscher Taxizentralen ist Taxi Deutschland nicht nur Betreiber einer gleichnamigen Taxi-App, sondern kann sich dank seiner wirtschaftlich starken Stellung auch gegen gewerbepolitische und wettbewerbliche Verzerrungen wehren. Taxi Deutschland konnte beispielsweise „UberPOP“ verhindern und vor dem Landgericht Frankfurt weitere gerichtliche Verurteilungen Ubers erzielen. Der finanzielle Aufwand war enorm (z.B. Sicherheitsleistungen), war aber durch die breite Unterstützung von Taxizentralen und Verbänden möglich. Mit noch mehr Unterstützung wäre auch eine größere mediale Begleitung möglich gewesen. Nur als großer Verbund gelingt es uns, dass (firmen-)politische Weichenstellungen auch künftig taxifreundlich und nicht branchenzerstörend getätigt werden. Letzteres droht derzeit auch auf europäischer Ebene. Eine von der EU-Kommission im Dezember vorgeschlagene Direktive zur Einstufung der Beschäftigten von Plattformdiensten hatte appbasierte Vermittler wie Uber, Bolt und Free Now plötzlich mit klassischen Taxizentralen gleichgesetzt. Damit wäre die Soloselbstständigkeit der an Taxizentralen angeschlossenen Einzelunternehmer gefährdet gewesen und hätte den Betrieb der Taxizentralen generell infrage gestellt. Durch kontinuierliche Lobbyarbeit der beiden europäischen Taxivertretungen IRU und Taxis4SmartMobility konnte mittlerweile immerhin erreicht werden, dass seitens des Europaparlaments ein Vorschlag vorgelegt wurde, der explizit eine Unterscheidung von Taxizentralen und Plattformen definiert. Mit der Entscheidung hat das Gewerbe nun einen Fuß in der Tür für alle weiteren Beratungen. Taxi Deutschland ist Mitglied von Taxis4SmartMobility und sorgt damit neben weiteren finanzstarken Mitgliedern aus anderen Ländern Europas für die wirtschaftliche Existenzsicherung einer europäischen Gewerbevertretung für das Taxi. Insofern hat jedes Mitglied von Taxi Deutschland zu diesem europäischen Erfolg beigetragen. Wir danken deshalb allen Mitgliedern von Taxi Deutschland und laden alle Nicht-Mitglieder herzlich zur Mitgliedschaft ein. Kontakt: [email protected]. GASTGEBER FÜR 14 TAXIZENTRALEN FOTO: Pixabay Mitte November konnte unsere Taxi-Auto- Zentrale Stuttgart (TAZ) als Mitglied der ERFA-Gruppe „Taxizentralen“ Gastgeber des Herbsttreffens sein. Unserer Einladung waren Vertreter von 14 Taxizentralen aus ganz Deutschland gefolgt. Zum ausführlichen Programm der beiden Tage zählte auch eine Besichtigung unserer Taxizentrale inklusive Technikraum, unserer Verwaltungsbüros sowie unseres Schulungsraums. Dort finden unterschiedliche Kurse statt, deren Konzept unser Schulungsleiter Herko Pankonin den anwesenden Zentralenvorständen erläuterte. Kernstück ist dabei der Fachkundekurs für den Fahrerausweis, ohne den wiederum keine Teilnahme an der Funkvermittlung möglich ist. Hier wird schon bei der Kursbewerbung eine erste qualitative Vorauswahl getroffen. An sechs Tagen zu je 5,5 Stunden werden die wichtigste Ortskunde vermittelt, die Bedienung des Zum Programm des Erfa-Zentralentreffens gehörte auch ein gemeinsames Abendessen. Funkgeräts bzw. der Fahrer- App geschult und elementare rechtliche wie servicedefinierte Grundlagen erläutert. Der Kurs kostet 400 Euro und beinhaltet eine Abschlussprüfung. Neben einem Aufbau- und einem Nachschulungskurs, bei dem die konkreten Beschwerdefälle analysiert und aus der Perspektive des Kunden nachvollzogen werden, hat die TAZ auch einen speziellen Kurs für jene Taxiunternehmen, die aufgrund eines fehlenden Fachkundenachweises einen Geschäftsführer oder Betriebsleiter einsetzen. Jedoch hat jeder Unternehmer, der mindestens drei Jahre seinen Betrieb mit einem Geschäftsführer betreibt, laut Berufszugangsverordnung der IHK die Möglichkeit, die Eignung „nur“ durch ein Fachgespräch (mündliche Prüfung) bei der Handelskammer zu erlangen. Hier bereiten wir die infrage kommenden Unternehmer durch einen fünftägigen Kurs vor. Die Erfolgsquote liegt nach der Vorbereitung bei 97 Prozent. Von 140 Teilnehmern im Jahr 2022 haben 135 heute die fachliche Eignung. TAXI 4. QUARTAL 2022 27

