TAXIZENTRALEN INTERVIEW MIT DEM VORSTAND DER STUTTGARTER TAXIZENTRALE UND DEM PRÄSIDENTEN VON FREE NOW ZUSAMMENARBEIT FÜR MEHR QUALITÄT Die Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart (TAZ) und der Fahrtenvermittler Free Now haben eine Kooperation verkündet. Künftig sollen alle Fahrten, die über die Free-Now-App bestellt werden, an die Stuttgarter Taxizentrale weitergeleitet und von dort vermittelt werden. Dazu werden Free Now und FMS (Softwarepartner der TAZ) in den nächsten Wochen eine Schnittstelle entwickeln, die eine automatisierte Übernahme der Free-Now-Bestellungen im System der TAZ ermöglicht. Eine Übergabe der Bestellungen an die Stuttgarter Taxizentrale soll dann ab dem vierten Quartal 2024 möglich sein. Iordanis Georgiadis, Vorstand der TAZ, und Alexander Mönch, Präsident von Free Now, erläutern dazu in einem Interview mit Taxi Times die Hinter- und Beweggründe. Kurze Info vorweg: Herr Georgiadis ist überall als „Danis“ bekannt und er bat uns darum, auch im Interview diesen Namen zu verwenden. DANIS: Die Kooperation gilt auch für die Partnerzentralen, deren Aufträge wir mitvermitteln: Ludwigsburg, Waiblingen, Göppingen, Neu-Ulm, Aalen, Kitzingen, Heilbronn und Mages-Filderstadt. MÖNCH: Dadurch wird unsere App attraktiver für unsere Fahrgäste. Viele davon sind Geschäftsreisende, die in der Region unterwegs sind. Inwiefern verbessert die Zusammenarbeit die Qualität? MÖNCH: Wir werden gemeinsam das Feedback in unserem Bewertungssystem auswerten und die Erkenntnisse daraus fließen dann in neue wie auch in die bewährten Schulungskonzepte der TAZ ein. DANIS: Über die App-Bestellungen in unserem FMS-System bekommen wir ebenfalls Kundenbewertungen. Beides legen wir nun zusammen und können daraus dann erkennen, wenn manche Fahrer von uns noch zusätzliche Unterstützung benötigen. TAXI TIMES: Danis und Herr Mönch, Sie überraschen die Taxibranche mit einer Kooperation. Künftig werden alle Stuttgarter Free-Now-Bestellungen direkt an die Taxizentrale TAZ weitergeleitet. Wie kam es zu dieser Partnerschaft? ALEXANDER MÖNCH: Danis und ich kennen uns seit vielen Jahren und haben uns über die Branche auch immer wieder ausgetauscht. Dabei haben wir festgestellt, dass wir bei den grundsätzlichen Ansichten sehr eng beieinanderliegen. Die konkrete Idee einer Zusammenarbeit entstand dann vor gut einem Jahr. DANIS: Selbst zu Zeiten, als wir sogar gerichtlich gegenüberstanden, ist der Respekt voreinander nie ausgeblieben. Am Ende des Tages muss man sich auch den Gegebenheiten anpassen. Für uns als TAZ war ausschlaggebend, dass wir die Taxizentrale mit digitalen Partnern in die Zukunft führen wollen. Was versprechen Sie sich beide davon? DANIS: Eine höhere Auslastung und eine deutlich höhere Qualität. MÖNCH: Die Überschrift dieser Kooperation ist: „Aus dem Gegenüber wird ein Miteinander.“ Wir versprechen uns eine bessere Verfügbarkeit, schnellere Anfahrtszeiten und neue Bediengebiete. Bediengebiete im Plural? Wird man auch gewerbepolitisch an einem Strang ziehen? MÖNCH: Ja, auch das ist vereinbart. Wenn wir künftig gemeinsam und aufeinander abgestimmt gegenüber der Stadt unsere gewerbepolitischen Forderungen vortragen, bekommt das eine ganz andere Kraft als bisher. Was fordern Sie gemeinsam? MÖNCH: Einen fairen Wettbewerb, unsere ablehnende Haltung gegenüber Sozialdumping und die Einführung von flexibleren Taxitarifen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Und natürlich auch das Mindestentgelt für Mietwagen. Free-Now-Kunden können jederzeit bargeldlos bezahlen. Was passiert, bis das Geld, das von Free Now beim Kunden abgebucht wird, letztendlich auf dem Konto des Taxiunternehmers landet? MÖNCH: Wir als Free Now nehmen die bargeldlosen Umsätze ein und schütten sie wöchentlich an unsere Vertragspartner aus. Das sind dann aber nicht mehr die einzelnen Vertragspartner, sondern ab dem vierten Quartal die TAZ. DANIS: Auch wir haben geplant, die Option einer wöchentlichen oder einer vierzehntägigen Überweisung anzubieten – so wie wir FOTOS: Free Now, Taxi Times 44 3. QUARTAL 2023 TAXI
