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Taxi Times DACH - März 2017

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TAXI INTERNATIONAL BEI

TAXI INTERNATIONAL BEI HOHER AUSLASTUNG HELFEN UBER-FAHRER DEM TAXIGEWERBE Welch unterschiedliche Herangehensweisen: Der Geschäftsführer des größten Amsterdamer Taxiunternehmens TCA (1 400 Taxis) wurde kürzlich gefeuert, weil er nach Angaben der Gesellschafter zu vertraulich mit Uber geworden war. Bei der Jahreshauptversammlung des Transportation Research Board (TRB) in Washington Anfang Januar mit 14 000 Teilnehmern aus 70 Nationen und 7 000 Präsentationen berichtete Bill George, der CEO von Transdev USA, wie er die Firmen von 31 US-amerikanischen Taxiunternehmen unter der App von Transdev (zTrip) zusammengefasst, die Farbe seiner Fahrzeuge von Gelb in Silbergrau geändert und in Spitzenzeiten Fahrer von Uber und Lyft in zTrip eingesetzt hat, um die erhöhte Nachfrage zu erfüllen. Die Taxibranche bekämpft zwar Uber und Co., bringt selbst jedoch kaum neue Geschäftsmodelle auf den Markt. Die Idee der dortigen Microtransit-Betreiber beispielsweise hätten auch die Taxibetreiber ganz leicht umsetzen können: einen Vertrag mit dem lokalen Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs abschließen, einen Kleinbus auf einer (neuen) festgelegten Strecke einsetzen und die Kunden per App bestellen lassen. Lass sie dann zu einem nahe gelegenen Sammelpunkt gehen und sorge dafür, dass unabhängige Vermittler einen schnellen Service zu akzeptablen Preisen anbieten. Die Anbieter Bridj und Chariot waren so in Boston und San Francisco sehr erfolgreich. Letzterer wurde bereits von Ford aufgekauft. Taxis und Behindertentransporte waren beim TRB-Kongress jahrelang nur Randthemen. Ubers Tätigkeiten haben das Interesse nun neu entfacht. Die wichtigsten Trends: selbstfahrende Fahrzeuge (und die damit verbundenen rechtlichen und technischen Herausforderungen), neue Marktteilnehmer im öffentlichen Nahverkehr und Mobility as a Service (MaaS). Zeit- und trendlos geht der Kampf gegen Uber & Co. weiter: Die Taxibranche im US-Bundesstaat New York bekämpft die Apps der TNCs (Überbegriff für Uber & Co) und hofft auf eine Regulierung auf Bundesebene. Die nächste Schlacht findet in Washington statt. Uber und Lyft scheinen sich derweil – nach erfolgreicher Eroberung des Taximarktes – den Bereichen unqualifizierte Krankentransporte und öffentlicher Nahverkehr zuzuwenden. Beide behaupten, sie können mit ihren Fahrgemeinschaftssystemen (UberPool und Lyft Line) einen nützlichen und günstigen Beitrag zum öffentlichen Nahverkehr leisten. Im Bezirk Pinellas haben Uber, Lyft und Taxiunternehmen bereits Verträge für bezuschusste Touren abgeschlossen. Vor einigen Jahren äußerte Uber übrigens Pläne, dieses System auch in den ländlichen Gebieten der Niederlande anbieten zu wollen. Dies kam nicht zustande. Vielleicht auch deshalb, weil in Europa keinerlei Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Uber vorhanden ist. Nicht nur in Amsterdam. Ein Blick in die Taxiwelt Deregulierung, Kundenrückgewinnung, neue Geschäftsfelder und eine klare Flughafenregelung. In Dänemark, Frankreich, USA und Niederlande gibt es spannende Taxi- Entwicklungen. Von Wim Faber GERICHT VERBANNT »TOURENKLAUER« VOM AMSTERDAMER FLUGHAFEN Ein niederländisches Gericht hat die Rechtmäßigkeit des Verbots von „Tourenklauern“ am Amsterdamer Flughafen Schiphol bestätigt. Künftig sind nur noch Taxis vom offiziellen Taxistand Schiphol und zugelassene Schiphol-Taxis erlaubt. Durch das Verbot wird den „Tourenklauern“, die dagegen angekämpft haben, der Zugang zu angrenzenden Straßen und einem angrenzenden Platz verwehrt. Die Geldstrafe für einen Verstoß kann pro Vorfall bis zu 1 500 Euro betragen. Die „Tourenklauer“, gemäß niederländischem Recht reguläre Taxifahrer, die im ganzen Land überall Fahrgäste aufnehmen dürfen, haben sich in der Ankunftshalle als „offizielle Schiphol-Taxifahrer“ ausgegeben und versucht, ankommende Passagiere dazu zu bewegen, ihnen in den Bereich zu folgen, in dem ihre Taxis geparkt waren. Dies war häufig mit Schubsen und Schieben verbunden. Bei der Ankunft in Amsterdam erwies sich der Fahrpreis dann als sehr viel höher als normal. Viele Passagiere beschwerten sich über den Betrug und verglichen den sonst so geordneten niederländischen Flughafen mit einem „Flughafen in der Dritten Welt“. FOTOS: Wim Faber, Taxa GRAFIKEN: Raufeld Medien 30 MÄRZ / 2017 TAXI