VERBÄNDE UND ZENTRALEN AUFSTELLUNG AM FLUGHAFEN PER FAHRER-APP Seit vielen Jahren sind wir als IsarFunk Taxizentrale im Auftrag der Münchner Flughafen-Gesellschaft für die Organisation des Taxiverkehrs am Münchner Airport verantwortlich. Hier warten bis zu 500 Taxis an den Modulen und Nachrückspeichern. Für einen reibungslosen Ablauf setzen wir dabei verstärkt auf digitale Lösungen unseres Systempartners FMS. Als weiteren großen Schritt konnten wir Anfang November die Taxi-Positionierung der Kollegen am Terminal 2 auf die Fahrer- App umstellen. Zuvor konnte dies bereits im Zentralbereich des Flughafens sowie im Terminal 1 realisiert werden. Damit wird die Taxis am Münchner Flughafen positionieren sich mittlerweile ausschließlich über eine Fahrer-App. Taxi-Organisation am Münchner Flughafen jetzt an allen Terminals und Modulen digital gesteuert. Jede/r Fahrer*in bekommt bei der Einfahrt in den Taxispeicher eine digitale Wartenummer für das Modul zugewiesen, für das er/ sie sich in der Fahrer-App angemeldet hat. Jedes angemeldete Taxi wird dann – wenn es an der Reihe ist – individuell aufgerufen, vom Wartespeicher (GAT) in die Module der entsprechenden Terminals zu fahren. Zum Start der Digitalisierung hatten unsere Mitarbeiter an den vier wichtigsten Sammelpunkten des Terminals Service-Stationen eingerichtet: Hier erhielten die Kolleg*innen Hilfestellung bei der App-Bedienung. Zudem konnten die Mitarbeiter zeitnah auf aufgetretene (Bedien-)Probleme reagieren. Über die Website war da rüber hinaus eine Bedienungsanleitung sowohl in deutscher als auch in türkischer Sprache abrufbar. Mit dem Start der Digitalisierung wurde die analoge Kurzfahrtregelung automatisch deaktiviert. Somit haben nur diejenigen Kolleg*innen Anspruch auf eine Priorisierung nach einer Kurzfahrt, die am Terminal 2 digital positioniert sind. Die Kurzfahrtregelung berechtigt Fahrer*innen, die eine Fahrt im direkten Umkreis des Flughafens bekommen haben, sich danach noch einmal priorisiert einreihen zu können. Ein am Taxiplatz angebrachter Monitor zeigt die Konzessionsnummer des Taxis an, sodass auch die dahinter wartenden Kolleg*innen sehen können, dass sich der vor ihnen wartende Kollege berechtigterweise eingereiht hat. GELEBTE INKLUSION IN DER DISPO Seit über zwanzig Jahren kommt Ralf Öllinger (37) als Deutschlands erster blinder Taxi-Disponent zu seinem Arbeitsplatz zu uns beim Taxi Ruf Köln. Der von seinen Kollegen als charmant, humorvoll und witzig beschriebene Ralf ist seit seinem sechsten Lebensjahr blind. Nach seiner Ausbildung zur Bürokraft im Berufsbildungswerk für Blinde und Sehbehinderte ließ er sich zur „Fachkraft für Telefonmarketing“ ausbilden. Das ermöglichte ihm im Jahr 1999 seinen Job als Taxi-Disponent. Die Stelle entstand im Zuge eines Modellprojektes durch die Zusammenarbeit des BFW mit dem Taxi Ruf Köln, dem Fachverband Personenverkehr und der Hauptfürsorgestelle des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). An seinem Arbeitsplatz ist Ralf Öllinger mit zusätzlichen Hilfsmitteln ausgestattet. Das Stichwort hierfür lautet Braillezeilen. Diese Geräte ersetzen blinden Menschen die Tastatur und den Monitor. Per Headset nimmt Ralf Öllinger die telefonischen Bestellungen von Fahrgästen an. Dabei bedient er seine Braillezeilen ebenso flink wie seine Kolleg*innen ihre Tastatur. Der Fahrtauftrag wird ins System aufgenommen. Unser Systemanbieter FMS hat dafür extra eine Schnittstelle von der Braillezeile zur Auftragsmaske geschaffen. Ralf Öllinger belegt in unserer Taxizentrale die Frühschicht. Er wohnt in Leverkusen und legt den größten Teil seines Arbeitswegs mit der Bahn zurück. Für den Transfer zum Bahnhof sorgt ein Taxi. Innerhalb unserer Taxizentrale kennt Ralf Öllinger alle seine Wege, sei es nun zum Arbeitsplatz oder zum Getränkeautomaten. Einmal hatten wir zur Weihnachtszeit unseren Tannenbaum versehentlich in den Weg gestellt. Der hat nun seinen Platz an der Decke. Der Taxi Ruf Köln ist froh, dass wir mit Ralf Öllinger seit Jahren ein gelungenes Beispiel für gelebte Inklusion haben. Der Vorstand möchte sich auf diesem Weg bei Ralf, aber auch bei allen anderen „sehenden“ Kolleg*innen für ihre tolle Arbeit bedanken, die sie in unserer Telefonzentrale leisten. Taxi-Disponent Ralf Öllinger an seinem speziell für Sehbehinderte ausgestatteten Arbeitsplatz beim Taxi Ruf Köln FOTOS: Taxi Times, Simi 28 4. QUARTAL 2022 TAXI

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