POLITISCHE DISKUSSIONEN Mitglieder des VDV Rheinland während einer Versammlung Anfang November in Koblenz. »STOPPT DIE HEILSBRINGER« Uber-Dilemma, fragwürdige Sammelverkehre und geplante Fahrverbote. Die Taxi- und Mietwagenbranche hat einiges zu diskutieren. Der Ton wird schärfer. BZP-Präsident Michael Müller ist viel unterwegs. Als oberster Repräsentant der Taxi- und Mietwagenbranche muss er derzeit viel Aufklärungsarbeit leisten. Nicht nur gegenüber all jenen Politikern, die Digitalisierung fälschlicherweise nur den neuen App-Anbietern und nicht der Taxibranche zutrauen, sondern auch gegenüber den Taxiunternehmern, die gerne mal unterstellen, „der Verband“ würde nichts unternehmen. Müller nutzt daher intern wie extern jede Gelegenheit, um die Argumente der Taxibranche zu formulieren – und er nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. „Digitalisierung ist keine Herausforderung für das Taxi – das leisten wir seit Mitte der 90er-Jahre“, sagte Müller beim parlamentarischen Abend des BZP vor zahlreich erschienenen Politikern des Deutschen Bundestags. „1995 haben bereits Taxizentralen damit begonnen, über digitale Vermittlung die Auftragsvergabe zu organisieren. Wir sind digital, wir machen daraus nur nicht diesen Hype wie andere. Digitalisierung ist eine permanente Weiterentwicklung, die wir realisieren und finanzieren.“ An alle gewandt, die über eine Regeländerung nachdenken, hat Müller eine klare Botschaft: „Wenn man die Regeln weglässt, steigt nicht die Qualität, das ist ein Irrglaube.“ DIGITALE LÜGNER Noch eine Spur deutlicher wurde Müller wenige Wochen später als Gastredner bei der Versammlung des Landesverbands Thüringen des Verkehrsgewerbes (LTV). „Wir sind digital“, machte er den Thüringer Taxi-und Mietwagenunternehmen klar. „Alle, die behaupten, sie hätten 2011 oder 2014 das Digitale erfunden, sind schlicht und ergreifend Lügner.“ Es gelte daher, „die selbst ernannten Heilsbringer zu stoppen“, die nur Rosinenpickerei betreiben würden, ihre Dienstleistung auf die Zeiten begrenzen, in denen das Geschäft läuft und örtlich auf die Gebiete einschränken, in denen eine ausreichende Kundendichte da ist. Die sich auf die billigen App-Besteller reduzieren und damit auf die Zielgruppe, die schnell ein- und aussteigen kann. „Selbst bei der Bezahlung“, macht Müller deutlich, „schließt man alle aus, die nicht mit Karte bezahlen können. Wenn die Taxibranche das genauso suggerieren würde, hätten viele Kunden gar keine Möglichkeit mehr, ein Taxi zu bekommen.“ Adressaten dieser Kritik sind neben mytaxi auch Sammelverkehre wie Berlkönig oder Moia. Letzterer ist eine VW-Tochter und wurde vom Hannoveraner Oberbürgermeister Stefan Schostok verteidigt. Ein System, das vorhandene Verkehre ergänze und auch Lücken zwischen diesen schließe, müsse erprobt werden können, sagte er bei der Jahrestagung des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) Ende November. Dafür bekam er Buhrufe aus dem Publikum, dort vor allem von der Taxiseite. „Moia müssen wir ermöglichen, aber wir können die Bedingungen gestalten“, verteidigte sich der Politiker. „Würden wir es bedingungslos machen, würde ich so einen Buhruf auch verstehen. Das Angebot soll keine Konkurrenz zum ÖPNV sein, nicht zu den Bussen, zur Straßenbahn, auch nicht zu den Taxis. Das haben wir ausdrücklich auch bei der Genehmigung gesagt. Ich versichere Ihnen, erst wenn wir sehen, dass der Fahrdienst diese Bedingungen auch erfüllt und den öffentlichen Verkehrsinteressen eben nicht entgegensteht, darf eine solche FOTO: Taxi Times 8 DEZEMBER / 2018 TAXI
