FAHRZEUGE Mit dem EV9 ist schnelles Laden kein Problem. Beim EV9 kann man zwischen sechs und sieben Sitzplätzen wählen. Der digitale Spiegel ist ein nettes Feature, aber im Taxi will man die Fahrgäste sehen. GROSSARTIG, ABER AUCH ZIEMLICH GROSS Mit dem EV9-Taxi hat Kia ein echtes Statement gesetzt. Bereits optisch sticht der Wagen aus der Masse heraus. An sich keine schlechte Eigenschaft für den Taxistand. Eindrücke einer elektrischen Testfahrt. Ein vollelektrisches Taxi, das Platz für bis zu sieben Personen bietet und auch optisch auffällt, ist eine echte Rarität auf dem deutschen Taximarkt. Der EV9 bietet auf 5,01 Metern Länge einiges für sein Geld. Der unserer Redaktion zur Verfügung gestellte Testwagen kommt beinahe mit einer vollen Ausstattung daher. Zwei Motoren, 100 kWh-Akku und die GT- Line-Ausstattung lassen kaum noch weitere Extras zu, was sich natürlich auch im Preis zeigt. In dieser Variante mit knapp 400 PS kostet das Fahrzeug ohne Taxipaket rund 70.588 Euro netto. Natürlich geht es auch günstiger. Den Einstieg bildet der EV9 RWD für 60.915 Euro netto. Er ist mit nur einem Motor ausgestattet, der die Hinterräder antreibt, und liefert nur die Hälfte der Leistung. Ob die 200 PS dann ausreichen, um das Schwergewicht mit 2,5 Tonnen Leergewicht angemessen zu bewegen, muss jeder für sich entscheiden. Aber warum nicht? Glücklicherweise kommt es bei einem Taxi aber in erster Linie nicht auf die Fahrleistung an. Der Testwagen mit der doppelten Leistung ist in jedem Fall kräftig genug, um die Fahrgäste beim schnellen Beschleunigen bis ins Mark zu erschüttern. Auch wenn das Exterieur fast schon martialisch erscheinen mag, im Innenraum ist der EV9 sehr auf Komfort ausgelegt. Auf Wunsch kann der Wagen als Sechs- oder als Siebensitzer konfiguriert werden. Die Version mit sechs Sitzplätzen kann optional wahlweise entweder mit einer drehbaren Vis-à-vis- oder mit einer Relax-Bestuhlung ausgestattet werden. Im Testwagen war die zweite Sitzreihe drehbar, was aber nur sinnvoll erscheint, wenn der EV9 noch zwanzig Zentimeter länger wäre. So kann man seine Füße bei gedrehtem Stuhl nur schwer unterbringen. In Fahrtrichtung ist mehr als ausreichend Platz vorhanden. DISPLAY ODER RÜCKSPIEGEL Die Taxiumrüstung wird – wie bei den anderen Kia-Taximodellen auch – bei Intax in Oldenburg durchgeführt und kostet inklusive Folierung 1.690 Euro. Im Testwagen war ein Hale Microtax-07 Taxameter verbaut. Ein Spiegeltaxameter wäre theoretisch auch möglich, allerdings würde dann der werksseitig verbaute Rückspiegel ersetzt – was sehr schade wäre, denn eben jener werkseitige Rückspiegel ist als Monitor ausgelegt und gibt auf Wunsch anstelle des Spiegelbilds ein Kamerabild wider. Natürlich kann der Spiegel auch herkömmlich genutzt werden, um den Blickkontakt mit den Fahrgästen zu halten. Ein unverzichtbares Extra ist das Panoramadach, welches nur in Kombination mit einem vorderen Schiebedach bestellbar ist. Es bringt viel Licht in den Innenraum und sorgt für ein angenehmes Raumgefühl. Auch wenn Kia bei dem Testwagen einen durchschnittlichen Verbrauch von über 22,8 kWh auf 100 Kilometern angibt, ist der Wagen durchaus auch sparsamer zu bewegen. Unter 20 kWh sollten möglich sein. An der Ladesäule gibt es für den EV9 Bestnoten. Dank 800-Volt-Technologie, wie man sie auch schon im kleineren Bruder EV6 kennt, sollen Ladeströme über 200 kW möglich sein. So soll innerhalb einer Viertelstunde ausreichend Energie für knapp 250 Kilometer nachgeladen werden können. Seine Größe sorgt einerseits für Präsenz im Straßenverkehr. Allerdings ist der Wagen inklusive der Spiegel 2,26 Meter breit. Auf engen städtischen Straßen ist dann bei Gegenverkehr kein Durchkommen mehr. Allein durch seine schiere Größe ist der EV9 als Taxi fast ohne echte Konkurrenz. Um einen Vergleich heranziehen zu können, muss man außerhalb des Taxikosmos schauen. Der viel teurere BMW X5 bietet bei gleichen Außenabmessungen deutlich weniger Platz im Innenraum. In der großen Taxi-Flotte wird der EV9 vermutlich nicht anzutreffen sein, aber für den individuellen Taxiunternehmer, der günstig Strom laden kann, könnte der Kia EV9 durchaus eine interessante Alternative sein. sg FOTOS: Taxi Times 42 3. QUARTAL 2024 TAXI
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