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Taxi Times DACH - Mai 2017

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QUALITÄT DER

QUALITÄT DER CASUAL-FRIDAY-TYP DECKT ALLES AUF Die Testfahrgäste für den ADAC-Taxitest gaben sich als lässige, männliche Typen mit Trolley aus. Für ein möglichst repräsentatives Ergebnis wurde im Vorfeld einiges an Marktanalyse betrieben. Ein Blick hinter die Kulissen. Zum fünften Mal hat der ADAC Taxis getestet. Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend. Der Großteil der Testfahrten bekam die Note „sehr gut“. Die Vorbereitungen des Tests erstrecken sich beinahe auf ein ganzes Jahr. Die akribische Recherche mit Umfrageinstituten und Statistikern ist vor allem bei der Selektion der Städte und der Testrouten ausschlaggebend gewesen. Neben der geografischen Verteilung nach Ballungszentren im Norden, Westen, Süden und Osten des Landes wurde dabei auch die Taxidichte genau unter die Lupe genommen. Mehr als ein Taxi pro 1.000 Einwohner und eine eigene Flughafenanbindung gehörten unter anderem zum Auswahlraster. Damit fiel die Wahl letztlich auf acht Teststädte: Hamburg, Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München. Die Auswahl der Testrouten erfolgte in enger Zusammen arbeit mit den großen Taxizentralen der jeweiligen Stadt. Fünf Routen wurden zusammengestellt, die möglichst breit gefächert sämtliche im Alltag anfallenden Taxifahrt-Arten abdecken. Baustellen und Streckensperrungen wurden im Vorfeld abgeklärt. Mit von der Partie war die klassische Kurzstrecke vom Taxistand am Hauptbahnhof zu einem maximal zwei Kilometer entfernten Hotel. Route zwei ging vom Taxistand am Flughafen zu einer Firmenadresse im Stadtzentrum. Die dritte Testfahrt wurde per Telefon von einem Restaurant zu einer maximal fünf Kilometer entfernten Privatadresse geordert. Per App startete die vierte Testfahrt an einer Privatadresse mit dem Ziel eines Kinos oder Theaters, als Kulturfahrt sozusagen. Bei der längsten Testroute von ca. sieben Kilometern ging es per telefonischer Bestellung von einer Privat adresse zu einem Krankenhaus. Pro Route wurden je vier Testfahrten durchgeführt, jeweils von zwei verschiedenen Fahrgästen, einmal tagsüber und einmal nachts, wobei die morgendliche Hauptverkehrszeit von 7 Uhr bis 9.30 Uhr bewusst ausgespart wurde. UNTERSCHIEDE ZWISCHEN MANN UND FRAU Auch die Wahl der Tester fiel nicht zufällig aus. Weiblicher oder männlicher Fahrgast – das macht mitunter einen Unterschied, was Service und Freundlichkeit betrifft. In Anlehnung an eine IFAK- Umfrage bezüglich des durchschnittlichen Taxinutzers wurde das äußere Erscheinungsbild von einem Businessman mit Aktentasche und schniekem Anzug im Vorgängertest 2015 auf den „Casual - Friday“-Typ angepasst. Bei ihm ist auf den ersten Eindruck völlig unklar, ob er touristisch, geschäftlich oder privat unterwegs ist. Männlich, gepflegtes Erscheinungsbild, bekleidet mit Jeans, Hemd und Sakko, und unterwegs mit einem kleinem Trolley. Die Casual-Friday-Typen wurden vor ihren Testfahrten ausführlich geschult. Sie lernten Auszüge aus dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) kennen, der Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrtunternehmen im Personenverkehr (BOKraft), der örtlichen Taxi- und Taxitarifordnung (TO/TTO) und aus der Straßenverkehrsordnung. Waren die Testfahrgäste dann mit den Grundlagen vertraut und in der Thematik versiert, konnte es endlich losgehen. DREI BEWERTUNGSKRITERIEN Ausgestattet mit GPS, Kamera und Testsoftware wurde dann der „Taxi-Test 2017“ akribisch festgehalten und ausgewertet. Dabei sind drei Bewertungskategorien relevant. Die Gewichtungsverteilung der Testkriterien wurde bei einem Expertenmeeting bereits 2014 und erneut 2016 mit der Taxibranche abgestimmt und festgezurrt. Die erste Kategorie befasst sich mit der Routentreue und fließt mit satten 50 Prozent in das Testergebnis ein. Nimmt der Fahrer die günstigste bzw. kürzeste Route zum gewünschten Ziel? Dies ist zwar eigentlich oft abhängig vom Fahrer, ist jedoch als eigene und stärkste Kategorie dargestellt und fließt nicht in die Bewertung bei Kategorie zwei ein. Diese befasst sich ausschließlich mit dem Taxifahrer und wird mit 30 Prozent gewichtet. Wie ist sein Verhalten, Auftreten und sein Erscheinungsbild? Dabei steht neben Hilfsbereitschaft und Verständigung besonders im Fokus, ob der Fahrer „geruchsneutral“ ist und mit sauberer und gepflegter Kleidung glänzen kann. Die dritte Kategorie ist dem Fahrzeug gewidmet. Der Zustand und die Ausstattung werden mit 20 Prozent priorisiert. Ist das Fahrzeug intakt? Wie sieht es mit der Sauberkeit innen und außen aus? Liegen störende Privatgegenstände des Fahrers rum? FOTO: Fotolia / Robbie 16 MAI / 2017 TAXI

