ANTRIEB Zukunftsprämie für den Erdgas-Caddy: VW gewährt einen zusätzlichen Nachlass über 5. 000 Euro. Toyota nennt seine Vergünstigung „Eintauschbonus“. Er gilt für Gewerbekunden – aber trotzdem nicht für das Taxi. MIT PRÄMIEN GEGEN DAS DIESEL-DILEMMA Volkswagen lockt mit seinen Umwelt- und Zukunftsprämien auch das Taxigewerbe – während Toyota die Branche links liegen lässt. Der Volkswagen-Konzern gewährt bis Jahresende nicht mehr nur die gängigen Taxikonditionen, sondern setzt eine Umwelt- und Zukunftsprämie on top. Sie gilt für den Tausch eines alten Diesel modells. Der Neuwagen muss bis spätestens 31. Dezember 2017 bestellt und bis spätestens 30. Juni 2018 zugelassen werden. Davon profitieren auch Fans des Erdgasantriebs: Für Käufer eines Erdgasmodells Caddy TGI gibt’s eine Zukunftsprämie in Höhe von 5 000 Euro. Wer trotz der aktuellen Dieseldebatten und drohender Fahrverbote weiterhin auf ein Dieselmodell der Marke Euro 6 vertraut, bekommt bei VW auch auf neue Dieselfahrzeuge eine als „Umwelt prämie“ deklarierte Vergünstigung. Diese liegt beim Touran bei 6 000 Euro. Käufern eines Passat oder Sharan wird jeweils 8 000 Euro Umweltprämie gewährt. Über 4 000 Euro dürfen sich Käufer eines Caddy Life freuen. Für den Multivan gibt es sogar 10 000 Euro Prämie. ALTFAHRZEUG MUSS VERSCHROTTET WERDEN Experten raten, beim Kauf eines Dieselmodells darauf zu achten, ob dieses Modell bereits den neuen Euro-6d-Motor hat, der im Vergleich zum bisherigen Euro 6 sauberer sein soll. Während die Euro-6-Norm 80 Mil ligramm NOx pro Kilometer vorsieht, sind bei der Norm Euro-6d-Temp im RDE-Messver fahren maximal 168 Milligramm erlaubt. Fahrzeuge mit Euro 6d nutzen zudem Abgasreinigungsinstanzen, die näher am Motor platziert sind. Dadurch lassen sich die Abgastemperaturen leichter in den Griff bekommen. So verlockend die Angebote auch klingen mögen, vor dem Kauf empfiehlt es sich, die jeweiligen Bedingungen genau unter die Lupe zu nehmen. Diese sehen beispielsweise vor, dass das Fahrzeug nachweislich verschrottet werden muss oder die Prämien nur gewährt werden, wenn es sich um ein Fahrzeug der Abgasstandards Euro 1 bis Euro 4 (entspricht einer maximalen Erstzulassung bis zum 31. Dezember 2011) handelt. Umtauschprämien gewähren mittlerweile etliche Fahrzeughersteller – jedoch sind diese meist nur für Privatkunden gültig. Toyota hat seine Umtauschprämie über 2000 Euro brutto kürzlich für Gewerbekunden erweitert, um dann das Taxigewerbe doch wieder auszuschließen. Taxiunternehmer fühlen sich durch diese Entscheidung regelrecht vor den Kopf gestoßen. nu Bei den ausgewiesenen Beträgen handelt es sich um Bruttopreise. ZWEI MILLIONEN EURO FÜR MÜNCHNER E-TAXIS Auch die Politik nimmt Geld in die Hand, um eine Umweltwende zu beschleunigen. Mit zwei Millionen Euro will die Stadt München den Umstieg auf Elektro-Taxis ankurbeln. Jeder Taxiunternehmer erhält 20 Cent pro Besetztkilometer eines nach dem 1. Janaur 2017 zugelassenen Elektro- oder Wasserstoff-Taxis. Dieser Zuschuss wird maximal drei Jahre bzw. solange gewährt, bis 40 Prozent des Anschaffungs preises erreicht sind oder – nach dem „Windhundprin zip“ – der Fördertopf der bewilligten Summe ausgeschöpft ist. Das Gesundheitsreferat hat ausgerechnet, dass man damit 170, also rund fünf Prozent aller Münchner Taxis fördern kann. Neben den klar definierten Antrieben (Elektro bzw. Wasserstoff, kein Hybrid oder Plug-in mit Range- Extendern) stellt die Stadt weitere Bedingungen. So muss beispielsweise ein Fiskaltaxameter mit INSIKA- Um in München E-Taxis zu etablieren, macht die Stadt Geld locker. Verfahren verbaut sein und die Datenübertragung ist auch dann noch verpflichtend, wenn die Fördersumme bereits ausgeschöpft ist. An jedem geförderten E-Taxi muss zudem eine Außenwerbung an den Türen angebracht sein. jh/nu FOTOS: Taxi Times, Intax 24 SEPTEMBER / 2017 TAXI