POLITISCHE DISKUSSIONEN Mitglieder des LTV Thüringen während einer Versammlung Mitte November in Erfurt. Vorstand und Mitglieder des VLD beim Unternehmerstammtisch Ende November in München. FOTOS: Taxi Times Fahrzeugflotte nach zwei Jahren erweitert werden.“ Überzeugt hat Schostok die Taxiunternehmer damit nicht. Benjamin Sokolovic, Hauptgeschäftsführer des GVN, bezeichnete Moia als „ökonomischen Irrsinn“. Moia hätte sein Sammelverkehr-Projekt mit einer Story aus moderner Mobilität, Umweltschutz und Nachhaltigkeit getarnt, die Realität sähe aber ganz anders aus: „Eingesetzt werden VW T6 Benziner mit einem Verbrauch von ca. 14 Litern. Die Fahrzeuge fahren meist leer oder manchmal mit einer Person. Aber sie fahren permanent“, beschreibt der GVN-Geschäftsführer. „Ist es wirklich Umweltschutz oder moderne Mobilität, wenn leere Autos permanent durch unsere Stadt fahren?“ Dass man sich trotz solcher Tatsachen juristisch nicht durchsetzen konnte, veranlasste Sokolovic zu der Feststellung, „dass die Uhren in Niedersachsen an dieser Stelle schon sehr speziell ticken“. Was bundesweit wohl auch für den Umgang mit der Dieselkrise zutreffen könnte. Die große Unsicherheit hinsichtlich der aktuellen Fahrzeugwahl (siehe auch Seite 16–19) brachte Gerhard Gutendorf, Vorsitzender der Fachsparte Taxi und Mietwagen innerhalb des Verbands des Verkehrsgewerbes Rheinland während einer Tagung in Koblenz zum Ausdruck, als er ein automobiles Fazit zur Europäischen Taximesse zog. „Die große Lösung bei der Motorisierung der Zukunft wurde dort sicher nicht präsentiert. Man kann kleine Schritte in Richtung Elektromobilität erkennen, mehrere Modelle von Volkswagen, deren Bestell- bzw. Liefertermin allerdings in den Sternen steht. Der Stern selbst bietet eine Hybrid E-Klasse mit Golf-Kofferraum. Toyota will wieder liefern können, Volvo versucht es mal wieder und das modernisierte London-E-Taxi wurde vorgestellt.“ ALTERNATIVLOS AUCH BEI 1,50 EURO Gutendorf sieht kleine Schritte, die für jemanden interessant sind, der es sich leisten kann bzw. will, ganz oder teilelektrisch zu fahren. „Wer allerdings mit seinem Taxi oder Mietwagen Geld verdienen muss, fährt weiter Diesel. Auch bei Spritpreisen von über 1,50 Euro und bei höheren Wertverlusten im Inland hat das Gewerbe im Moment keine praktikable Alternative. Eine Euro-6d-Temp-Motorisierung sollte es aber schon sein“, schiebt Gutendorf nach. „Damit hat man garantiert auf absehbare Zeit freie Fahrt auf allen Straßen.“ Dieses Versprechen bekamen rund 5.000 Zuhörer auch während der Taximesse von einem ranghohen Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) zu hören. Norbert Salomon, Leiter der Grundsatzabteilung im BMVI, äußerte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion zu möglichen Fahrverboten. „Euro 6d-Temp ist auf jeden Fall ein Teil der Lösung. All die kommenden Fahrzeuge werden einen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten. Solche Fahrzeuge werden nie und nimmer von einem Fahrverbot betroffen sein“. Diskussionspartner von Herrn Salomon war übrigens Michael Müller, dessen Wortwahl diesmal deutlich gemäßigter war. Hätte er Andreas Scheuer neben sich sitzen gehabt, wäre die Diskussion sicherlich lebhafter ausgetragen worden. Der Bundesverkehrsminister zählt zu den Personen, die immer noch der Meinung sind, man müsse den Markt in Deutschland für Fahrdienste wie Uber noch in dieser Wahlperiode öffnen. „Gerade auf dem Land können wir mit Fahrdiensten und Pooling- Systemen ganz neue Möglichkeiten, gerade für ältere Bewohner, schaffen“, sagte der CSU-Politiker Mitte November dem Magazin „Focus“. Er selbst sei gegen Verbote und Einschränkungen, er sei für Anreize. „Wir können beim Mega-Thema Mobilität ja nicht einen Anbieter ausschließen.“ u DER FORD MONDEO VIGNALE F O R D P R Ä S E N T I E R T 2.0 l Hybrid, 138 kW (187 PS), CVT-Automatikgetriebe • Technologie-Paket: Active City Stop • Seitenscheiben ab 2. Sitzreihe und Heckscheibe, dunkel getönt • INTAX Mietwagenpaket ohne Folie HYBRID Bei uns für (netto): FRAGEN SIE UNS NACH SOFORT VERFÜGBAREN € 29.829,50 LAGERFAHRZEUGEN! Kraftstoffverbrauch Mondeo Vignale Hybrid 2.0 l 138 kW (187 PS), CVT-Automatikgetriebe, (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung): 2,9 (innerorts), 4,7 (außer orts), 4,0 (kombiniert). CO 2 -Emissionen: 92 g/km (kombiniert). CO 2 -Effizienzklasse: A+. Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. Alle Fahrzeuge unter www.ford-taxi.de UTO PIEROTH … die bessere Wahl GmbH & Co. KG Auto Pieroth GmbH & Co. KG Siemensstraße 4, 55543 Bad Kreuznach taxi@auto-pieroth.de Rufen Sie ihren Taxi-Spezialist Marco Sauer an 0671 834 15-21
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