PERSONEN ES BEGANN MIT DER VEB-ÜBERNAHME Hans Jürgen Zetzsche ging Risiken ein. Wenn er jetzt eine erfolgreiche Firma mit 640 000 jährlich vermittelten Touren an die Nachfolger Thomas Bühnert und Thomas Voigt übergibt, war der Weg dahin nicht immer leicht. Als die Taxizentrale des ehemaligen VEB Taxi in Leipzig 1991 mit ihren ursprünglich 70 Wagen von der Treuhand zum Verkauf ausgeschrieben wurde, bewarb sich auch Zetzsche mit einem Kollegen „am letzten Tag der Frist“ und bekam prompt den Zuschlag. Anfangs riet man ihnen von der Übernahme ab. Zetzsche hörte nicht darauf und machte die Marke 4884 in 26 Jahren zum Platzhirsch in Leipzig. „Das war nicht mein Lebensplan, das hat sich entwickelt“, sagt der 64-Jährige heute. Im Durcheinander nach der Wende waren die Voraussetzungen nicht gerade rosig: Mehr als 1 200 Taxis waren in der Stadt mit 530 000 Einwohnern zugelassen. Die Konzessionen des VEB wurden an Unternehmen abgegeben oder eingestampft. Am Tag der Betriebsübernahme am 1. November 1991 waren Taxiunternehmer mit 70 Taxis unter der Rufnummer 7411 angeschlossen. Zetzsches GmbH setzte früh Standards in der Qualität der Dienstleistung und der eingesetzten Fahrzeuge. Die Fahrzeuge lässt sich der Vermittler jährlich zur Kontrolle vorführen, „wobei wir das sehr genau nehmen“. Zusätzlich sind Qualitätsbeauftragte im täglichen Einsatz auf der Straße. Für jeden Fahrer und jeden Unternehmer gibt es eine jährliche Schulung. 1996 zwangen Markenrechtsanwälte des Herstellers von 4711 Echt Kölnisch Wasser den Taxivermittler, seine Telefonnummer 4711 aufzugeben. Zetzsche unterlag vor Gericht. Die Kosten des Rechtsstreites waren für die junge Firma bedrohlich, doch unter 4884 ging es weiter. Als die Firma 2007 das Vermittlungssystem modernisierte und auf FMS umstieg, brach fast die Hälfte der bis dahin disponierten 250 Wagen weg. Die notwendigen Investitionen waren einigen Unternehmern zu hoch und die Ideen zu vage. Die Zentrale konnte daraufhin ihre Bestellungen nicht mehr abarbeiten und verlor obendrein Kunden. Doch Zetzsches Kurs überzeugte und die Unternehmer kamen zurück. 2012 erreichte das Unternehmen mit 685 000 vermittelten Touren und 280 Taxis seinen Höhepunkt, aber eine 25-prozentige Erhöhung der Tarife im Januar 2015 hat die Zahl um rund neun Prozent wieder sinken lassen. Bezogen auf die Abwanderung von Kunden zu anderen Verkehrsträgern ist er selbstkritisch: „Zwar haben wir viele freundliche Chauffeure, aber insgesamt versäumt es das Taxigewerbe bis heute, so gut zu sein, dass der Kunde gar keine Alternative wünscht. (…) Wir könnten noch mehr Touren vermitteln“, sagt der Leipziger. Aber in Stoßzeiten habe man nicht genügend freie Wagen. Auch Fahrer, die Touren nicht DER EINHEITSKÄMPFER Anderthalb Jahre kämpfte Zetzsche für einen einheitlichen Tarif im Großraum des Flughafens Leipzig/ Halle. 2012 gelang eine Einigung zwischen fünf Gebietskörperschaften und den dort ansässigen Taxiunternehmen. Heute bietet der „mitteldeutsche Taxitarif“ dem Kunden einen einheitlichen Fahrpreis aus allen umliegenden Städten und Landkreisen. annehmen oder „weitergeben“, seien ein Problem, weil sie die Anfahrten verlängern. Warum er gerade jetzt verkauft, wo alles so gut läuft? „Es war mir wichtig, die Firma in fachkundige Hände aus der Region zu übergeben“, und die seien jetzt bereit. Etwas komisch fühle es sich schon an, nur noch halbtags in seiner bisherigen Firma zu arbeiten, um den Übergang zu begleiten. Genug zu tun hat er aber dennoch vorerst, als Vorstandsmitglied des Landesverbandes Sächsischer Taxi- und Mietwagenunternehmer e. V. sowie als Mitglied des Verkehrsausschusses und Vizepräsident der IHK zu Leipzig. prh LEIPZIG – EINE STADT UND IHRE AUFTRAGSVERMITTLER Leipzig bedient mit ca. 630 Taxis 560 000 Einwohner. Größte Taxizentralen 4884: 250 Wagen, 101 Unternehmer, etwa 450 Fahrer, 637 000 vermittelte Funktouren 2017 Löwentaxi – Taxigenossenschaft Leipzig: 180 Taxis, 99 Unternehmer, circa 300 Fahrer, 280 000 Touren pro Jahr Weitere Vermittler Hans Jürgen Zetzsche, 64, Mitglied der IHK-Vollversammlung und Vorstandsmitglied des Landesverbands Sächsischer Taxi- und Mietwagenunternehmen. DTS: ca. 40 Fahrzeuge Top-Taxi: 37 Fahrzeuge Firmengruppe Müller: ca. 50 Fahrzeuge, nicht alle in Leipzig zugelassen FOTO: 4884 4 FEBRUAR / MÄRZ / 2018 TAXI
