KARLSRUHE NEUSTART NACH TURBULENTEN JAHREN In Karlsruhe gibt es zwei Taxizentralen. Die Genossenschaft blickt mit neuem Personal in die Zukunft, während der Ex- Vorstand eine Mitbewerberzentrale etabliert. Wie so oft beginnt unser Taxi Times-Besuch am Bahnhof. Und wie in vielen anderen Städten auch scheinen dort die zwei Prozent aller Taxifahrer zu stehen, die durch Nichtqualifikation dem Ruf einer ganzen Branche schaden. In Karlsruhe scheitert die Beförderung an der mangelnden Ortskenntnis. Die Gebrüder-Bachert-Straße ist nicht allzu groß und der Kollege fährt auch nicht für den Taxi-Ruf-Karlsruhe, die neue Zentrale und unseren Zielort. Da ist es absolut verständlich, dass man das Navi zu Hilfe nimmt. Nur: Wie schreibt man „G-E-B-R-Ü- D-E-R“? Bis zum „G“ kommt der Kollege, danach soll ich die Adresse eintippen. Darauf habe ich aber keine Lust, daher nehme ich das nächste Taxi. Der kennt die Straße auch nicht, weiß aber wenigstens, dass bei der Taxi zentrale eine Bosch-Werkstatt sein soll und fährt los. Beim anderen Kollegen waren zwischenzeitlich zwei Reisende eingestiegen, doch auch die steigen nach nur wenigen Sekunden wieder aus. Ohne Fahrgast verlässt das Taxi nun den Bahnhof. „Der Kollege ist noch neu“, erklärt mir mein Fahrer. Apropos neu: Ob er denn schon von der neuen Taxizentrale gehört habe, die es seit 1. Januar 2015 in Karlsruhe gibt und zu der wir jetzt hinfahren. Gut, dass ich gefragt habe, denn jetzt ist erst einmal ein U-Turn fällig. Der Kollege war unterwegs zur Genossenschafts zentrale. Er ist erst seit Kurzem Unternehmer, hat also von den Streitereien im Jahr 2014 nur von den anderen Kollegen gehört. Der damalige Vorstand habe wohl die lukrativen Fahrten bevorzugt Uwe Katzlirsch, Vorstand der Taxi-Funk-Zentrale Karlsruhe e. G. TAXI-RUF KARLSRUHE GMBH www.taxi-ruf-karlsruhe.de Abonnent von Taxi Times: noch nicht Geschäftsführer: Roland Koffler, Arno Malte angeschlossene Fahrzeuge: 45 Anzahl Taxiunternehmer: 26 monatlicher Funkbeitrag (netto): 280 Euro Disagio bei bargeldloser Bezahlung: keines Vermittlungssystem: Taxitronic-Cloud TAXI-FUNK-ZENTRALE KARLSRUHE E. G. www.taxi-zentrale-karlsruhe.de Abonnent von Taxi Times: seit 2017 Vorstand: Uwe Katzlirsch, Oguz Balkan angeschlossene Fahrzeuge: 160 Mitglieder Genossenschaft: 87 Genossenschaftsanteil: 4x 766,94 Euro pro Fahrzeug mtl. Funkbeitrag (netto): 207 Euro Vermittlungssystem: FMS Regio an die eigenen Taxis vermittelt. „Ein Vorstand einer Taxi zentrale sollte keine eigenen Taxis in der Flotte haben“, findet der Kollege. Das hätte zumindest den Vorteil, dass die permanenten Ge rüchte um verschobene Fahrten weniger Nahrung bekämen. Wobei mit diesen Vorwürfen wohl alle Vorstände von Taxizen tralen leben müssen. Auch darin scheint sich Karlsruhe nicht von anderen Städten zu unterscheiden. „Natürlich wurden keine Fahrten an die eigenen Fahrzeuge bevorzugt vergeben“, betont wenig später Roland Koffler, damaliger Vorstand der Karlsruher Taxi-Funk-Zentrale e. G. und jetziger Geschäftsführer der Taxi-Ruf Karlsruhe GmbH. Das lasse sich alles anhand der Telefon aufzeich nungen und der digitalen Auftragshistorie nachvollziehen. Tatsächlich stand dieser Vorwurf niemals