MAHNWACHEN AB IN DIE TONNE Mit solchen Eckpunkten kann man Dachzeichen gleich in die Mülltonne werfen. Für eine besondere Protestaktion hatten sich am 10. April zwischen der Kirche St. Sebald und dem Rathaus Taxifahrerinnen und Taxifahrer aus Nürnberg und Fürth zusammengefunden. Unter dem Motto „Scheuer macht das Taxi kaputt – Taxifahrer werfen ihr Taxischild in die Tonne!“ warfen sie symbolisch ihr Taxi-Dachzeichen in die Mülltonne. Sie wollten damit zeigen, dass ohne fairen Wettbewerb ihre Arbeit nichts wert ist und was bei der Umsetzung des Eckpunktepapiers von Verkehrsminister Scheuer alles auf dem Spiel steht. Ein Infostand der Taxi Nürnberg eG informierte darüber hinaus die Passanten, welche Auswirkungen das auf sie als Kunden hat, z. B. über die freie Preisgestaltung des Wettbewerbers Uber, der bei geringer Nachfrage die Tarife senkt, um dann in Stoßzeiten das Mehrfache zu verlangen. Unterstützung haben die Taxifahrer auch vom Branchenverband des Öffentlichen Verkehrs Nürnberg erhalten. Die Kollegen meinten, dass der bundesweite Aktionstag der Taxifahrer großen Respekt verdient. Das Taxigewerbe werde mit unfairen Mitteln angegriffen. eg MAHNWACHE NÜRNBERG 215 Teilnehmer Vermittlungsstopp der Zentrale von 14 bis 14.30 Uhr Mahnwache: von 14 bis 15 Uhr in der Innenstadt Medienresonanz: „Nürnberger Nachrichten“ Organisator: Taxi-Zentrale Nürnberg und der Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmer Besonderheit: Die Idee, symbolisch Taxi-Dachzeichen in der Mülltonne zu entsorgen, wurde bei den späteren Mahnwachen in vielen Städten übernommen. ERLANGER SARGWACHE auch an diesem Tag zu spüren. Zwischen 12 und 13 Uhr gab es keine Auftragsvermittlung, nur die wichtigen Kranken- und Notfallfahrten fanden statt. Sonst hätten sich die Erlanger Taxifahrer wahrscheinlich sogar zu 100 Prozent beteiligt. jh Fast alle Erlanger Taxiunternehmer haben sich an der Mahnwache beteiligt. 74 Taxis hat Erlangen und 67 davon hatten sich am 10. April zur Mahnwache auf dem Erlanger Rathausplatz versammelt. Die Taxiunternehmer und -fahrer waren an diesem Tag ein echter Hingucker. Zum einen, weil sie knallgelbe Warnwesten trugen, die sie auch später, als sie längst wieder im Dienst waren, noch trugen. Zum anderen, weil sie zusätzlich zu den „Scheuerwehr“-Plakaten, die man beim Taxiaktionstag in ganz Deutschland lesen konnte, einen großen Sarg platziert hatten, auf dessen Deckel ein Taxi-Dachzeichen montiert war. Was es bedeutet, wenn die Taxibranche durch Scheuers Eckpunkte einmal beerdigt sein wird, machten die Protestler mit Handzetteln gegenüber den Passanten und Kunden deutlich. Einen kleinen Vorgeschmack bekamen die Fahrgäste denn MAHNWACHE ERLANGEN 65 Teilnehmer Vermittlungsstopp der Zentrale von 12 bis 13 Uhr Mahnwache: von 13 bis 15 Uhr auf dem Rathausplatz Medienresonanz: „Nürnberger Nachrichten“ Organisator: Taxi-Zentrale Erlangen und der Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmer Besonderheit: Taxisarg FOTOS: Christian Liss, Taxi Erlangen 36 DOPPELAUSGABE JUNI / JULI 2019 TAXI
