DIESEL Das Flaggschiff unter den (Mercedes- ) Taxis erreichte im Jahr 2016 die nächste Entwicklungsstufe. Der W213 hebt sich optisch und bei der Ausstattung gründlich von seinem Vorgän - ger ab. Und er verfügt – meist optional – über diverse Assisten - ten, die einem geübten Taxifahrer fast schon den Job strei tig machen: Helferlein A achtet auf den korrekten Abstand zum Vorausfahrenden, Helferlein B leitet eigenständige Brems - vorgänge ein, C korrigiert durch kleine Lenkeingriffe, und ein ganz hoch entwickeltes Feature – nennen wir es mal Helfer - lein D – führt sogar selbstständig Überholvorgänge durch. Da kann sich Fahrer/Fahrerin stattdessen wunderbar auf das Gespräch mit dem Fahrgast konzentrieren und beispiels weise die bange Frage erörtern, wie viel Taxifahrer überhaupt noch nötig ist. Zum Glück, möchte man fast sagen, zählen all diese unsichtbaren Helferlein weder zum Taxi paket noch zur Serienausstattung, weshalb die meisten Taxiunternehmer wohl auf diese teuren Extras verzichten werden. Aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus – aber irgendwie auch vom Urtrieb gelenkt, sich nicht selbst wegrationa - lisieren zu wollen. Die E-Klasse ist neben vie - len anderen Aspekten sicherlich auch des - halb Deutschlands beliebtestes Taxi, weil sie vom Unter - nehmer und seinen Fahrern und Fahre - rinnen gerne (selbst) gefahren wird. SONDERMODELL „DAS TAXI“ – DAS EINHEITSPAKET DIE E-KLASSE – DER BESTSELLER Wer so viele Taxis verkauft wie Mercedes, weiß irgendwann auch sehr genau, welche Aus - stattungsvarianten und Zubehöre am häufigsten bestellt werden. Vor ein paar Jahren hat Daimler daraus das Einheitsmodell „Das Taxi“ definiert. Man nehme einen Mercedes mit einer bestimmten Motorisierung, statte ihn unter anderem mit Kunstlederpolstern, Automatikgetriebe, Leichtmetallrädern und einem Audiosystem aus, biete dazu die taxiüblichen Vorrüstungen (inklusive eigens entwickeltem Dachzeichen) und gebe diesem einen festen Taxipreis, der deutlich unter dem Listenpreis liegt. Fertig ist das Einheitstaxi. Diese einfache Preispolitik gilt für die B-, C- und E-Klasse (das Foto zeigt eine C-Klasse), nicht aber für die S-Klasse und den Vito. Wer doch nicht auf seine Individualausstattung verzichten will, kann das Fahrzeug nach Liste bestellen und das Taxi- oder Mietwagenpaket separat dazu buchen. Als Verwerter nachlass gewährt Mercedes in diesen Fällen 15 Prozent. B-KLASSE, TOURAN UND ZAFIRA – DIE PRAKTISCHEN DIE LIEBLINGSTAXIS Für den deutschen Markt bieten nur drei Hersteller Taxipakete an, die in den eigenen Werkshallen entwickelt werden: Mercedes, Volkswagen und Opel. Die beiden Erstgenannten haben einen überragenden Marktanteil – gekauft werden diese Taxis nahezu ausnahmslos mit Dieselmotoren. Von Jürgen Hartmann Die Mercedes B-Klasse, der Opel Zafira und der Volkswagen Touran zählen innerhalb der Kompaktvans zu den meistgekauften Taximarken. Als Unternehmer schätzt man an ihnen zum einen die günstigere Anschaffung im Vergleich zu den Limousinen, zum anderen sind sie für bestimmte Beförderungsarten praktischer. Vor allen Dingen im kleinstädtischen und ländlichen Bereich, wo im Zuge der dort häufigen Krankenfahrten der hohe Ein- und Ausstieg von den Fahrgästen sehr geschätzt wird. Praktisch sind aus Sicht vieler Taxiunternehmer auch die klappbaren Sitze der dritten Reihe im Touran und im Zafira, die den Ansprüchen des jungen Nachtschwärmerpublikums vollauf genügen. Da Mercedes seine Kompaktklasse aus - schließlich mit Fünfsitzern ausstattet, erreichten Touran und Zafira beachtliche Marktanteile im Taxisegment. Die dann aber bei VW aufgetretenen Probleme bei der Zwei-Liter-Motorisierung in Kombi - nation mit dem DSG-Getriebe sorgten für Ernüchterung und deutliche Kaufzurückhaltung. Die Probleme konnten mit der Rückbesinnung auf den kleineren Motor zwar nahezu beseitigt, das verloren gegan - gene Vertrauen aber nur mühsam wieder aufgebaut werden. Und als dann beim Generationswechsel hin zur aktuellen Baureihe der alte nicht mehr und der neue noch nicht (als Taxi) gebaut wurde, entstand