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Taxi Times DACH - September 2017

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BESUCH IN BREMEN EIN

BESUCH IN BREMEN EIN EMOTIONAL DISKUTIERTER TARIFANTRAG In Bremen sollte das bisherige »Frauen-Nacht-Taxi« abgeschafft und eine Kurzstreckenpauschale als sogenannter »Winker-Tarif« eingeführt werden. Nur eines davon ging durch. Zur Begründung des Antrages auf eine Tariferhöhung von 5,5 Prozent gibt die Bremer Gewerbevertretung, sprich die Fachvereinigung Personenverkehr, gestiegene Kosten an. Der Mindest lohn sei angehoben worden, ebenso die Werk stattpreise bei Mercedes-Benz und der Anschaffungspreis der E-Klasse von Mercedes. Während die Genehmigungsbehörde das Vorhaben bereits jetzt gutheißt und auch seitens der Parteien keine Einwände geäußert wurden, stößt es bei der Fahrervertretung IG Bremer Taxifahrer nicht auf Gegenliebe. „Der Mindestlohn wird nur auf dem Papier bezahlt, in Wirklichkeit bekommen die Taxifahrer eine Umsatzbeteiligung“, moniert der IG-Vorstand Marco Bark. Der gezahlte Lohn würde dann durch den Mindest stundenlohn geteilt, um auf der Abrechnung auf ordnungsgemäße Werte zu kommen. Gegen eine Tariferhöhung sei er trotzdem, denn trotz steigender Taxi preise sei der Umsatz gleich geblieben. Fahrgäste blieben nach der letzten Erhöhung einfach weg. „Mit weiteren Preiserhöhungen auf den anhaltenden Umsatzrückgang zu reagieren, ist widersinnig.“ Den Kunden würde mit der geplanten Anhebung eine durchschnittliche Fahrt von vier Kilome tern ohne verkehrsbedingte Wartezeit 3,03 Euro pro gefahrenem Kilometer kosten. Für Großraumtaxis würde die Preissteigerung sogar 15 Prozent auf einer solchen Strecke bedeuten. „Das ist doch total überzogen. Das Taxigewerbe muss erst seine Hausaufgaben machen. Es werden zu viele Taxis gleichzeitig eingesetzt, das ist der Grund für die schlechte Wirtschaftlichkeit. Unsere Standzeiten zwischen den Touren sind viel zu lang,“ stellt Bark fest. »Das ist ein inakzeptabler frauenpolitischer Rückschritt.« Claudia Bernhard, Fraktion Die Linke in Bremen Er beruft sich dabei auf ein Gutachten der Experten von Linne & Krause, demzufolge es zu viele Taxis in Bremen gibt. Schwarze Schafe, die Schwarzarbeit betreiben und Steuern hinterziehen, gäbe es auch in Bremen mehr als genug. Bark möchte, dass diese „vom Markt verschwinden und Platz machen für ehrliche Unternehmer,“ die freiwillig ein Fiskaltaxameter einsetzen. Damit spielt er den Ball der Genehmigungsbehörde zu, doch die agieren wie fast alle Aufsichtsstellen in Deutschland. Mangels Personal und auch mangels rechtlich eindeutiger Grundlagen scheut man davor zurück, den Einbau eines Fiskaltaxameters zwingend zu fordern – so wie in Hamburg und Berlin. Doch genau der Blick in diese beiden Städte zeigt, dass eine solche Verpflichtung alleine nicht ausreichend ist. In Berlin war dazu eine Personalaufstockung, eine enge Kooperation mit der Finanzbehörde und vor allem der politische Wille der Stadtregierung notwendig. In Bremen sind die Parteien für diese Thematik nicht sensibilisiert. Stattdessen meldete man sich über die Presse lautstark zur geplanten Abschaffung des „Frauen-Nacht-Taxis“ zu Wort. Es sollte wegen geringer Nachfrage eingestellt werden. Die Gesamtzahl der von der einen großen Zentrale in Bremen – dem Taxi-Ruf, welchem 90 Prozent aller Taxis angeschlossen sind – vermittelten Fahrten sei insgesamt stark zurückgegangen, heißt es als offizielle Begründung. Der Frauen-Nacht- Taxi-Tarif werde laut Aussage der IG Bremer Taxifahrer rege von Frauen genutzt – und zwar nicht, wie eigentlich vorgesehen, über telefonische Bestellung, sondern auch am Taxiplatz. Der Rückgang der Bestellungen des Frauen-Taxis entspräche dem Rückgang aller Touren. Unisono äußerten sich auch die Parteien – bis auf die FDP – in der Bremer Tageszeitung „Weser Kurier“ negativ über die Abschaffungspläne des Rabatts. Claudia Bernhard von der Fraktion Die Linke spricht in einer Presseerklärung gar von einem „inakzeptablen frauenpolitischen Rückschritt,“ der revidiert werden müsse. „Die Idee, dass ein Sondertarif für zufällig FOTOS: Fotolia / Yeko Photo Studio, IG Bremer Taxifahrer 18 SEPTEMBER / 2017 TAXI

