VERBÄNDE UND ZENTRALEN EIN ENGES GEFLECHT www.taxi-times.com VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 3. QUARTAL 2024 VERBÄNDE UND ZENTRALEN Das Taxigewerbe gilt als kleinzellig, sind doch die einzelnen Betriebe selbst- und eigenständig für ihren Erfolg verantwortlich. Organisiert sind die allermeisten von ihnen in Taxi- und Mietwagenverbänden und in Taxizentralen. So entsteht ein enges Geflecht sowohl auf lokaler wie auch auf Landesebene bis hin zu einer bundesweiten Gewerbevertretung mit europäischen Ausstreuungen. Im Zuge einer Kooperationsvereinbarung berichten zahlreiche Taxiverbände und -zentralen in jeder Taxi Times-Ausgabe von ihren Aktivitäten. Sie tun das auf den folgenden Seiten in Form von eigens verfassten Berichten. Der LTV warnt beispielsweise vor einem Taxisterben. Manche Zentralen und Verbände erzielen Erfolge im Kampf gegen Uber. Und in Berlin hat die dortige Taxizentrale zwei Jahre lang an einem Konzept für eine taxifreundliche Zu- und Abfahrt zum Stadion mitgearbeitet. Ein herzliches Dankeschön von der Taxi Times-Redaktion für diese spannenden Berichte! FOTO: Intax Rhein-Taxi UBER AM FLUGHAFEN D D WESTFALEN DORTMUND DÜSSELDORF MANNHEIM M S STUTTGART LTV TAXISTERBEN AUFHALTEN H HAMBURG THÜRINGEN BAYERN A M AUGSBURG MÜNCHEN B BERLIN CROSSMEDIALES MARKETING ISARFUNK-TAXIZENTRALE Taxi Berlin STADIONZUFAHRT MIT SYSTEM GROSSER MEHRWERT DURCH KAMPAGNEN- UND PROJEKTARBEIT Unser Beispiel aus Hamburg zeigt: Öffentliche Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit sind entscheidend für den Erfolg von Gewerbevertretungen. Die bekannte Kampagne #Mehr- Achtung mit der Ausrüstung von 750 Taxis mit Kopfstützenüberzügen zur Vermeidung von Dooring-Unfällen ist ein tolles Beispiel, wie gezielte Initiativen nicht nur zur Verbesserung der Sicherheit, sondern auch zur Stärkung des Images und der Wahrnehmung der Taxibranche beitragen können. Die Zusammenarbeit mit dem Taxi-Bundesverband bzw. das Teamwork mit vielen kompetenten Menschen aus Werbung, Gewerbe, Presse und Politik war interessant, inspirierend und am Ende auch sehr erfolgreich! Konkret konnten wir das Ansehen von Taxifahrern als verantwortungs- und sicherheitsbewusste Verkehrsteilnehmer verbessern, die Präsenz der Taxen-Union in der Öffentlichkeit erhöhen, den Zusammenhalt innerhalb der Branche verbessern und uns unseren Mitgliedern als aktive und engagierte Vertreter präsentieren. Gemeinsam für #MehrAchtung im Straßenverkehr: Taxen-Union, Hansa- Funk und die Signal Iduna-Versicherung NEUE GEBÜHRENORDNUNG FÜR DIE ANFAHRT „KISS & FLY“ Im Januar informierte der Flughafen Düsseldorf die Taxizentralen darüber, dass bei der Nutzung des Bereichs „Kiss & Fly“ am Abflugterminal eine Anfahrtsgebühr von zwei Euro für Taxis erhoben wird. Bei einer Verweildauer in der Haltezone von mehr als zehn Minuten werden für jede weiteren fünf Minuten zusätzliche fünf Euro fällig. Die maximale Haltezeit beträgt 30 Minuten. Zudem ist eine Codekarte erforderlich, die dem Taxiunternehmen monatlich mit zehn Euro in Rechnung gestellt wird. Nach Gesprächen mit der Flughafenverwaltung wurde den lokalen Taxiunternehmen ein Rabatt von 50 Prozent auf die Einfahrtsgebühr gewährt, wodurch sich die Gebühr von zwei Euro auf einen Euro reduzierte. Diese Reduzierung war jedoch noch nicht ausreichend und führte zu weiteren Verhandlungen. In weiteren Gesprächen, bei denen die schwierige wirtschaftliche Lage des Taxigewerbes in Düsseldorf deutlich gemacht wurde, wurde argumentiert, dass eine zusätzliche Gebührenbelastung unvertretbar sei. Seit der letzten Uber hat am Düsseldorfer Flughafen einen eigenen Abholbereich. Tarifanpassung im Jahr 2015 haben sich die Betriebskosten erheblich erhöht. Es wurde ein Kompromiss gefunden, der es dem Flughafen und dem Parkraumdienstleister APCOA ermöglicht, ihre Einnahmen zu behalten, ohne das Taxigewerbe zusätzlich zu belasten. Der Kompromiss sieht vor, dass die neue Anfahrtsgebühr von zwei Euro im nächsten Taxitarif enthalten sein soll. Bis zur Einführung des neuen Tarifs verzichtet APCOA auf die Abrechnung der Gebühr. Nur wenige Tage später gab eine Pressemitteilung die neue Abholregelung für den Plattformdienstleister Uber bekannt. Dem Unternehmen wurden sechs feste Parkplätze auf dem Parkplatz P12A direkt gegenüber dem Ankunftsterminal B sowie zwei flexible Parkplätze zugewiesen. Etwa zwei Wochen später wurde für Uber am Abflugterminal eine „Pick-up-and-drop-off“-Parkmöglichkeit eingerichtet. Rhein-Taxi hat seit Jahren ähnliche Lösungen zum Abholen von Fluggästen angefragt, diese wurden jedoch stets abgelehnt. FOTOS: Taxen Union, Cwienk 26 3. QUARTAL 2024 TAXI