ein großes Lieferloch, weil die auf Halde produzierten Restmodelle aufgrund der Abgasmanipulationen zunächst nicht verkauft werden durften. Die VW - Händler der Pkw- Sparte haben tief durch - geatmet, als endlich wieder die ersten Tourans an die Taxiunternehmer ausgeliefert wurden. FOTOS: Autohaus Badziong, Mercedes-Benz, Opel, Taxi Times, Volkswagen DIE BUS-TAXIS – AUF AUGENHÖHE Zum Glück haben sich damals, als die ersten Bus-Taxis eingesetzt wurden, die Berufsskeptiker (die nehmen den Limousinen die „zweite“ Fahrt weg) nicht durchgesetzt. Denn dank der Bus-Taxis kann das Taxigewerbe heute unter anderem Reisezubringer-, AST- und SEV-Dienste anbieten und die Attraktivität für Disco- oder Flughafenfahrten steigern. Am liebsten setzten Taxi- und Mietwagenunternehmer dafür Minibusse von Volkswagen (T6 Caravelle) und Mercedes (Vito) ein, der Opel Vivaro taucht nur vereinzelt auf. Caravelle und Vito bewegen sich nicht nur in der Gunst der Taxifahrer, sondern auch preislich auf Augenhöhe. Wobei allerdings eine unmittelbare Vergleichbarkeit der Preise sehr schwer ist. Etliche Motorvarianten (mit oder ohne Automatik), ungezählte Bestuhlungsmöglichkeiten (Einzelsitze oder Bank, hintereinander oder gegenüber) und Ausstattungsvielfalt (von Holzklasse bis Businessluxus) führen auch zu einer sehr weiten Preisspanne bei der Anschaffung. Sich hier durch die Preiskataloge zu wühlen, erfordert viel Geduld – oder einen kompetenten Verkaufsberater. PASSAT UND SHARAN – DIE MITLÄUFER FAZIT Mercedes und Volkswagen sind die Marktführer im Taxigewerbe. Dabei ist VW im ländlichen Bereich als Einsatz - fahrzeug für Kranken- und Behindertenfahrten sehr beliebt, während der Stern vor allem in den (Groß-)Städten das Straßenbild prägt. Genau dort aber könnten zukünftige Umweltauflagen mit einem Dieselantrieb irgendwann nicht mehr erreichbar sein. Und dann? Obwohl die Limousine und auch der etwas beliebtere Kombi – von Volkswagen als Variant bezeichnet – ein anderes und preisgünstigeres Fahrzeugseg ment besetzen als der Dauerkon kurrent E-Klasse, kommt der VW Passat nicht über die Rolle des Kronprinzen hi naus – der ewige Zweite bei den Limousinen und Kombis hinter Mercedes und der ewige Taxi- Zweite innerhalb der Pkw-Sparte des Konzerns hinter dem Touran. Immerhin hatte Volkswagen mit der Erdgasvariante ein Allein - stellungsmerkmal gegenüber dem internen Dauerrivalen. Doch die Vergangenheitsform im letzten Satz lässt schon erahnen: Mit der Markteinführung der mittlerweile achten Generation des seit 1973 gebauten Modells gibt es den Passat nur noch als GTE, Diesel und Benziner. Diese Lücke kann der Golf Variant füllen, den es bald mit Erdgasantrieb geben soll. Zwischen dem Siebensitzer Touran und dem Minibus T6 Caravelle besetzt Volkswagen mit dem Sharan ein weiteres Siebensitzersegment. Größer und auch teurer als der Touran, kleiner und günstiger als der Caravelle. Im Taxibereich läuft der Sharan, den es als 2.0 TDI mit 11 PS gibt, solide mit, sodass der Konzern auch für die neueste Generation wieder ein Taxipaket entwickelte. VW CADDY – DAS NUTZFAHRZEUG Außenstehende nehmen es kaum wahr, aber Volkswagen Nutzfahrzeuge mit Sitz in Hannover und Volkswagen Pkw in Wolfsburg sind zwei komplett unterschiedliche Firmen. Das muss man wissen, um zu verstehen, warum manche VW-(Pkw-)Händler nicht wil - lens sind, Auskünfte über den T6 oder den Caddy zu geben. Es erklärt auch, warum sich ein Hersteller mit zwei Marken aus dem gleichen Fahrzeugsegment (Sharan und Caddy) scheinbar kannibalisiert. Der Caddy kommt aus dem Nutzfahrzeug - bereich, doch die in diesem Jahr erschienene vierte Generation liegt hinsichtlich Verarbei - tung, Karosserie und Anmutung auf Pkw- Niveau. Diese Verbesserungen sowie die Tatsache, dass der Caddy jetzt auch mit kleinem Motor als Taxi angeboten wird, sprechen für das Modell aus Hannover. Und beim Fahrzeugkauf sind Sie bei einem der Taxi- Schwerpunkthändler am besten aufgehoben. Die können nämlich beides: Pkw und Nutzfahrzeuge. 6 TAXI SEPTEMBER / 2016 7
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