TEST DIE PRAKTISCHE ALTERNATIVE ZUM SUV Den Rifter bezeichnet Peugeot selbst als Familienauto. Mit dem Intax-Taxipaket ist der Rifter aber auch bestens für die Personenbeförderung gerüstet. Zugegeben, der Peugeot Rifter kann auf den Peugeot Partner als einen ziemlich erfolgreichen Vorgänger zurückblicken. Zwar nicht unbedingt erfolgreich im deutschen Taxigewerbe, aber als Familienauto. Mit der neuen Generation hat Peugeot an vielen Ecken den Wagen verbessert. Sowohl beim Sitzkomfort als auch beim Raumgefühl und bei der Größe der hinteren Schiebetüren hat sich der Wagen deutlich weiterentwickelt, was ihn interessant für den Einsatz als Taxi macht. Das sieht wohl auch Peugeot so und hat deshalb bei Intax ein Taxipaket entwickeln lassen. Der von uns getestete Rifter wird von einem 1,5-Liter-Turbodieselmotor mit 130 PS angetrieben und gibt seine Kraft über ein angenehm schaltendes 8-Gang-Getriebe an die Vorderräder ab. Der dieselbetriebene Hochdachkombi erreicht die Abgasnorm Euro 6d-TEMP, weshalb er keinen Bogen um Umweltzonen machen muss. Erreicht werden diese Abgaswerte unter anderem durch einen SCR-Kat und die für dessen Betrieb notwendige Einspritzung von AdBlue. Der Zusatztank fasst rund 17 Liter der wässrigen Harnstofflösung und soll erst nach rund 20.000 Kilometer Fahrt nachgefüllt werden müssen. In der Theorie also schon 10.000 Kilometer, bevor der Wagen sowieso zur Inspektion in der Werkstatt steht. Ob der rein rechnerisch gesehene Verbrauch von knapp unter einem Liter AdBlue auf 1.000 Kilometer auch in der Praxis stimmt, konnte im Rahmen des Tests nicht überprüft werden. Beim Dieselverbrauch lagen wir mit rund 7,1 Litern pro 100 Kilometer jedoch stets über dem für innerstädtischen Verkehr angegebenen Durchschnittsverbrauch von 4,6 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Der Testwagen ist in den Genuss eines kompletten INTAX- Umrüstprogramms gekommen und ist mit einem HALE- Microtax-MCT-06 Taxameter und einem Motorola-MOTOTRBO- DM2600-VHF-Funkgerät mit abgesetztem Mikrofon und Taster ausgerüstet. Neben dem Standardprogramm wie Taxialarmanlage und der Vorrüstung für das Dachzeichen sind die Sitze des Rifter beledert. Ein Ausstattungsdetail, welches man bei Peugeot vergeblich sucht, bei dem aber INTAX weiterhelfen kann. Die Sitze sind wahlweise und gegen Aufpreis mit Kunstleder (ab 1.099 Euro) oder wie im Testwagen mit Teilleder (ab 1.299 Euro) oder vollständig beledert (2.299 Euro) bestellbar. Die Umrüstung ist sehr gut gelungen und hinterlässt den Eindruck einer werksseitigen Lederausstattung. Für den Einsatz im Taxialltag sicherlich eine empfehlenswerte Option, nicht zuletzt wegen des optischen und haptischen Eindrucks. Dank der Lederausstattung ändert sich das Image des Rifter vom Familienauto hin zu einem professionellen Fahrzeug für die Personenbeförderung. Speziell der Innenraum ist es auch, der den Rifter zu einem so interessanten Auto macht, denn dessen Variabilität sucht seinesgleichen. So kann der Rifter mit kurzem Radstand beispielsweise Nur auf den ersten Blick ungewohnt. Das abgeflachte Lenkrad liegt gut in der Hand. Der Taxameter ist in der speziell angefertigten Dachkonsole untergebracht. mit wahlweise bis zu sieben Sitzen geordert werden. In der zweiten Sitzreihe sind Einzelsitze bestellbar, die je nach Platzbedarf umgeklappt werden können. Der Kofferraum selbst bietet in der 4,40 Meter langen L1-Version bis zur Kofferraumabdeckung 571 Liter Volumen. Die 35 Zentimeter längere L2-Version ohne dritte Sitzreihe stellt sogar 750 Liter Stauraum zur Verfügung. Einzig das nicht serienmäßig enthaltene Gepäcknetz sollte unbedingt mitbestellt werden, denn nur dann kann der Rifter sicher zu einem echten „Hochstapler“ im Kofferraum werden. Der gute Gesamteindruck setzt sich auch hinterm Lenkrad fort. In der von uns getesteten kurzen L1-Version fährt sich der Rifter nicht wie ein Hochdachkombi mit Transportergenen, sondern fühlt sich beim Fahren eher wie ein SUV an. Dies kann zum Teil der hohen Sitzposition zugerechnet werden. Dem längeren Radstand geschuldet, ist beim L2 Rifter mit noch mehr Komfort zu rechnen. Das zunächst ungewohnte Lenkrad, es ist oben und unten abge- FOTOS: Taxi Times 54 DOPPELAUSGABE JUNI / JULI 2019 TAXI