im Raum, der Streit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat entzündete sich an anderen Dingen. Vorwürfe, die in mittlerweile 18 Verfahren juristisch geklärt wurden bzw. noch zu klären sind und die als Interna nicht in diese Zeitschrift gehören. Koffler entschied sich letztlich, gemeinsam mit seinem damaligen Vorstandskollegen Arno Malta eine eigene Zentrale zu gründen. Ihnen folgten 22 Einzel unternehmer und zwei Mehrwagenbetriebe. Gemeinsam mit den nach wie vor eigenen Taxis von Koffler und Malta fahren aktuell 45 Taxis für den Taxi-Ruf. Sie werden über das System des spanischen Herstellers Taxitronic vermittelt. Eine Technik, die Koffler schon bei der Genossenschaft einführte, wobei allerdings der Umstieg auf Voll daten funk von den Genossen nicht mitgetragen wurde. Der Anfang vom Ende de Ära Koffler innerhalb der Genossenschaft. Die Auftrags ver mittlung an die 45 Taxis des Taxi-Rufs erfolgt über eine so genannte Cloud. Das bedeutet, dass in der Zentrale keine eigenen Server stehen, sondern sämtliche Anrufe via Internet vermittelt werden. Wenn die Mitarbeiter des Taxi-Rufs den Anruf annehmen, hat dieser schon den langen Weg über den Taxitronic- Server in Barcelona hinter sich. Läuft eine Bestellung via Festnetz ein, übernimmt sie der Sprach automat des Autobookers, der sich beim ersten Anruf über eine Festnetz leitung automatisch den Standort gemerkt hat und somit jede weitere Bestellung ohne menschliche Unterstützung abwickeln kann. Das ermöglicht einen orts ungebundenen 24-Stunden-Betrieb ohne hohen Personalaufwand und schafft freie Kapazitäten. Die wiederum sollen zukünftig genutzt werden, indem man FOTOS: Taxi Times 20 MAI / 2017 TAXI
KARLSRUHE Roland Koffler, Geschäftsführer der Taxi-Ruf Karlsruhe GmbH von Karlsruhe aus auch andere kleinere Taxibetriebe mitvermittelt. Ganz egal, aus welcher Region, ganz egal, ob Vollzeit oder nur zu bestimmten Stunden. Zur Auftragsannahme benötigen diese Partner lediglich ein Android- Smartphone, auf dem die Software von Taxitronic programmiert ist und ein Internettelefon. Alternativ zur Android-Version kann man auch ein Voll system installieren, bestehend aus dem All-in-one-Gerät TXD 70, auf dem sowohl die Aufträge als auch der Taxameterfahrpreis ange zeigt werden und außerdem Navigation, Kartenleser und Beleg drucker integriert sind. Hier liegen die Investitionskosten bei rund 1.100 Euro. Koffler und Malta haben in ihre eigenen Taxis jeweils das Vollsystem verbaut, die 22 Einzelunternehmer sind mit einem Smartphone ausgestattet. So wie auch der Kollege, der mich vom Taxi-Ruf ans andere Ende der Stadt zur Genossenschaftszentrale bringt. Seit seinem Wechsel zum Taxi-Ruf bekomme er mehr Aufträge, berichtet er. Zu den internen Streitereien äußert er sich nicht. Man spürt deutlich, dass diese Geschichte alle möglichst schnell vergessen wollen. „Geschadet hat sie allen Karlsruher Taxis, verdient haben daran nur die Anwälte“, fasst Uwe Katzlirsch wenig später das Gewesene zusammen. Uwe Katzlirsch und Oguz Balkan sind die neuen Vorstände der Taxi-Funk-Zentrale Karlsruhe e. G. Sie standen zum Jahreswechsel 2014/2015 vor der Mammut aufgabe, die Auftragsvermittlung von Taxitronic