MELDUNGEN HAMBURGER TODESRASER ZU LEBENSLANGER HAFT VERURTEILT Ein 25-jähriger Taxidieb, der in den frühen Morgenstunden des 4. Mai in Hamburg unter Alkoholeinfluss ein abgestelltes Taxi gestohlen und auf der Flucht vor der Polizei einen tödlichen Frontalzusammenstoß verursacht hatte, wurde vom Gericht wegen Mordes, zweifachen versuchten Mordes, wegen gefährlicher Körperverletzung und vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs verurteilt. „Wir haben es hier mit dem vorsätzlichen Werk eines maximal rücksichtslosen Täters zu tun“, sagte der vorsitzende Richter. Der schwere Mercedes-Kombi des Angeklagten sei durch die hohe Geschwindigkeit zur Waffe geworden. Der Täter sei trotz Alkoholeinfluss keine Schlangenlinien gefahren und habe eine halbe Sekunde vor dem Aufprall das Gaspedal noch einmal voll durchgetreten. Damit lägen die juristischen Merkmale eines Mordes vor, so das Gericht. Bei dem Unfall wurden der Kollege Mehmet Yilmaz und ein Fahrgast schwer verletzt, ein zweiter Fahrgast starb. Taxi Times DACH berichtete letztes Jahr ausführlich in der Oktober-Ausgabe. prh Das Unfallauto vom Kollegen Mehmet Yilmaz. NEWSTICKER »VERLÄSSLICH IST MODERN« WIRD MOTTO DER EUROPÄISCHEN TAXIMESSE Am 2. und 3. November steht im gewohnten zweijährigen Rhythmus in der Messehalle 4.1 in Köln alles im Zeichen des Taxigewerbes. Taxihersteller, Umrüster und Dienstleister treffen unter dem international gültigen Motto „Taxi – Verlässlich ist modern“ zusammen. 2016 lockten 120 Aussteller aus 18 Nationen rund 14 500 Besucher in die Halle. Auch dieses Jahr verspricht die Ausstellerliste einen abwechslungsreichen Branchen-Mix. Die Daimler AG stellt wieder ein Mercedes-Benz-Taxi für die Verlosung zur Verfügung. Taxi Times wird ebenfalls auf der Europäischen Taximesse sein. Gleich im Eingangsbereich, nahe der Rolltreppe, freut sich das Team auf Ihren Besuch. jh FOTO: Mehmet Yilmaz, Hallo Taxi 3811 SELBSTMORD EINES NEW YORKER TAXIFAHRERS In New York hat sich ein 61-jähriger Black-Car-Fahrer vor dem Rathaus in Manhattan erschossen. Vorher hinterließ er eine Protestnote, in der er Politiker für den Niedergang des Taxigewerbes und seine Verzweiflung verantwortlich machte. Der Taxifahrer hatte davor per Facebook Politiker beschuldigt, dass sie für eine Überregulierung des Taxigewerbes bei gleichzeitigem Anstieg der Taxis und Mietwagen gesorgt hätten und ihm somit ein Überleben unmöglich gemacht hätten. Er habe keine Krankenversicherung mehr und erfreue sich keiner guten Gesundheit. Im letzten Jahr habe er zwei Motorschäden und ein kaputtes Getriebe bezahlen müssen. Jetzt könne er seine laufenden Rechnungen nicht mehr bezahlen, sein Haus stehe vor der Pfändung. Er arbeitete 100 bis 120 Stunden jede Woche, schrieb er, und das seit 14 Jahren. „Ich sehe keinen Sinn darin, es weiter zu versuchen.“ Er hoffte, dass sein „öffentliches Opfer“ nicht umsonst gewesen sein und die Politik gestoppt würde. Ein Sprecher des Rathauses drückte offiziell Bestürzung und Trauer aus. Bürgermeister Bill de Blasio sagte, die Tat spiegele eher eine psychische Krankheit wider, als dass sie ein repräsentativer Ausdruck für die Marktlage wäre. prh HANNOVERS EHRLICHSTER TAXIFAHRER Bei Atila Talu fahren Fahrgäste anscheinend besonders entspannt - jedenfalls scheinen sie dermaßen entspannt, dass sie besonders oft etwas bei ihm im Wagen vergessen. In den letzten sieben Jahren fand Talu viermal größere Geldbeträge in seinem Taxi, eine Sammlung von Fahrzeugpapieren und -schlüsseln sowie 22 Handys. Der größte Fund liegt vier Jahre zurück, damals hatte ein Autohändler insgesamt 101 000 Euro in einer Tasche vergessen. Zwei Jahre später fand er 9000 Euro bar in einem Briefumschlag. Kurz vor Weihnachten hatte ein Discothekenbetreiber 4 000 Euro in einem Umschlag liegen lassen. Und im Februar fand der Kollege eine Tasche mit 800 Euro. Alle Geldbeträge fanden ihren Weg zurück zu den Fahrgästen. prh TAXI FEBRUAR / MÄRZ / 2018 5
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