TEST UMFANG INTAX-TAXIPAKET • Preis: 290 Euro netto • Taxameter-Vorrüstung • Taxameter-Konsole • Funk-Vorrüstung (ohne Antenne) • Dachzeichen-Vorrüstung mit Halterung für Kienzle-Argo-Dachzeichen • Taxi-Notalarmanlage • Zentral-Innenlichtschaltung • Taxipaket inklusive Folierung 990 Euro netto flacht und verfügt über anfangs recht raue Nähte, lässt beim kurzen Rifter einen sehr komfortablen Wendekreis von 10,8 Metern zu. Ein U-Turn wird so zum Kinderspiel. Ebenso leicht ist es, den Rifter in eine enge Parklücke zu bugsieren. Die optionalen Parksensoren bzw. die Rückfahrkamera sind aber fast ein Muss. Nach vorne sind die Abmessungen kaum abzuschätzen. KINDERPAKET IST SINNVOLL IM TAXI-EINSATZ Ein weiteres optionales Ausstattungsmerkmal ist allerdings erst auf den zweiten Blick sinnvoll. Auf Wunsch gibt es ein sogenanntes Kinderpaket. Es beinhaltet Sonnenrollos für die zweite Sitzreihe und einen Innenspiegel, der über dem regulären Innenspiegel montiert ist und einen Blick auf die Kinder/Passagiere zulässt. Das Paket kostet rund 169 Euro netto, möglicherweise kann man den zusätzlichen Innenspiegel aber auch einzeln nachrüsten. Für rund 100 Euro ist auch ein alter Bekannter in Form eines vollwertigen Reserverades bestellbar. Eine Vielzahl diverser Ablagefächer rundet den Innenraum ab. Unser Testwagen, dessen Automatikgetriebe mithilfe eines Drehschalters in der Mittelkonsole bedient wird, verfügt über ein DIE BAUGLEICHEN AUTOS Wer sich mit der Marke Peugeot nicht anfreunden kann, der kann sich sowohl bei Citroën als auch bei Opel umschauen. Der baugleiche Citroën Berlingo ist ebenfalls mit einem Intax-Taxipaket erhältlich, unterscheidet sich aber in kleinen Details. Als Combo steht der Hochdachkombi bei Opel im Showroom. Alle drei können zu einem Inklusionstaxi mit Heckausschnitt umgerüstet werden. tiefes Fach, dessen Sinn nicht auf den ersten Blick klar wird. Will man aber mal eine große viereckige Wasserflasche eines namhaften französischen Herstellers unterbringen, dann scheint das Fach, in dessen Tiefen auch eine 12-Volt-Steckdose zu finden ist, optimal zu sein. Die Flasche verschwindet und kein Fahrgast kann sie umstoßen. Überhaupt ist die Ausstattung von den Sicherheitsfeatures über die Klimatisierung bis zur Multimediaanlage inklusive Navi mehr als komplett, aber auch komplex. Im Gegensatz zu den von INTAX verbauten Schaltern für die Notalarmanlage und die Dachzeichenbeleuchtung wirkt die peugeoteigene Platzierung der Schalter häufig eher zufällig. Dieser Eindruck setzt sich auch bei der Menüführung des Multimedia-/ Navigationssystems fort. Überhaupt ist die Bedienung nichts für ungeduldige Autofahrer. Will man die Spracheingabe nutzen, wirken die Antworten des Fahrzeugs nervtötend lang und umständlich. Der gewünschte Radiosender ist beispielsweise manuell schneller eingestellt. Will man sich einen Rifter, der übrigens auch ein heißer Anwärter für einen Umbau als Inklusionstaxi ist, zulegen, so muss man für den günstigsten Benziner mindestens 17.428 Euro netto anlegen. Der getestete Wagen mit der gehobenen Allure-Ausstattung und dem 1,5 Liter Diesel mit automatischem Getriebe ist deutlich teurer. Er startet bei 24.572 Euro netto. Etwaige Nachlässe werden nicht von Peugeot gesteuert und müssen individuell mit dem Händler vereinbart werden. Als Fazit kann man dem getesteten Rifter mit fünf Sitzplätzen eine gute Taxitauglichkeit bescheinigen. Unter dem Strich überzeugt seine Variabilität und der als angenehm in Erinnerung gebliebene Fahreindruck. Bislang waren die Hochdachkombis aus Frankreich eher eine Randerscheinung am Taxistand. Vielleicht wird sich das ja mit dem neuen Rifter ändern. Ob die Auszeichnung zum aktuellen „Taxi des Jahres als funktionalster Van“ dazu beiträgt? sg TAXI DOPPELAUSGABE JUNI / JULI 2019 55
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