QUALITÄT Was ist dem Fahrgast wirklich wichtig? Welche Beförderungsmerkmale müssen zwingend erfüllt werden? In diesen Bereichen sollte nachgebessert werden. K.-o.-Kriterien und ein einfaches Schulnotensystem machen die Testauswertung dann relativ einfach. Von den 160 Taxifahrten bekamen in diesem Jahr 146 eine positive Wertung. Zuverlässig, rasch und komfortabel. Nur zehn Mal musste die Wertung „mangelhaft“ vergeben werden, vier Mal „sehr mangelhaft“. Grund des Anstoßes war jedes Mal die mangelnde Routenkenntnis. Außerdem wurde bei fast zwölf Prozent der getesteten Fahrten eine Zahlung mit EC- oder Kreditkarte abgelehnt, das gab Abzüge und wirkte sich ebenfalls negativ auf das Ergebnis aus. nu ALLES ZUM ADAC-TEST 2017: TAXIFAHRTEN IN ACHT DEUTSCHEN STÄDTEN DER GEWINNER BEKAM DIE MEISTE KRITIK FOTO: GRAFIKEN: Name ADAC, Name FOTO: Taxi Times Wie zu erwarten war, berichteten die Medien ausführlich über die Testergebnisse. Leider viel zu sehr nach dem Motto „Only bad news are good news“. Neben ein paar positiven Schlagzeilen, vor allem aus dem süddeutschen Raum, legte das Gros der Presse das Ergebnis leider negativ aus. Der „Tagesspiegel“ veröffentlichte eine Glosse mit der Schlagzeile „Es geht auch schlimmer“. Einige reißerische Klischee-Abhandlungen später kommt das Fazit, der Test sei nicht aussagekräftig und mit Sicherheit nicht auf die Berliner Taxifahrer zutreffend. Negativ wertete auch die „Westdeutsche Zeitung“ mit ihrer Schlagzeile „Taxi-Test des ADAC: Fahrer fuhren Umwege“. Dass es bei dem gesamten Test nur drei Fahrer waren, wurde leider erst weiter unten im Artikel erläutert. Dass ausgerechnet Berlin Testsieger wurde, wurde von manchen Redakteuren stark bezweifelt. Die „Zeit online“ beispielsweise hielt mit ihren Textpassagen wie „He, Meester!“ und „Ein abgeranztes Taxi: So kennt man es aus Berlin“ an ihrer Anti-Taxi-Meinung fest. Auch die „Berliner Zeitung“ ließ mit der Ausführung eines „Anekdoten-Erfahrungsschatzes der Redaktion“ kein gutes Haar an den Berliner Taxilenkern. Die Berliner Taxizentrale Taxi Berlin wollte eine derart schlechte Presse nach einem eigentlich positiven ADAC-Urteil so nicht auf sich sitzen lassen und konterte mit einem eigenen Statement. Man wertete das Testergebnis so, wie es tatsächlich zu sehen ist. Schlechter Service und Unfreundlichkeit stellen zum Glück die Ausnahme dar. Hermann Waldner, Geschäftsführer der Taxi Berlin TZB GmbH und Vizepräsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes e. V.: „Von unseren Fahrern hören wir täglich neue Anekdoten oder auch Auf reger über ihre Fahrten und Fahrgäste. Dennoch können wir feststellen, dass unsere Kunden in aller Regel wunschgemäß und angenehm an ihr Ziel gelangen.“ Nichtsdestotrotz sieht Taxi Berlin Taxi Berlin-Chef auch eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten, die das Leben Hermann Waldner von Taxifahrern und auch deren Fahrgästen deutlich erleichtern könnten. Dazu gehört neben einer besseren Verkehrsplanung auch die Unterstützung des Gewerbes durch die Politik. „ Unsere Taxis sind auch ein Aushängeschild für Berlin. Neben unseren Sehenswürdigkeiten, Hotels, Veranstaltungen und Unternehmen prägen auch Taxifahrten das Bild der Stadt bei Touristen und Geschäftsleuten aus der ganzen Welt.“ Deshalb arbeiten auch die Taxiunternehmen an stetigen Verbesserungen. Mehr als 1 .500 Fahrer haben beispielsweise eine von Taxi Berlin durchgeführte Taxiqualitätsschulung durchlaufen. nu TAXI MAI / 2017 17

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