BESUCH IN BREMEN vorbeikommende Taxis Sicherheit für Frauen schafft, ist absurd.“ Was bei dieser Empörungswelle allerdings zu kurz kam: Der Rabatt dieser Nachtfahrten wird einzig und allein vom Taxigewerbe getragen. „Es war der Wunsch unserer Mitglieder, das Frauen-Nacht- Taxi einzustellen“, sagt Ingo Heuermann, Vorstandsmitglied der Bremer Fachvereinigung Personenverkehr sowie des Bremer Taxi-Rufs, gegenüber Taxi Times. Und ergänzt: „Mindestlohn und Einzelaufzeichnungspflicht und die damit verbundenen Mehrkosten lassen keinen Spielraum mehr für Vergünstigungen. Eine finanzielle Beteiligung der Stadt Bremen war damals wie heute politisch nicht durchsetzbar.“ Heuermann verweist auf eine Abstimmung der Mitgliederversammlung. Diese wiederum wird von Taxiunternehmer Jendrik Huning kri tisiert. „Es haben nur 58 von circa 200 Bremer Taxiunternehmen überhaupt an der Abstimmung teilgenommen. Das sind 29 Prozent.“ Außerdem habe man erst zur Abstimmung aufgerufen, nachdem der Antrag schon eingereicht worden sei. „Dort wiederum wurde auch lange und kon trovers um den Winker-Tarif diskutiert“, berichtet Huning. Dieser Tarif sieht vor, dass Fahrgäste, die ein Taxi ohne Bestellung vom Straßen rand heranwinken, eine Pauschale von sieben Euro für eine Strecke von bis zu drei Kilometern zahlen sollen – ohne Bezahlung von Wartezeiten. Der vierte Kilometer kostet 5,10 Euro, weil innerhalb eines Kilometers nach Überschreiten der drei Kilometer der Normaltarif eingeholt wird, also 12,10 Euro statt 7,00 Euro. „WINKER-TARIF“ ALS KOMPENSA- TION FÜR „FRAUEN-NACHT-TAXI“ Heuermann sieht in diesem Tarif auch eine Kompensation für die Frauen, während die IG Taxifahrer auch diesen Teil des Tarifantrags kritisiert. Berechnungen zufolge müssten Frauen für eine Vier-Kilometer- Strecke selbst beim Winker-Tarif immer noch 35 Prozent mehr bezahlen als beim jetzigen Frauen-Nacht-Tarif, argumentiert Bark. Der Tarif sei selbst für den Kunden nicht zu verstehen, da die ersten 1,6 Kilometer teurer würden als bisher und der Fahrgast genau Bescheid wissen müsse, auf welchen Strecken er wirklich spart. „Das ist zu viel verlangt und überfordert unsere Kunden“, sagte Bark. Auch für den Taxifahrer sei er schlecht kalkulierbar, da Marko Bark, Bremer Taxifahrer. die Wartezeit überhaupt nicht berech net würde und so Verzögerungen durch den Berufsverkehr den Lohn drücken. Die Fachvereinigung Personenverkehr und die FDP möchten den Winker-Tarif, weil sie sich mehr Umsatz durch einen Rabatt erhoffen. Auch hier wird das Gutachten von Linne & Krause herangezogen. Die Experten schlagen darin vor, dass ein Rabatt auf Kurzstrecken das Geschäft beleben könnte. Entscheiden mussten letztendlich die Bremer Stadtpolitiker. Sie stimmten für die Erhöhung und den Winker-Tarif, aber gegen die Abschaffung des Frauen-Nacht-Tarifs. Nach viel theoretischem Für und Wider wird nun die Praxis zeigen, welche Bedenken zum Tragen kommen. jh, prh Damit fahren Sie gut tOP-tarife fürS taxi Digitalisierung. Einfach. Machen. Setzen Sie auf Kommunikation ohne Umwege mit optimaler Netzabdeckung und Geschwindigkeit. Als Mitglied im Deutschen Taxi- und Mietwagenverband e. V. (BZP) profitieren Sie auf jeder Tour von exklusiven Tarifangeboten für Sprache, Daten und M2M. Ergebnis: Produktivität erhöht, Kosten gesenkt. Steigen Sie jetzt bei unS ein Bestes Netz Netztest 2017 CHIP 01/2017 Telekom Unabhängige Tests seit 1978 chip.de/ CD151463 Wir beraten Sie gerne! Telefonisch unter 0800 33 05667 und per E-Mail: [email protected]

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