TAXI INTERNATIONAL DÄNEMARKS KLEINE SCHRITTE IN RICHTUNG DEREGULIERUNG Die dänische Regierung hat mit der Unterstützung zweier weiterer Nicht-Regierungsparteien ein neues Taxi-Gesetz auf den Tisch gebracht, mit dem die Obergrenze für die Anzahl der Taxilizenzen fällt und den Taxis ermöglicht wird, bei freier Preisgestaltung ihre Dienste im gesamten Land anzubieten. Darüber hinaus ist eine optionale Bezuschussung in ländlichen Gebieten vorgesehen. Die polizeilichen Prüfungen der Taxifahrer sollen abgeschafft werden, sodass nur eine behördliche Prüfung nötig ist. Seltsamerweise bleiben mit dem neuen Gesetz, über das noch abgestimmt werden muss, Sitzsensoren, Videoüberwachung im Taxi und Taxameter weiterhin Pflicht. Auch wird die steuerliche Überwachung der Branche verschärft. „Mit dieser neuen Vereinbarung schaffen wir eine neue und bessere Grundlage für die Überwachung der Steuererlöse aus dem Taxigeschäft“, so der Transportminister, Ole Birk Olesen, in den „CPH News“. „Dies bedeutet auch, dass wir fortlaufend neue und alternative Technologien bewerten, die die Entwicklung der Branche in Zukunft sogar noch weiter vorantreiben könnten.“ Die Änderungen der Gesetzgeber – sehr ähnlich zu den niederländischen Taxi-Gesetzen (wenn auch ohne Fahrpreisobergrenze) – werden schrittweise umgesetzt. Das neue Gesetz wird nach einem und dann nach drei und nach sechs Jahren geprüft, um zu sehen, wie sich der Markt und die neuen Technologien entwickelt haben. Etliche Punkte des neuen Gesetzes (vor allem die steuerliche Überwachung) könnten Uber das Ein Anflug von Deregulierung in neuen dänischen Taxigesetzen. Leben erschweren. Das US-Unternehmen mit europäischem Hauptsitz in den Niederlanden behauptet, nicht an dieselben Regeln gebunden zu sein, wie sie für Taxis gelten, da es sich um einen „Fahrgemeinschaftsdienst mit Privatfahrzeugen“ handelt. Man kündigte an, weiterhin gegen kürzlich getroffene Urteile gegen Fahrer vorzugehen. Urteilt der Europäische Gerichtshof im Laufe dieses Jahres zugunsten von Uber als eine Plattform und nicht als ein Taxiunternehmen, wird dieser Dienst in Dänemark wohl grünes Licht bekommen müssen. DIE KONKURRENZ DURCH UBER HAT DEM TAXIGEWERBE GENUTZT „Warum gibt es keine weltweite oder europäische Organisation, die die Taxibranche gegen die Ubers dieser Welt verteidigt?“, rief eine Taxibetreiberin während einer hitzigen internationalen Diskussionsrunde bei der französischen Fachmesse Salon des Taxis in Paris vom 28. vom 29. Januar aus. Ja, warum eigentlich nicht? Merkwürdigerweise exportieren viele neue Betreiber ihre Appdienste in andere Länder. Ein typisches Beispiel dafür ist Elite Taxi. Die französische App Yusofleet verstärkt ihre Flotte in Luxemburg. Die 28 Messestände wurden vom Pariser Taxigiganten G7 dominiert (bei dem es nach internen Änderungen in der Geschäftsleitung ein wenig drunter und drüber geht). Automarken wie VW, Fiat, Renault, Hyundai (Wasserstoff) und Kia bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Die größte Kategorie – wenn wir die fünf (!) französischen Taxiverbände nicht mitzählen – gleich nach den Apps waren die Taxameter mit den lokalen Unternehmen A.T.A., Kienzle und Hale. Frogne aus Dänemark und Cabonline aus Schweden haben sich zusammengetan, um gemeinsam im Markt Fuß zu fassen. Die Atmosphäre war geringfügig optimistischer als im Jahr 2015, bestätigt Hélène Manceron, Inhaberin und Herausgeberin von „100 % News Taxis“: „Die Taxibranche in Frankreich hat sich entwickelt. Die starke Konkurrenz von Uber & Co. scheint ihr seltsamerweise sogar genutzt zu haben. Der Wind in Frankreich hat sich gedreht, teilweise durch eine Änderung der öffentlichen Meinung.“ Die Messe begrüßte 6 133 Besucher an zwei Tagen und die Atmosphäre war definitiv nicht die einer Taxibranche in Nöten. „Die Auswirkungen der bisher ergriffenen Maßnahmen haben ihre vollständige Wirkung noch nicht entfaltet“, so Manceron. „Aber Frankreich hat die Branche in zwei Schritten wirklich modernisiert, durch den Verbot des Verkaufs von Taxilizenzen und die erneute Regulierung der Branche. Heute kann man beobachten, wie die Branche, hauptsächlich selbstständige Fahrer, wieder investiert und ihre Kunden zurückgewinnt.“ TAXI MÄRZ / 2017 31

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