MAHNWACHEN STILLSTAND AM STANDPLATZ Sie planten als Erste und blieben am längsten. Schon kurz nachdem der Bundesverband Taxi den 10. April als bundesweiten Taxiaktionstag festgelegt hatte, meldeten die Ingolstädter Kollegen eine Mahnwache an. Am Rathaus haben die Die Taxi-Botschaft an die Ingolstädter Bürger war an diesem Tag nicht zu übersehen. Taxikollegen den dortigen Halteplatz von 10 bis 18 Uhr (!) zweckentfremdet. Zwar standen dort Taxis, aber sie beförderten keine Fahrgäste. Es wäre aus Sicherheitsund Sichtgründen auch gar nicht möglich gewesen, denn die Fahrzeuge waren an den Scheiben mit Protestplakaten zur „Scheuerwehr“ beklebt. Doch damit nicht genug: Auch die Kolleginnen und Kollegen waren zu lebenden Litfaßsäulen mutiert und hatten die Plakate mit den bundesweit einheitlichen Slogans an ihren Jacken befestigt: „Unsere Taxis + unsere Jobs = deine Mobilität.“ Parallel dazu hatte die Funktaxizentrale für zwei Stunden die Vermittlung eingestellt. Dort bedankte man sich am nächsten Tag via Facebook bei den Kunden für das „teilweise aufgebrachte Verständnis“. jh MAHNWACHE INGOLSTADT 20 ständige Teilnehmer Vermittlungsstopp: Zentrale Taxi- Funk Ingolstadt, zwischen 12 und 14 Uhr Mahnwache: zwischen 10 und 18 Uhr vor dem Hauptbahnhof und dem Rathaus Organisator: Vereinigung der Taxiunternehmen in Ingolstadt e. V. Besonderheit: Die Nutzung der Taxistandplätze am Hauptbahnhof und am Rathaus war während der Mahnwache stark eingeschränkt. TAXILÄUTEN AM DOM FOTOS: Kugler, Vereinigung der Taxiunternehmen Ingolstadt e. V., Schroeder, Taxizentrale Magdeburg Da staunten die Magdeburger Bürger nicht schlecht, als sie am frühen Nachmittag den Domplatz überqueren wollten und die 40 dort aufgestellten Taxis erblickten. Hatte die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt einen neuen Halteplatz genehmigt? Ja, hatte sie, aber nicht zum Zwecke der Fahrgastaufnahme, sondern als Mahnwache der Taxiunternehmer und Taxifahrer gegen Scheuers Eckpunkte. 40 Magdeburger Taxifahrer protestierten vor dem Dom gegen Scheuers Eckpunkte. Rund ein Drittel aller an die Taxizentrale Magdeburg angeschlossenen Taxis war dem Aufruf ihres Vorstands Frank Tempel gefolgt und hatte sich mit dieser Aktion an den bundesweiten Taxiprotesten am 10. April 2019 beteiligt. Gleichzeitig hatte die Zentrale für diese zwei Stunden die Vermittlung eingestellt (auch die per App). „Wenn die Rückkehrpflicht aufgehoben wird“, erläuterte Tempel die Maßnahme gegenüber der „Volksstimme“, „können die Mietwagen durch die Stadt touren, um Kunden aufzunehmen, oder sich auf einen freien Parkplatz stellen und dort warten, während die gelben Taxis ihre Stellplätze anfahren. Das benachteiligt uns Taxifahrer massiv.“ jh MAHNWACHE MAGDEBURG 40 Teilnehmer Vermittlungsstopp: Taxizentrale Magdeburg, zwischen 13 und 15 Uhr Mahnwache: am Domplatz, zwischen 13 und 15 Uhr Medienresonanz: Volksstimme.de Organisator: Magdeburger Taxikollegen und die Taxizentrale Magdeburg 737373 TAXI DOPPELAUSGABE JUNI / JULI 2019 37
Laden...
Laden...