VERBÄNDE UND ZENTRALEN CROSSMARKETING FÜR TAXIZENTRALEN „Unternehmen, die nicht im Wettbewerb stehen, können sich leisten, auf Werbung zu verzichten. Aber welche Zentrale kann das heute von sich behaupten?“, meint Jürgen Dinter, Marketingleiter der IsarFunk Taxizentrale in München. Mit ihrer erdrückenden Medienpräsenz, ermöglicht durch gut gefüllte Kriegskassen, machen die Plattformanbieter Uber, Free Now, Bolt & Co. den traditionellen Taxivermittlern schwer zu schaffen. AUF DER SUCHE NACH DEM WIN-WIN-EFFEKT Eine Herausforderung für eine Branche, die von der sich verschlechternden Wirtschaftslage im Hotellerie- und Gastgewerbe getroffen wird. In einer Umfrage unter den Münchner Hotels gaben knapp 56 Prozent der Befragten an, dass sich ihre wirtschaftliche Situation im Vergleich zu 2023 spürbar verschlechtert habe. Nur 33 Prozent waren mit der Lage zufrieden, 11 Prozent sahen sie unverändert. Noch gedrückter ist die Stimmung in der Gastronomie. Deutlich gestiegene Personal-, Energie- und Lebensmittelkosten erzwingen Preisanhebungen, die die Verbraucher nicht mitgehen können oder wollen. Die Gäste bleiben aus – und damit die Taxibesteller. IN DER NOT VEREINT – GEMEINSAM STARK Bei IsarFunk will man mit Gegengeschäften den Kunden unter die Arme greifen, auch zum eigenen Vorteil. Das neue digitale Dachschild ist dabei das Werkzeug der Stunde. „Im Rahmen unserer Partnerschaft mit UZE ermöglichen wir z. B. unseren Gastronomiekunden, vergünstigt auf den Bildschirmen zu werben. So stärken wir die Kundenbindung und interessieren Neukunden für uns. Gleichzeitig generieren wir für UZE neue Kontakte und erhöhen die Auslastung der Screens. Das wiederum steigert den Ertrag für den Taxiunternehmer“, erklärt Dinter. Darüber hinaus nutzt IsarFunk die Dachschilder für Werbeeinspielungen im eigenen Interesse, zum Beispiel um Nachtschwärmer mit attraktiven Festpreisen ins Taxi zu locken. Auch regionale Radiosender zeigen sich an der neuen Werbeform interessiert. Sie sind traditionell an Gegengeschäften interessiert und bieten dafür Sendezeit. Für Jürgen Dinter eine Win-win-win-Situation: „Effizienter geht es kaum – als Zentrale profitieren wir von unserer lokalen Vernetzung.“ SACHSEN-ANHALT DROHT VERSORGUNGSENGPASS FOTO: Pixabay, IsarFunk Taxizentrale Die Fachvereinigung Personenverkehr Sachsen-Anhalt im LTV e.V. sendet in Form einer Petition einen Weckruf an die Politik vor einem drohenden Versorgungsengpass an individuellen Gelegenheitsverkehren mit Taxi im ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt. Die Daseinsvorsorge ist in Gefahr. Ministerien, Landratsämter, Kostenträger und Politiker werden aufgefordert, entsprechende Maßnahmen einzuleiten, um den Versorgungsengpass zu verhindern. Die Petition analysiert ausführlich die aktuelle Situation sowie die zukünftige Entwicklung des Taxigewerbes im Land Sachsen-Anhalt. Zwischen den Jahren 2000 und 2020 haben bereits 45 Prozent der Taxiunternehmer ihr Taxigeschäft eingestellt. Die Anzahl der Fahrzeuge mit Taxikonzession ist um 28 Prozent zurückgegangen. Setzt sich dieser Trend bis zum Jahr 2028 fort, wird das immense Auswirkungen auf die Taxidichte haben. Dann wird im Jahr 2028 nur noch ein Taxi für ca. 3.400 Einwohner zur Verfügung stehen. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Die Beförderungsentgelte (Taxitarife) sind in Sachsen-Anhalt auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Taxitarifordnungen (TTO) entsprechen inhaltlich oft nicht den aktuellen Anforderungen für ein wirtschaftliches und nachhaltig erfolgreiches Taxigewerbe. Die Beförderungsentgelte für Krankenbeförderungen sind durch die Kostenträger extrem niedrig gehalten, die vertraglichen Rahmenbedingungen für die Unternehmer sehr unfair gestaltet. Steigender Mindestlohn und gesetzlich vorgeschriebene Investitionen in das TSE-Taxameter sind marktbasierte Gründe für das weitere Reduzieren des Taxiangebots im ländlich strukturierten Raum. Es fehlt zusätzlich an Personal. An dieser Situation wird sich so lange nichts ändern, bis für das Gewerbe Rahmenbedingungen geschaffen sind, die es ermöglichen, Personallöhne deutlich oberhalb des Mindestlohnes zu bezahlen, ohne dabei den Gewinn der Unternehmer zu reduzieren. Dieser liegt gerade bei kleineren Unternehmen aktuell unterhalb des Existenzminimums! Die Petition beinhaltet vielfältige Lösungsvorschläge, um das Taxi- und Mietwagengewerbe zukunftsfähig zu machen. Grundlegend sind stabilisierte und verbesserte Rahmenbedingungen nötig. Dann kann die Mobilität im ländlichen Raum deutlich verbessert, der motorisierte Individualverkehr eingeschränkt und die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum gesichert werden. TAXI 3. QUARTAL 2024 27
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