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Taxi Times DACH - November/Dezember 2019

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TITELSTORY Die neuen

TITELSTORY Die neuen Mobilitätsanbieter wollen sich einen möglichst großen Teil des individuellen Mobilitätsmarktes sichern. Es wird der Politik viel versprochen, um Zulassungen zu erwirken und das Personenbeförderungsgesetz zu ändern. Nach der Liberalisierung der Personenbeförderung erlebte man in vielen Ländern eine Überflutung der Großstadtzentren mit Mietwagen. In Großbritannien und Großstädten der USA wurde deshalb dann eine Stausteuer eingeführt, die jede Fahrt im Stadtzentrum besteuert. Die Umweltverbände verweisen auf eine neue Analyse von Euromonitor für die europäische Forschungsgruppe Transport & Environment (T & E), wonach Uber in den bereits verstopften europäischen Städten wie London und Paris zusätzliche Autofahrten hinzufügt – was Nachhaltigkeitsansprüche des Unternehmens infrage stellt. „Uber und Lyft täuschen niemanden mehr mit ihrem Greenwashing“, sagt dazu Rebekah Whilden, Wahlkampfvertreterin beim Sierra Club in den USA. „Städte und Länder auf der ganzen Welt beginnen die Unternehmen als das anzusehen, was sie sind: nämlich Unternehmen, die ihre Gewinne über das Wohl der Erde stellen. Sie können keinen Anspruch auf Nachhaltigkeit erheben, wenn die Daten belegen, dass sie das Gegenteil tun: Reduzierung des Transitfahrgastaufkommens, Verschlechterung der Luftqualität und die schlechte Behandlung der Menschen, die im Mittelpunkt ihres Geschäftsmodells stehen.“ „DIESEL TÖTET“ Auch von den Umweltorganisationen der europäischen Nachbarn kommen deutliche Worte: „Diesel tötet“, sagt Olivier Blond, Präsident von Respire in Frankreich. „Uber sollte nicht die Luft verunreinigen. Das Unternehmen sollte aufhören, diese schmutzigen Autos zu benutzen, weil sie insbesondere in dicht besiedelten städtischen Gebieten wie Paris sehr ineffizient sind. Für die Einwohner und die Fahrer gibt es bereits andere Lösungen.“ In Frankreich, wo der Taximarkt 2015 liberalisiert wurde, hat sich die Zahl der gemeldeten PHV-Fahrer in drei Jahren verdoppelt (von mehr als 15.000 im Jahr 2016 auf 30.000 im Jahr 2019). Die Zahl der Uber-Fahrer in London hat sich in drei Jahren von 25.000 Fahrern im Jahr 2016 auf 45.000 Fahrer im Jahr 2018 ebenfalls fast verdoppelt. Das entspricht ungefähr der Hälfte der gesamten Mietwagen-Lizenzen (PHV). Das hat Uber zu einem der größten Beförderungsdienste in Europa gemacht, mit 3,6 Millionen Nutzern in London im Jahr 2019 und mit 2,7 Millionen Nutzern in Frankreich im Jahr 2017. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen, da es keine offiziellen Angaben von Uber gibt. Dokumenten zufolge, die Uber im Rahmen der Börseneinführung herausgegeben hatte, ist das Unternehmen bestrebt, seine Geschäftstätigkeit weltweit massiv auszubauen. Ein besonderes Augenmerk liegt aber dabei auf Europa. Dort werden Deutschland, Spanien und Italien als vorrangige Expansionsmärkte identifiziert. Deshalb ist es Uber speziell in diesen Ländern so wichtig, durch massive Lobbyarbeit auf die jeweilige Landespolitik einzuwirken, damit dort die Personenbeförderungsgesetze so umgestaltet werden, dass Ubers Geschäftsmodell funktioniert, indem man taxiähnlichen Verkehr anbietet, mit allen Taxirechten, aber möglichst ohne deren Pflichten. Uber will keine Tarifpflicht, weil man sonst ja den Markt nicht über ein hochdefizitäres Preisdumping erobern kann. Da feste Tarife aber mit Taxis nicht zu umgehen sind, hat man sich in Deutschland Mietwagen als Partner ausgesucht. Dabei ist natürlich die Rückkehrpflicht ein Dorn im Auge, denn würden sich alle daran halten, wäre die schnelle Verfügbarkeit eines Uber- Fahrzeugs nicht mehr gegeben – und die App somit gegenüber den Taxis kaum noch konkurrenzfähig. Also warf man schon vor Jahren die PR-Maschinerie an und erzählte das Märchen vom umweltpolitischen Unsinn der Rückkehrpflicht. Es sei ökologisch nicht zu verantworten, so die Argumentation, dass ein Mietwagen nach seiner Fahrt immer viele Kilometer zu seinem Betriebssitz zurückfahren müsse. Das Taxigewerbe hielt hier stets mit wahren Fakten dagegen. Mietwagen ohne Rückkehrverpflichtung würden nach einer Fahrt unmittelbar in die Stadtzentren zurückfahren, weil dort an den Hotspots am ehesten neue Fahrgäste zu erwarten sind. Aktuell liege die Mietwagen-Leerfahrtenquote in Deutschland bei etwa 60 Prozent. In London, wo es keine Rückkehrpflicht gibt, fahren die privaten Mietwagen zu 58 Prozent leer herum. Eine Aufhebung der Rückkehrpflicht würde also nichts an der Leerfahrtenquote ändern. Gerne nutzen die neuen Anbieter als Argument, dass ihre Angebote die Digitalisierung vorantreiben und nur durch sie eine Verkehrsreduzierung zu erreichen sei. Dass jeder neue Anbieter viele Fahrzeuge zusätzlich in Verkehr bringt, verschweigen sie. u ILLUSTRATIONEN: Frank Schmolke 8 NOVEMBER / DEZEMBER / 2019 TAXI

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