ANTRIEB WAS AUS DEM AUSPUFF KOMMT, INTERESSIERT NUR WENIGE In einer kürzlich vorgestellten Liste mit umweltverträglichen Autos taucht nur ein Modell auf, das auch als Taxi eingesetzt wird. Dieselmodelle fehlen komplett. FOTOS: Intax, Wilfried Hochfeld Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat Anfang September seine neue Liste mit umweltverträglichen Autos vorgestellt. Mit 34 Pkw ist sie recht kurz, die Aufnahmekriterien waren sehr streng: CO2-Ausstoß unter 150 g/km, kein Diesel (wegen der real hohen NOx- Werte), kein Benzin-Direkteinspritzer ohne Partikelfilter (wegen der Feinstaubpartikel), geringe Fahrgeräusche. Damit sind schon mal fast alle gegenwärtig produzierten Autos ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass reale Messwerte von der Straße zugrunde gelegt werden, die von vielen Herstellern nicht preisgegeben werden, falls sie überhaupt vorliegen. So kommt es, dass es nur sechs Benzin- Elektro-Hybride, fünf Erdgas-Pkw, 13 Benziner und zehn Elektroautos auf die Liste geschafft haben. Die Hybridmodelle sind alle von Toyota bzw. Lexus. Die CNG-Autos sind die kleinen Modelle von VW und Audi. Der VW Caddy steht nicht drauf. Ihm ist sein Status als Nutzfahrzeug zum Verhängnis geworden. Der VCD beschäftigt sich nur mit Pkw. Skoda hat keine Straßenmesswerte preisgegeben. Deshalb wird der CNG Octavia nicht erwähnt. Die Benziner sind allesamt Kleinwagen von PSA (Citroën, Peugeot), Renault, Toyota Eines der wenigen taxitauglichen Modelle auf der VCD-Umweltliste ist der Toyota Prius+. Presserummel: In Zeiten des Diesel-Dilemmas ist das mediale Interesse an der Präsentation der VCD-Umweltliste besonders groß. und der VW up! ist als einziges deutsches Produkt aufgeführt. Die erwähnten E-Autos sind ebenfalls klein bis maximal Golf-Format. Tesla passt dem VCD nicht ins Umweltkonzept und steht auch nicht auf der Liste. TESLA PASST NICHT INS UMWELTKONZEPT Alles in allem propagiert der VCD kleine Autos mit geringem Verbrauch und/oder alternativem Antrieb und macht sich damit zum radikalen Verfechter einer schnellen Verkehrswende. Das kommt nicht nur in der geringen Anzahl empfohlener Autos zum Ausdruck, sondern auch in den begleitenden Statements seines Vorstands. Die Autoindustrie – allen voran die deutsche – und die deutsche Politik werden heftig angegriffen. Die Industrie mogelt sich um zu lasche Grenzwerte herum, täuscht die Verbraucher, baut Verbesserungen, die sofort ohne große Kosten möglich wären, beharrlich nicht ein, verkauft immer noch Autos, die vielleicht schon bald nicht mehr überall fahren dürfen, usw. – und die Politik lässt das alles zu und unternimmt nichts Wirksames für eine schnelle Verbesserung. Autokauf ist und bleibt auf absehbare Zeit riskant. Wer jetzt eins von seinen Listenautos kauft, ist vor Fahrverboten relativ sicher, sagt der VCD. Dem Taxiunternehmer nützt das wenig. Von den Listenautos ist nur der Toyota Prius+ wirklich gut geeignet. Andere umweltfreundliche und geeignete Modelle ohne das Risiko von baldigen Fahrverboten müssen wir uns selbst suchen. Der aktuelle Mercedes E 220d hätte es übrigens fast auf die VCD-Liste geschafft. Leider verbraucht er auf der Straße insgesamt zu viel. wh TAXI SEPTEMBER / 2017 25
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