auf einen anderen Anbieter umzustellen. IIhre Wahl fiel auf FMS, die Investitionskosten lagen pro Taxi bei rund 1.200 Euro. Aufgrund der ausgeschiedenen und übergetretenen Mitglieder musste auch die monatliche Vermittlungsgebühr angehoben werden. KONZESSIONSTOPP AUF DER KIPPE Wie in vielen anderen Städten auch werden in Karlsruhe Anträge auf neue Taxikonzessionen abgelehnt. Stattdessen kann man sich auf eine Warteliste setzen lassen. Dagegen klagte nun ein abgelehnter Antragsteller und bekam in der mündlichen Verhandlung Recht. Die Richter ließen durchblicken, dass die Stadt die beantragten Konzessionen ausgeben muss. Noch liegt das Urteil nicht schriftlich vor, eine Berufung ist möglich. Spannend ist die Argumentation der Klägerin gewesen: Da es in Karlsruhe etliche Unternehmen gäbe, die ihre Umsätze massiv runter rechnen würden, müsste die Stadt diese endlich überführen und deren Konzessionen wegen persönlicher Unzuverlässigkeit einziehen. Somit müssten keine zusätzlichen Konzessionen ausgegeben werden. „Die Mitglieder haben das alles mitgetragen, wir haben eine tolle Solidarität“, lobt Katzlirsch seine Genossen, die er nun gemeinsam mit Balkan in ruhigeres Fahrwasser führt und mit denen er eine zukunftsfähige Entwicklung anstrebt. Dazu zählen auch erste Überlegungen, erste Fahrzeuge als Pionierprojekt auf Elektro-Taxis umzustellen. Katzlirsch fährt privat selbst eine elektrische B-Klasse von Mercedes und kennt die Vor- und Nachteile dieser Antriebsart. Vor einigen Wochen organisierte er auf dem Gelände der Genossenschaft einen Elektromobilitäts- tag. Hier konnten insgesamt sechs unterschiedliche E-Fahrzeuge und sieben Hybrid- Autos gefahren werden. Nahezu ununterbro chen unterwegs war der Tesla S, auch wenn dieser aufgrund seiner hohen Anschaffungskosten wirtschaftlich an seine Grenzen stößt, wie Katzlirsch betont. Die positive Resonanz der rund 100 Besucher war für den Vorstand allerdings Motivation genug, das Projekt Elektro- Taxis in Karlsruhe voranzutreiben. Als Nächstes sind Gespräche mit dem Oberbürgermeister geplant. Dabei sollen kommunale Fördermöglichkeiten und der Wille zum Ausbau des Lade netzes ausgelotet werden – indem beispielsweise reine Halte plätze für Elektro-Taxis in der Fußgängerzone ermöglicht werden. In Karlsruhe wird also deutlich mehr nach vorne geblickt als in der Vergangenheit gebohrt – auch wenn manche Wunde immer noch nicht ganz verheilt ist. Und vielleicht nutzt ja der neue Kollege vom Bahnhof die nächsten Wartezeiten, um sich noch mal die Karlsruher Straßennamen und deren Schreibweisen einzuprägen. jh FMS FMS Fiskallösung www.belegdruck.taxi www.belegdruck.taxi • • Automatische Datenübernahme von von • Automatische Datenübernahme von Fiskaltaxametern Fiskaltaxametern • • Einzelbelegsaufzeichnung • Einzelbelegsaufzeichnung und und und Archivierung Archivierung der der der Belege Belege Belege • • Echtzeit Echtzeit Echtzeit Datenprotokoll Datenprotokoll Datenprotokoll im im im Webportal Webportal Webportal • • Digitale Digitale • Digitale Signatur Signatur Signatur bereits bereits bereits vorbereitet, vorbereitet, vorbereitet, inkl. inkl. inkl. 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