TAXIZENTRALEN Alexander Mönch von Free Now (links) und Danis von der Taxizentrale Stuttgart (rechts) es beispielswiese auch bereits bei bargeldlosen Zahlungen mit dem Anbieter SumUp machen. Weiß der Taxiunternehmer bzw. dessen Fahrer, dass es sich bei dieser Bestellung um einen Free-Now-Auftrag handelt? DANIS: Während des Fahrtangebots weiß der Fahrer das noch nicht. Hat er den Auftrag angenommen, dann wird er sehen, dass ein Free-Now-Kunde bestellt hat. Durch diese Kooperation bekommen die Stuttgarter Free- Now-Partner keine Fahrten mehr über App – außer sie schließen sich bei der TAZ an. MÖNCH: Genau darüber werden wir jetzt alle unsere bisherigen Stuttgarter Partner informieren. Ab dem vierten Quartal werden wir als Free Now dann kein Vertragspartner mit den einzelnen Taxiunternehmern mehr sein. Die meisten dieser Fahrer fahren bisher schon Doppelfunk, nur eine Minderheit ist aktuell ausschließlich bei uns angemeldet. Werden diese Fahrer in die TAZ aufgenommen? DANIS: Ja, die bekommen alle ein niedrigschwelliges und faires Angebot zur Mitgliedschaft in der TAZ. Das basiert auf einem Beschluss mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat. Wir sind uns mit Free Now einig, dass wir diese Unternehmer nicht verlieren und erst recht nicht in die Hände anderer Plattformvermittler treiben wollen. Gibt es schon erste Signale dieser Unternehmer? DANIS: Erste Einzelgespräche haben wir bereits geführt und dabei positive Signale erhalten, dass diese Kollegen zurückkehren wollen. Free Now hat angekündigt, sich deutschlandweit bis Jahresende aus der Mietwagenvermittlung zurückzuziehen. Wie sieht das in Stuttgart aus? Werden dort über die App derzeit Mietwagenbestellungen angeboten? MÖNCH: Nein, wir vermitteln in Stuttgart schon seit Längerem keine Mietwagen mehr. Es ist richtig, dass wir uns generell aus der Mietwagenvermittlung zurückziehen. Wir investieren schon seit 2023 nicht mehr in den Mietwagen mit Fahrer – mit der Konsequenz, dass wir damit für die jeweiligen Unternehmer schon länger nicht mehr erste Wahl sind. Die Anzahl unserer vermittelten Mietwagen-Fahrten sinkt von Monat zu Monat. Was wir jetzt schon sehen: Wir können den Verlust der Mietwagentouren durch einen Anstieg an Taxibestellungen überkompensieren. Wir wollten Fahrgäste aus dem Mietwagen wieder ins Taxi bringen. Diese Strategie ist bisher aufgegangen. Wie konnten die TAZ-Mitglieder und Teilnehmer überzeugt werden? DANIS: Wir haben unser Vorhaben gegenüber unseren Mitgliedern transparent kommuniziert, dann über diese Kooperation abstimmen lassen und 74,4 Prozent Zustimmung erhalten. Es war auch eine Zustimmung zu unserer Vision, uns als Taxizentrale in den nächsten fünf Jahren so aufzustellen, dass wir auch die Kunden ansprechen, die digital unterwegs sind. Der Kunde möchte keine 20 Apps, sondern nur eine App, über die er städteübergreifend ein Taxi bestellen kann. Zu welchem Preis werden die Fahrten von Free Now eingekauft? DANIS: Wir bezahlen für die Free-Now-Aufträge einen fairen Preis, der wirtschaftlich vertretbar ist und sich im Rahmen dessen bewegt, was uns auch andere Aufträge kosten. Werden Sie Taxibestellungen künftig gemeinsam bewerben? MÖNCH: Wir wollen diese Zusammenarbeit durch gemeinsame Aktionen noch sichtbarer machen und noch mehr Menschen für das Taxi gewinnen. DANIS: Zusätzlich werden wir an den Fenstern der Taxis einen Aufkleber mit unseren beiden Logos platzieren, sodass der Kunde genau weiß, dass dieses Taxi sowohl Kunden der Taxizentrale als auch von Free Now bedient. Wird Free Now trotzdem noch Rabattaktionen durchführen? MÖNCH: Gutscheine werden auch künftig eingesetzt, wenn wir auf bestimmte Markt- und Wettbewerbssituationen reagieren müssen. Das wird dann aber abgestimmt und gemeinsam mit der TAZ erfolgen. Genauso werden wir künftig auch gemeinsame Pressearbeit durchführen. Das begann schon mit einer gemeinsamen Presseerklärung zu dieser Kooperation und wird immer u TAXI 2. QUARTAL 2023 45
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